"Doch die Ungerechtigkeit des Ganzen, die rasende Wut, die in mir hochkochte, meine Fähigkeit, das Leid dieses Mädchens nachzuempfinden – all das löste ein unbirrbares Bestreben in mir aus. Das Bestreben, Jenny Kramer den schrecklichsten aller Albträume zurückzugeben."
Klappentext
"Du musst dich erinnern, Jenny. Du musst dich erinnern, was in jener Nacht im Wald geschehen ist."
Jennys Erinnerung wurde ausgelöscht. Künstlich, durch ein Medikament. Damit wie weiterleben kann, trotz der furchtbaren Ereignisse jener Nacht. Und ohne die Bilder für das Schreckliche im Kopf. Aber ihr Körper hat nichts vergessen, Er weiß noch immer, was ihm angetan wurde. Mit ihrem Therapeuten rekonstruiert Jenny Stück für Stück die Ereignisse jener Nacht. Aber ist das, was zu Tage tritt, wirklich das, was passiert ist? Und kann sie denen, die ihr helfen wollen, vertrauen?
Erster Satz
Er folgte ihr durch den Wald hinter dem Haus.
Meinung
Möchtest du dich an alles in deinem Leben erinnern? An wirklich alles? Jedes Ereignis, jedes Detail, jeder Tag? Bist du dir sicher?
Jenny wird überfallen und im Krankenhaus entscheiden die Eltern, dass sie ein Medikament erhält, welches sämtliche Erinnerungen an das Ereignis auslöscht. Es greift der Eindruck, dass das Medikament wirkt und die Erinnerungen wie erwartet gelöscht sind. Funktioniert so das menschliche Gehirn? Lassen sich Erinnerungen restlos löschen? Ohne Folgen? Ohne Konsequenzen?
In dieser Handlung nicht. Nicht wirklich. Das Gehirn schweigt, aber der Körper reagiert.
Jenny ist verzweifelt, orientierungslos und wütend, doch nach außen hin erscheint alles in Ordnung.
Bis zu einem gewissen Punkt. Danach ist sie sich sicher – sie will sich erinnern – an alles! Sie will sich an den Überfall erinnern, weil die Folgen sie nicht leben lassen.
Die Story wird aus Sicht eines Therapeuten geschildert, mit dessen Hilfe Jenny ihre Erinnerungen wiedererlangen möchte. Jennys Eltern sind zunächst sehr erleichtert, doch das ändert sich im Laufe der Geschichte. Es werden nicht nur Jennys Erinnerungen erarbeitet, sondern auch die Geheimnisse ihrer Mutter aufgedeckt, unter denen die Ehe leidet, während Jennys Vater nach dem Überfall eigene Motive verfolgt.
Ich fand die Story sehr eindrucksvoll, weil hier die Sicht des Therapeuten ruhig und empathisch dargestellt wurde. Alle Beteiligten sind meines Erachtens gut dargestellt, ich konnte jede Figur quasi vor mir stehen sehen und in den Gesichtsausdrücken die jeweiligen Emotionen ablesen. Ich konnte verstehen, wieso manche Geheimnisse vermeintlich lieber Geheimnisse bleiben. Jede Figur ist einzigartig und ab dem Zeitpunkt, ab dem auch das Privatleben des Therapeuten in die Geschichte findet, kann man das Buch nicht mehr weglegen.
Die ganze Zeit über habe ich mich gefragt, welch hohe Motivation hinter den Ansichten des Therapeuten steht und genau diese Frage wird am Ende schockierend beantwortet.
Fazit
Ich könnte ewig über das Buch rezensieren, diskutieren, sämtliche Fragen des Lebens hinterfragen und darüber philosophieren. Jede Person entwickelt sich im Laufe der Handlung und Wendy Walker versteht es, den Leser zu fesseln sowie die Protagonistin willensstark und den Therapeuten empathisch darzustellen.
Eure Mädels von BookieDreams