Cover-Bild Das rote Kanu
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Polar Verlag
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 396
  • Ersterscheinung: 15.07.2024
  • ISBN: 9783910918023
Wayne Johnson

Das rote Kanu

Karen Witthuhn (Übersetzer)

Buck besuchte vor vierzig Jahre ein katholisches Internat außerhalb des Reservats. Dort wurde er Michael Fineday genannt. Sein Ojibwe-Name jedoch lautet Miskwa‘doden (Roter Hirsch). Er verdient seinen Lebensunterhalt als Schreiner und Bootsbauer in der Nähe der Shakopee Mdewakanton Sioux Community in Minnesota und hat gerade die Scheidungspapiere von seiner Frau Naomi erhalten, die genug von seinem Retterkomplex und den Gefahren hat, die er heraufbeschwört.
Er verbringt seine Tage allein, bis ein fünfzehnjähriges Mädchen auftaucht, das von einem Kanu angezogen wird, das Buck baut. Lucy‘s Ojibwe-Name lautet Gage‘ bineh (Ewiger Vogel). Sie lebt allein in einem Wohnwagen mit ihrem Vater, einem örtlichen Polizisten, der aufgrund des Irakkriegs mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat. Seit dem Tod ihrer Mutter wird sie von den Polizeikollegen ihres Vaters systematisch belästigt und vergewaltigt. Ihr wurde gedroht,
dass ihr Vater die Konsequenzen tragen müsse, sollte sie jemals etwas sagen. Buck spürt, dass Lucy in Schwierigkeiten steckt, und zögert nicht, ihr anzubieten, zusammen mit ihm ein Kanu zu bauen. Als Lucys beste Freundin ermordet wird, fürchtet sie um ihr eigenes Leben und wendet sich hilfesuchend an Buck.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2024

Interessant

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Ein interessanter und spannender Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Schon das Cover hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Story fand ich informativ und originell mit besonderen Momenten. ...

Ein interessanter und spannender Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Schon das Cover hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Story fand ich informativ und originell mit besonderen Momenten. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, auch sehr detailreich. So hat man oft das Gefühl vor Ort zu sein. Das Buch ist ein schönes Gesamtpaket, das ich sehr gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Spannung mit erschreckender Thematik

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Buck lebt nach der Trennung von seiner Frau wieder im Haus seines verstorbenen Vaters, in dem er eine Tischlerei betreibt. Während der Arbeit an einem Boot steht plötzlich die fünfzehnjährige Lucy in seiner ...

Buck lebt nach der Trennung von seiner Frau wieder im Haus seines verstorbenen Vaters, in dem er eine Tischlerei betreibt. Während der Arbeit an einem Boot steht plötzlich die fünfzehnjährige Lucy in seiner Werkstatt und Buck merkt direkt, dass das junge Mädchen, das so bemüht ist cool zu wirken, große Angst hat und dringend Hilfe braucht. Eigentlich hat Buck für solche Dinge grad gar keinen Nerv, ist er doch selber kurz davor seiner Existenz ein Ende zu setzen.

Der Kriminalroman beginnt recht verhalten, erstmal fast im Stil einer Charakterstudie. Der Leser lernt die verschiedenen Figuren kennen, taucht ein in ihre aktuelle Lebenssituation, erfährt mehr über ihren Gemütszustand und die Dinge, die zu diesem geführt haben. Allerdings bleibt der Autor hier oft bewusst vage. Man bekommt natürlich mit, dass die Trennung Buck schwer getroffen hat, das sie nicht von ihm ausging, sondern von Naomi, seiner Frau. Man erfährt aber nur andeutungsweise, was der Grund für die Trennung gewesen ist, nur eben so viel, dass klar wird was für ein Mensch Buck ist, das er nicht aus seiner Haut kann und dass das, was im Verlauf der Geschichte folgt, wohl so, oder so ähnlich schon öfter passiert ist. Etwas, dass Naomi Bucks "Retterkomplex" nennt. Und da ist Lucy, die mit ihrem unter ptBs leidenden Vater in einem Trailerpark lebt und nun Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, ausgerechnet durch Polizeikollegen ihres Vaters.

