In meiner diesjährigen Mission, mich durch alle Zamonien-Romane durchzulesen bin ich nun beim kurzen Briefroman "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" angelangt. Es handelt sich dabei um einen Brief, den der berühmte zamonische Dichter und Autor vieler Moers-Romane Hildegunst von Mythenmetz auf der Insel Eydernoorn an seinen Brieffreund Hachmed Ben Kibitzer schreibt. Im typischen Stil einer "Mythenmetzschen Ausschweifung", vertieft er sich auf 112 Seiten im Thema das Thema Weihnachten – oder besser gesagt "Hamoulimepp", wie das Fest in Zamonien heißt...
Wichtig zu wissen - um keine falschen Erwartungen an das Buch zu bekommen - ist, dass es sich hier um keinen klassischen Zamonien-Roman mit Handlungsstrang handelt. Stattdessen erwartet die LeserInnen vielmehr eine humorvolle und bis ins kleinste Detail ausgebreitete Beschreibung der seltsamen Bräuche und der Lebensweise der Lindwürmer auf der Lindwurmfeste. So erfahren wir beispielsweise einiges über zamonische Weihnachtsmusik, kulinarische Spezialitäten der Lindwurmfeste aber auch über Traditionen wie das Bücher-Räumaus, das feuerlose Feuerwerk oder das Gestalten von Hamoulimeppbäumen oder Schuppenpuppen. Dadurch wird ein weiteres kleines Puzzleteil im großen Gesamtbild des bunten Zamoniens eingefügt, wer mit einer packenden Handlung mit großen Wendungen oder originellen Ideen rechnet, wird allerdings unweigerlich enttäuscht werden.
Man darf also inhaltlich nicht zu viel von der Novelle erwarten, zumal einige der 112 Seiten durch vorangestellte Erklärungen und den angehängten Illustrationen in Beschlag genommen werden, sodass der eigentliche Brief nur um die 50 Seiten lang ist. Doch da die Zusatzmaterialien sowie die gesamte Gestaltung mal wieder ein wahrer Augenschmaus sind, kann man das dem Autor gerne verzeihen. Die Illustrationen stammen diesmal wieder von Lydia Rode, die erneut mit Bildern in zarten Wasserfarben bezaubert, wie man es bereits aus "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" kennt. Die bunten, detailreichen Illustrationen tragen wunderbar zur Stimmung des Buches bei und bieten zusätzliche Eindrücke der zamonischen Welt, die wir sonst nur im grotesken schwarz-weiß-Stil des Autors selbst sehen. Allerdings sind die Illustrationen nicht in den Brief selbst integriert, sondern in "taxonomischen Tafeln" im Anhang zusammengefasst. Das resultiert zwar in ein bisschen viel Geblättere, die gesammelte Darstellung, die die Briefform erhält, ist aber auch schön anzusehen. Aufgrund der hochwertigen Gestaltung kann ich empfehlen, das Buch unbedingt im Print-Format zu kaufen!
So ist "Weihnachten auf der Lindwurmfeste" zwar weder ein handlungsmäßig spannender noch erzähltechnisch origineller Roman, aber unterm Strich doch eine wunderbare Lektüre für zwischendurch, die sich perfekt dazu eignet, die Wartezeit auf den nächsten großen Zamonien-Roman zu überbrücken. Optimal ist es natürlich, das Buch zur Weihnachtszeit zur Hand zu nehmen, wenn man angesichts absurder Traditionen oder stressiger Hektik ein wenig Dampf ablassen und über die vielen Parallelen zu unserem Weihnachtsfest schmunzeln möchte. Denn genauso liest es sich auch - als hätte der Autor beim Schreiben von "Die Insel der Tausend Leuchttürme" selbst ein wenig Frust über die Weihnachtszeit angesammelt und diese in diesem Büchlein verarbeitet. Fans des Zamonien-Universums würde ich das Buch also ans Herz legen, für Neueinsteiger würde ich aber einen seiner handlungsstarken Romane, z.B. "Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär", empfehlen.
Fazit
Ein schön illustriertes Zwischenspiel für Fans, die auf den nächsten großen Zamonien-Roman warten!