Cover-Bild Straffers Nacht
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Pendragon
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 232
  • Ersterscheinung: 16.08.2023
  • ISBN: 9783865328199
Wolfgang Wissler

Straffers Nacht

Roman
In der Nacht sind die Schatten der Vergangenheit unsichtbar

Unter Hitler war Erich Straffer ein skrupelloser SS-General. 20 Jahre später streift er als ­Nachtwächter durch finstere Fabrik­hallen. ­Wirtschaftswunder und Wieder­aufstieg sind ihm suspekt. ­Viele alte Nazis machen in der jungen Bundes­republik Karriere, ­haben wichtige ­Posten. Straffer nicht, er wartet auf seine Bestrafung. Dass sie nicht kommt, ­irritiert und zerrüttet ihn zugleich.

Nach all den einsamen Nächten wird ein junger Mann aus Tel Aviv sein neuer Kollege. Ein Jude, der in Deutschland den Mörder seines Onkels sucht. Straffer erkennt: Das kann kein Zufall sein. Ist nun die Zeit der Abrechnung ­gekommen?

»Ein beklemmendes, ein wichtiges Buch, das uns die Sprachlosigkeit gegenüber der Vergangenheit förmlich ins Gesicht schreit.« Hauke Harder | Buchhandlung Almut Schmidt

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.12.2023

Der Nachtwächter und der General

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Der Roman von Wolfgang Wissler oder vielmehr sein Inhalt regt zum Nachdenken an. Wenn auch ältere Generation die Fakten und Umstände kennen, so können jüngere Generation vielleicht daraus lernen.

Erich ...

Der Roman von Wolfgang Wissler oder vielmehr sein Inhalt regt zum Nachdenken an. Wenn auch ältere Generation die Fakten und Umstände kennen, so können jüngere Generation vielleicht daraus lernen.

Erich Straffer ist Nachtwächter. Er dreht seine Runden als Nachtwächter durch finstere Fabrikhallen. Dabei bewegen sich seine Gedanken nicht nur um seine Kollegen und wie er ein besseres Leben erzielen könnte, sondern sie gehen auch etwa zwanzig Jahre zurück und berichten aus seinem früheren Leben.

Erich Straffer war nämlich im sogenannten Dritten Reich einer der skrupellosesten SS-Generäle, den die Juden begegnen konnten. Mit seinem jetzigen Job versucht er, sich vor den Mühlen der Justiz in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland zu verstecken.

Doch aus seinen Gedanken springen auch eine große Menge Neid gegenüber seinen vielen Nazikollegen heraus. Im Gegensatz zu ihm, der sich als Nachtwächter verkriecht, treten andere öffentlich auf und tun so als wären sie sich keiner Schuld bewusst. Ob sie nun Stars im Fernsehen sind oder Ministerposten bekleiden. Ihnen scheint es nichts auszumachen, dass sie noch vor zwanzig Jahren Menschen in Gaskammern geschickt haben. Ja, darauf ist der jetzige Nachtwächter und ehemalige General neidisch.

Er selbst hat sich verkrochen und die Angst vor der Entdeckung sitzt ihm im Nacken. Dabei möchte ein Teil von ihm gerne Wiedergutmachung leisten, ein anderer Teil aber auch wieder pompöser Leben. In den Augen seiner Frau und Kinder möchte er nicht mehr wie ein Jammerlappen wirken.

Stets versucht Straffer in seinen Gedanken eine Rechtfertigung für seine Greueltaten zu konstruieren. Dabei verweist er auf die ehemaligen Kollegen, die jetzt unter Adenauer dienen. Adenauer hatte dies 1952 begründet mit dem Satz: „Man schüttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat.“

Aus dem Autor Wolfgang Wissler spricht eine Wut über die Vorgänge und das Vertuschen der Naziverbrechen im jungen Deutschland. Anhand der Figur Erich Straffer findet er einen Weg, seine Wut zum Ausdruck zu bringen. Das ist nicht nur interessant, sondern auch spannend gemacht.

Als Straffer einen neuen Kollegen als Nachtwächter bekommt, wird die Spannung um einiges erhöht. Denn dieser neue Kollege ist Jude, kommt aus Israel und bittet Straffer um Hilfe. Wird er ihm helfen?

Das Leben von Straffer wird allerdings nicht nur von ihm selbst über seine Gedanken und Handlungen beschrieben. Wolfgang Wissler hat sich auch weiterer Figuren bemächtigt, die den ehemaligen SS-General und jetzigen Nachtwächter aus ihrer Sicht heraus beurteilen. So z.B. dessen Ehefrau, aber auch der jüdische Kollege oder ein US-Soldat, der sich um eine Analyse Deutschlands bemüht.