Das Buch greift mehrere brisante Thematiken auf. Die Hauptfiguren Buck und Lucy sind Angehörige der nativ Amerikans, es ist statistisch belegt, dass gerade Frauen dieser Bevölkerungsgruppe überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt, auch sexueller Gewalt werden und das diese Vergehen oft nicht, oder nur unzureichend durch die Behörden untersucht werden. Noch all zu oft wird das Verschwinden einer jungen Frau hier als Weglaufen ausgelegt, der Fall nicht weiter verfolgt, oder, die oft weißen, Täter werden durch Freunde gedeckt und entgehen der Strafverfolgung. Zudem ist das Thema des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch ihnen nahestehende Personen ein hochaktuelles, egal welcher ethnischen Gruppe sie angehören. Hier wird dies noch mit organisierter Kriminalität verwoben, häuslicher Gewalt, Traumata nach einem Militäreinsatz, Rassismus und Homophobie.

Zugegebenermaßen ist das vielleicht ein bisschen viel von allem innerhalb dieser recht kleinen Personenkreises und zugegebenermaßen bedient sich der Autor hier auch an mehr als einem Klischee. Der Vater, mit PTBS aus Afghanistan zurückgekommen, trinkt und schlägt seine Frau, seine Kumpels vom Militär, die als Polizisten gern mal ihre Stellung missbrauchen. Lucys Freunde aus der Schule, Booker, der coole, afroamerikanische Sportlertyp, dem allein durch seine Herkunft und durch seine Karriere als Schulschwänzer schon das Wort jugendlicher Straftäter auf die Stirn tätowiert ist und Ryan, der superintelligente, schüchterne Asiate, der sich hinter der Maske des Authisten versteckt, weil es so leichter ist den Anfeindungen zu entgehen, die seine Herkunft und seine ärmlichen Verhältnisse unweigerlich im Schulalltag der amerikanischen Kleinstadt nachsichziehen.

Ich nehme dem Autor das, mit ein paar kleinen Abstrichen, durchaus ab. Diese Gruppe "Looser", die sich zusammengefunden hat und die Geheimnisse teilt, die man keinem erzählen kann und die im Notfall für einen da ist wenn man Hilfe braucht. Der Stoff aus dem schon viele gute Geschichten geworden sind und eine gute Geschichte ist das hier durchaus. Auch wenn ich wenig über Bucks Hintergründe, seine Vergangenheit erfahre ist er für mich die typische "Lone Ranger" Figur, der einsame Held, der schon jede Menge Dreck gefressen hat, der schon mehr als einen Schicksalsschlag erlebt und überlebt hat, der eben nicht tatenlos danebenstehen kann, wenn jemand seine Hilfe braucht. Tatsächlich habe ich beim Lesen an Filme wie "Gran Torino" denken müssen (wobei ich hier die Figur von Buck nicht mit Clint Eastwood vergleichen möchte), oder auch Thriller wie "Jack Reacher", oder auch "The Mother". Alles Szenarien, in denen die Hauptfigur eher unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen wird, sich dem aber aus Liebe und Ehrgefühl eben nicht entziehen kann. Klar, Klischee in Reinkultur, aber eben auch der Stoff für Spannung und actiongeladene Unterhaltung und auf diese Action steuert man im zweiten Teil des Kriminalromans unausweichlich zu.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Thematik ist hochaktuell und lässt den Leser nicht kalt. Die Figuren sind gut gezeichnet, auch wenn ihre Vergangenheit meist im Dunkeln bleibt und der Autor es hier dem Leser überlässt sich, anhand von Hinweisen, seine eigenen Gedanken zu machen. Lucy ist eine sehr starke Figur, gerade auch in ihrer Widersprüchlickeit. Die schwierige Beziehung zu ihrem Vater ist gut herausgearbeitet, man spürt beim Lesen die Anspannung unter der sie steht, wie sie in der Enge des Trailers jedes Wort ihres Vaters, jede seiner Bewegungen, jedes Verziehen des Mundwinkels in sekundenschnelle auf Anzeichen der Verärgerung analysiert, immer kurz davor, dass die Stimmung kippt. Ich kann mir diese Situationen unheimlich gut verfilmt vorstellen, wenn die Schauspieler nur mit ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Gestik diese Stimmung erzeugen müssen. Generell glaube ich, dass der Stoff des Buches gut verfilmbar wäre, einfach weil die Actionszenen zum Ende hin richtig gut am Bildschirm rüberkommen würden.

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Wayne Johnson - Das rote Kanu

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Wayne Johnson - Das rote Kanu
(Polar Verlag)

- anspruchsvolles, emotionales und vielschichtiges Sozialdrama, das zum Thriller metamorphosiert -

Shakopee, Minnesota, Anfang Winter. Der Indigene Bootsbauer ...

Wayne Johnson - Das rote Kanu
(Polar Verlag)

- anspruchsvolles, emotionales und vielschichtiges Sozialdrama, das zum Thriller metamorphosiert -

Shakopee, Minnesota, Anfang Winter. Der Indigene Bootsbauer und Zimmermann Michael "Buck" Fineday zieht Ärger und kaputte Typen an, wie die Scheiße Fliegen. Das Leben, das er führt, hat seine Frau Naomi Louise Weston sowas von satt, dass sie prompt die Scheidung einreicht. Auch Buck selbst ist des Lebens überdrüssig. Am liebsten würde er es auf der Stelle beenden. Doch der Himmel behält ihm eine Aufgabe vor. Die knapp 15 Jahre junge Halbwaise Lucy Walters kommt zu ihm in die Werkstatt. Dass sich jemand auf perverse Weise an ihr vergriffen haben muss, ist für Buck unübersehbar. So, wie auch ihre tiefsitzende Scham. Er bietet dem ebenfalls nativen Mädchen an, ihr den Bootsbau beizubringen und will gleichzeitig herausfinden, wer dem Mädchen diese Unsäglichkeiten angetan hat.

Ein anspruchsvolles, emotionales und vielschichtiges Sozialdrama stellt uns der Polar Verlag, mit "Das rote Kanu", von Wayne Johnson vor. Der US-Amerikaner indianischer und europäischer Abstammung, wuchs auf der Südseite von Minneapolis und in der nördlichen Seenregion von Minnesota, in den Reservaten White Earth und Red Lake auf. Er weiß also, wovon er schreibt, wenn es um die Probleme und inneren Kämpfe indigener Amerikaner, in und außerhalb der Reservate geht. Doch in dem 2022, im Original unter dem Titel "The Red Canoe" erschienenen, tiefgründigen Sozialdrama mit Thriller-Elementen, bekommt Buck die Probleme an sich herangetragen und wird dadurch über kurz oder lang zum Handeln gezwungen. Ein Handeln, durch das nicht zuletzt sein eigenes Leben vollkommen aus den Fugen gerät. Intrigen werden gesponnen, Anschläge verübt, es wird regelrecht Jagd auf die Protagonisten gemacht, denn ihre Gegner sind mächtig und fahren richtig große Geschütze auf.

Lucy, die gemeinsam mit ihrem Vater, dem örtlichen Polizisten Lee Walters, in einem Trailer in unmittelbarer Nähe zum Shakopee Mdewakanton Sioux Community Reservat wohnt, lebt ein trostloses Leben. Hineingeboren in eine kaputte Welt, aufgewachsen in einem Milieu voller Missbrauch und Gewalt, schenkt ihr lediglich ihre unbeschwerte und drogenverstrahlte Freundin Jean eintausend Lichtblicke am Tag. Das Verhältnis der beiden Mädchen ist wirklich rührend und einfühlsam verfasst. Außerdem spendet ihr die freundschaftliche Beziehung zu Buck, welche aufgrund ihrer beider Ojibwe-Zugehörigkeit eine tiefgehende Verbundenheit ausstrahlt, sowie zu ihren Schulkameraden Booker und Ryan, Trost in diesen schweren Zeiten. Aufgrund langjähriger sexueller Übergriffe und Drohungen leidet Lucy unter einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung. Sie wird häufig von Suizidgedanken geplagt. Ihr ganzes Leben ist eine lose Aneinanderreihung von Katastrophen. Lucy und ihr Vater Lee, der nach diversen Kriegseinsätzen an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet, lieben einander zwar, können sich jedoch gegenseitig nicht offenbaren. Und so bleiben Geschehnisse, Intrigen, Kausalitäten und Gefühle viel zu lange im Verborgenen. Und als Lucys Freundin Jean ein unverzeihliches Fiasko widerfährt, wird die sich gewahr, dass auch ihre beste Freundin das Schicksal einer Meute voller Perverser teilt. Buck versucht nach wie vor Lucy und ihren Freunden zu helfen, was auch ihn in tödliche Gefahr bringt. Aber Buck, Lucy, Booker und Ryan sind durchaus wehrhaft. Und mit einem Mal überschlagen sich die Ereignisse, was sämtliche Akteure zum Handeln zwingt.