Der Roman lässt über das Nachkriegsdeutschland nachdenken und stellt einige Vorgehensweisen im Hinblick des wieder aufkommenden Antisemitismus infrage. Er ist spannend zu lesen und lässt sich auch gut unter den Weihnachtsbaum packen.

Fazit: In Anbetracht dieser Tatsachen bleibt die entscheidende Frage offen: Wie wird sich der Naziverbrecher entscheiden? Wird er den Weg der Wiedergutmachung wählen oder seinem Judenhass erliegen? Die Zukunft bleibt ungewiss und die Hoffnung liegt in einer gerechten Strafverfolgung. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die jungen Menschen in Deutschland die Geschichte kennen und sich gegen jegliche Form von Hass und Diskriminierung erheben. Nur so können wir sicherstellen, dass sich die Schrecken der Vergangenheit nicht wiederholen. Die Verantwortung liegt bei uns allen, eine inklusive und tolerante Gesellschaft zu schaffen, in der Verbrecher keinen Platz haben.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Sie sind unter uns...

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Erich Strasser war während des Nazi-Regimes ein kaltblütiger und skrupelloser SS-General. Das Ende des Krieges erforderte ein Untertauchen in der Gesellschaft, was ihm mit seiner Frau auch gelang. Knapp ...

Erich Strasser war während des Nazi-Regimes ein kaltblütiger und skrupelloser SS-General. Das Ende des Krieges erforderte ein Untertauchen in der Gesellschaft, was ihm mit seiner Frau auch gelang. Knapp zwanzig Jahre später ist er ein unauffälliger aber auch zuverlässiger Nachtwächter, der sich immer mehr der Gesellschaft entzieht und mit seinem Schicksal hadert. Wann steht ihm die Abrechnung bevor, hat er für seine Taten noch zu büßen? Als eines Tages ein junger MAnn an seine Seite gestellt wird, scheint die Zeit gekommen zu sein. Er ist Jude und sucht nach dem Verantwortlichen, der seinen Onkel während der Kriegszeit zum Tode verurteilt hat, ohne zu ahnen, dass er ihm gegenübersteht...

Der deutsche Autor Wolfgang Wissler hat mit "Straffers Nacht" einen aus meiner Sicht bemerkenswerten und sehr tiefgängigen Roman veröffentlicht. Er erzählt die Geschichte, die sich mit der Verarbeitung der grausamen Vegangenheit Deutschlands auseinandersetzt, in einem ansprechenden und gut zu lesenden Schreibstil, der mich schnell in den Bann ziehen konnte. Er gewährt sehr authentisch und schon fast ein wenig beängstigend den Einblick in die Welt eines Kriegsverbrechers, der fortan mit seinen Taten und der daraus entstandenen Schuld zu leben hat. Schnell wird das Argument des Befehligten hervorgeholt, um die Greueltaten abzumildern oder gar zu entkräften, aber kann das die wahren Täter der damaligen Zeit auf Dauer schützen? Wie lebt es sich mit der Gefahr, eines Tages doch noch für die geschehenen Grausamkeiten verantwortlich gemacht zu werden? Gibt es eine Zeit der Reue, die zur Eingeständtnis der eigenen Schuld und vielleicht gar zur Bitte um Entschuldigung des Unentschuldbaren führt? Wolfgang Wissler lässt uns teilhaben, an den Gedanken und den Gefühlen eines solchen Menschen und arbeitet damit auf, was in der NAchkriegszeit größtenteils vernachlässigt wurde.

"Straffers Nacht" ist für mich ein mehr als gelungener Roman, der mich noch lange nachdenklich zurückgelassen hat. Die sehr gewissenhaft aufbereitete und gut recherchiert wirkende Thematik macht es zu einem für mich sehr wichtigen Buch, welches Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten lassen, aus denen wir noch viel zu Lernen haben. Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und eine entsprechende Bewertung mit fünf von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 13.10.2023

Ein düsteres Thema

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Mich hat das Thema des Buch angesprochen, auch wenn ich bis jetzt wenig Bücher gelesen habe, die sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigen. Man lernt zunähst Erich Straffer kennen, der ziemlich unglücklich ...

Mich hat das Thema des Buch angesprochen, auch wenn ich bis jetzt wenig Bücher gelesen habe, die sich mit dem Nationalsozialismus beschäftigen. Man lernt zunähst Erich Straffer kennen, der ziemlich unglücklich mit seiner Lebenssituation ist. Bei den meisten Büchern, die ich lese, hätte ich das traurig gefunden, aber bei diesem Buh war das nur sehr bedingt der Fall, denn er ist immer noch glühender Anhänger des Nationalsozialismus, auch wenn diese Zeit schon lange vorbei ist.