Die Taten werden zwar nicht explizit beschrieben, aber Lucys innere Zerrissenheit und die damit einhergehenden psychischen Probleme, die ihr aufgebürdet werden, sind schon verdammt harter Tobak. Das Ganze ist aufgrund der eigens angeregten Fantasie seelisch schwer zu reflektieren und zu ertragen. Man kann sich gut in die Protagonisten hineindenken, in ihre Gefühle, ihr Denken, ihr Handeln. Wayne Johnson färbt seine Charaktere geradezu gefühlvoll ein und nutzt eine zeitweise stakkatohaft straighte, oftmals gedankenüberlagerte Schreibe, die stellenweise etwas holprig ist und schon mal für Verwirrung sorgen kann, aber zu keinem Zeitpunkt verkopft rüberkommt. Der Autor, der heute in Utah lebt, baut sein Storyboard subtil und immer bedrohlicher auf, hält alles etwas vage, rückt nicht sofort mit der Sprache raus und erzeugt dadurch ein geheimnisvoll beklemmendes Flair. Wayne Johnson führt seine Akteure ganz allmählich ein, stärkt so die Bindung zum Leser und setzt erst relativ spät auf Spannung und Action. "Das rote Kanu", welches mit 396 Seiten zu Buche schlägt, ist eine, rasant vom Sozialdrama zum Thriller metamorphosierende Lektüre mit Nachklang.

(Janko)

https://www.waynejohnsonauthor.com

Brutalität/Gewalt: 54/100
Spannung: 61/100
Action: 51/100
Unterhaltung: 84/100
Anspruch: 40/100
Atmosphäre: 60/100
Emotion: 63/100
Humor: 05/100
Sex/Obszönität: 34/100

https://lackoflies.com" target="_blank">https://lackoflies.com - Wertung: 83/100

https://lackoflies.com" target="_blank">https://lackoflies.com - Altersempfehlung: ab 16 Jahren (aufgrund der allgemeinen Thematik)

Wayne Johnson - Das rote Kanu
Polar Verlag
Kriminalroman
ISBN: 978-3-910918-02-3
396 Seiten
Gebundene Ausgabe
Originaltitel: The Red Canoe (2022)
Aus dem amerikanischen Englisch von Karen Witthuhn
Erscheinungstermin: 01.07.2024
EUR 26,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Das rote Kanu" beim Polar Verlag: https://polar-verlag.de/produkt/wayne-johnson-das-rote-kanu/

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Veröffentlicht am 23.08.2024

Mäßig spannend und oberflächlich

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REZENSION - „Für die, die zum Schweigen gebracht wurden, die kein Gehör fanden, die keine Stimme hatten.“ Diese Widmung hat der amerikanische Schriftsteller Wayne Johnson (68) seinem Kriminalroman „Das ...

REZENSION - „Für die, die zum Schweigen gebracht wurden, die kein Gehör fanden, die keine Stimme hatten.“ Diese Widmung hat der amerikanische Schriftsteller Wayne Johnson (68) seinem Kriminalroman „Das rote Kanu“ vorangestellt, der im Juli beim Polar Verlag erschien. Damit wird deutlich, dass es in der Geschichte um Native Americans geht: Michael Fineday, genannt Buck, der in der Sprache der Ojibwe eigentlich Miskwa‘doden (Roter Hirsch) heißt, handelt kontrolliert und methodisch, während die 15-jährige Lucy, deren Ojibwe-Name Gage‘bineh (Ewiger Vogel) ist, als emotional, impulsiv und waghalsig geschildert wird.
Buck, aufgewachsen und erzogen in einem katholischen Internat außerhalb des Reservats, lebt, inzwischen von seiner Frau Naomi getrennt, als Möbeltischler und Bootsbauer in einem Haus mit Werkstattschuppen in der Nähe des Shakopee Mdewakanton Sioux Reservats in Minnesota. Grund für die bevorstehende Scheidung war sein „Retterkomplex“ und die damit verbundenen Gefahren, kümmerte sich Buck doch mehr um andere als um sein Leben mit Naomi. Eines Tages taucht die schüchterne Lucy bei ihm auf. Sie ist die Tochter eines Ortspolizisten, der seit seiner Soldatenzeit im Irak-Krieg und dem Tod seiner Ojibwe-Ehefrau, die bei einem Autounfall mit Fahrerflucht ums Leben kam, mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen hat. Vater und Tochter leben im Reservat in einer armseligen Wohnwagensiedlung.
Nur sehr langsam baut sich zwischen Buck und Lucy ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis auf. Erst als sie sich in ihrer Muttersprache der Ojibwe unterhalten, fühlen sich beide seelisch verbunden. In Bruchstücken erfährt Buck nun, dass Lucy von den Kollegen ihres Vaters regelmäßig sexuell belästigt und missbraucht wird. Die Polizisten drohen dem Mädchen, ihren Vater umzubringen, sollte sie ihm etwas verraten. Buck spürt Lucys Hilflosigkeit und bietet ihr seine Hilfe an. Als Lucys beste Freundin Jean mit einer Drogen-Überdosis ermordet wird, spitzt sich die Situation zu.
Wayne Johnsons Krimi, dessen Kapitel jeweils zwischen Buck und Lucy als Hauptpersonen wechseln, ist zweigeteilt: Im ersten Teil, für dessen Lektüre man sehr viel Geduld aufbringen muss, erfahren wir nur zögerlich von Bucks Helfersyndrom und Lucys Leidensweg. Vieles wird nur angedeutet, bleibt im Unklaren, so dass sich erst ganz allmählich ein Bild zusammensetzt. Irgendwann wird allerdings erschreckend deutlich, dass es ausgerechnet der Polizist „Onkel Arn“ ist, der sich – nach einem geheimnisvollen Ersttäter, der Lucy eine Kette mit Kreuz umgehängt hat – als Zweiter am Mädchen vergangen hat, gefolgt von einigen Kollegen. Die Tragik für Lucy ist, dass ausgerechnet Polizisten, denen sie sich eigentlich hilfesuchend anvertrauen sollte, in diesem Fall die Täter sind. Deshalb sucht sie Schutz und Hilfe bei Buck. „Er wird ein ersehnter moralischer Kompass in einer scheinbar völlig unmoralischen Welt“, formuliert es US-Schriftsteller Jon Bassoff in seinem Nachwort, in einer Welt voller Rassismus, Frauenhass, Missbrauch und Pädophilie.
Während der Autor im ersten Teil seines Krimis mit „leisen Tönen“ arbeitet und die Geschichte sich nur schleppend entwickeln lässt, holt er im zweiten Teil alles an Tempo nach und – hier spürt man in Johnson den prämierten Drehbuch-Autor – liefert nach bester Blockbuster-Manier einen durchaus spannenden, stellenweise auch brutalen Action-Krimi, der in einem bildreichen Finale seinen Höhepunkt hat, in dem auch das von Buck und Lucy gemeinsam gebaute „rote Kanu“ als typisches Symbol der Native Americans eine entscheidende Rolle spielt. In der Turbulenz mancher Szenen mangelt es allerdings stellenweise an Logik.
Johnsons Krimi ist gewiss kein literarisch anspruchsvolles Werk, zumal er ernste Probleme um ethnische Minderheiten in den USA recht oberflächlich mit allzu schlichten Stereotypen abhandelt: Da sind auf der einen Seite die Native Americans Buck und Lucy als die Guten. Dazu gehören auch Lucys beste Freunde, der Chinese Ryan und der Schwarze Booker, die ihr unter Lebensgefahr beistehen. Auf der anderen Seite stehen die Bösen, die korrupten Polizisten und ein geheimnisvoller Haupttäter als Vertreter der alles beherrschenden Mehrheit weißer Amerikaner. Zusammengefasst ist „Das rote Kanu“ ein typischer, filmreifer US-Krimi, den man gern für ein paar Stunden zur Ablenkung und Unterhaltung lesen darf, aber nicht zwingend lesen muss.