Außerdem hat war er an tausenden Morden beteiligt und dafür, das ist ihm selbst auch bewusst, ist seine „Strafe“ viel zu gering. Aber nicht nur auf Straffer treffen wir, sondern die verschiedensten Menschen, die in die Verbrechen der Nationalsozialisten involviert waren oder immer noch Anhänger dieser Ideologie sind. Alle diese gehen verschieden mit ihrer Schuld um, aber offiziell tun alle so als hätten sie gar nichts gewusst und getan und profitieren sogar noch vom Wirtschaftsaufschwung.

Mir ist das Buch sehr nahe gegangen, denn ich habe immer wieder festgestellt, dass diese riesige Schuld nicht mal ansatzweise beglichen wurde und nicht beglichen werden konnte. Das wusste man eigentlich auch schon, aber beim Lesen wurde einem auf perfide Art und Weise bewusst, dass man in den Nachkriegsjahren eigentlich immer wieder mit Menschen zu tun haben musste, die die schlimmsten Verbrechen begangen haben. Straffer als Charakter habe ich sehr ambivalent wahrgenommen, denn Sympathie konnte ich mit ihm nicht wirklich entwickeln und trotzdem habe ich gehofft, dass er seinen Hass überwinden kann.

Neben ihm gab es noch andere Perspektiven, die mich teilweise auch noch sehr mitgenommen haben, auf verschiedenste Weise.

Fazit:

Beim Lesen konnte man sich wirklich gut in die damalige Zeit versetzten und ich persönlich hatte das Gefühl noch einmal eine anderen Perspektive auf diese schlimme Zeit zu bekommen.

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Veröffentlicht am 09.10.2023

Sehr wichtige Lektüre

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„Straffers Nacht“ wühlt auf, es fordert die Leserschaft und es hallt nach.

Straffer ist eine Person, die mich neugierig gemacht hat, immerhin steht er für ein bestimmtes Klientel nach dem Krieg. Ich finde ...

„Straffers Nacht“ wühlt auf, es fordert die Leserschaft und es hallt nach.

Straffer ist eine Person, die mich neugierig gemacht hat, immerhin steht er für ein bestimmtes Klientel nach dem Krieg. Ich finde seine Gedanken sind sehr scharfsinnig und analytisch, aber ebenso verkörpert er zu Beginn eine gewisse Ambivalenz. Ich war mir beim Lesen nicht sicher, ob er nicht doch Reue empfindet für das, was er während des Krieges getan hat. Es gibt einige Rückschauen, sodass Handlungen und Ereignisse beschrieben werden, die grausam und abscheulich sind. Das sollte man beim Lesen vorab wissen.

Das Buch hat mich zum Ende hin sprachlos, betroffen, traurig und wütend gemacht. Dieses Buch wird bei mir noch lange nachhallen, es ist sehr gut geschrieben und vor allem sehr wichtig. Wolfgang Wissler beschäftigt sich mit sehr wichtigen Fragen. Vielleicht findet es sogar irgendwann den Weg in die Schule als Lektüre. Ich wäre stark dafür. Daher eine klare Leseempfehlung von mir und volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 16.08.2023

Finsterste, gnadenlose, niemals endende Nacht

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Das Buch zeigt die fiktiven Gedanken eines ehemaligen SS-Manns nach dem Krieg. Er war einst ein hohes Tier, arbeitet jetzt als Nachtwächter, doch die Vergangenheit beherrscht seine Gedanken. Reue hat er ...

Das Buch zeigt die fiktiven Gedanken eines ehemaligen SS-Manns nach dem Krieg. Er war einst ein hohes Tier, arbeitet jetzt als Nachtwächter, doch die Vergangenheit beherrscht seine Gedanken. Reue hat er keine. Hinzu kommt sein kalter, scharfer Blick auf die Gesellschaft der sechziger, für die er viel Verachtung übe hat.
Erst als er einen neuen Kollegen bekommt, der Jude ist und unbequeme Fragen stellt, gerät Straffer in die Defensive.

Ich war zunächst skeptisch, ob diese Gedankenwelt eines solchen Mannes authentisch sein kann, aber mit der Zeit entfaltet sich die Dichte und düstere Atmosphäre mehr und mehr.

Das Buch funktioniert, weil Wolfgang Wissler die literarischen Qualitäten hat und seinen Roman geschickt entwickelt.
Es ist ein ungemütliches Buch, da man dicht bei dieser Hauptfigur ist. Es ist aber auch eins, dass man deswegen nicht so schnell vergisst.