Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (8. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3404608553
Preis: 9,99€
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Unterhaltsame und interessante Autobiografie
Inhalt:
Yiğit Muk, Sohn in Berlin-Neukölln lebender türkischer Einwanderer, hat von Anfang an wenig Chancen, etwas zu werden. Wie er diese Chancen nutzte, erzählt er in diesem Buch. Dabei scheut er sich auch nicht, seine „Jugendsünden“, Gewalttaten und sinnlose Straßenkämpfe, einzugestehen. Er berichtet von der unmenschlichen Atmosphäre an vielen Schulen, von unfähigen Lehrern, gewaltbereiten Schülern und Vorurteilen aller Art. Einen Lichtblick gibt es für ihn erst, als er nach dem Tod von zwei ihm bekannten Menschen die Kurve kriegt, sich von der Gewalt abwendet und das Ziel anvisiert, sein Abitur zu machen. Glücklicherweise trifft er in dieser Phase seiner Schulkarriere endlich auf Lehrer, die ihn fördern und fordern und ihm beistehen. Respekt und Anerkennung sind die Zauberwörter dabei.
Meine Meinung:
Hut ab vor diesem jungen Mann, der es geschafft hat, sich an den eigenen Haaren aus dem Neuköllner Sumpf zu ziehen. Und Hut ab, dass er mit seiner Geschichte so locker an die Öffentlichkeit geht. Klar, er ist stolz darauf, das beste Abitur seines Jahrgangs geschafft zu haben, nachdem ihm schon eine Gangsterkarriere ohne Schulabschluss vorausgesagt war. Beeindruckend fand ich vor allem, dass er nicht versucht, seine Fehltritte, seine Gewaltbereitschaft, seine Übergriffe, in irgendeiner Weise zu beschönigen. Er findet vieles davon heute nicht mehr richtig, steht aber zu seinen Taten. Gleichzeitig zeigt er aber auch auf, wie er überhaupt in diese Abwärtsspirale aus Gewalt und Schulschwänzen geraten ist und wie er sich schließlich daraus befreien konnte.
Durch seine lakonische Art des Erzählens lässt sich das Buch trotz vieler heißer Themen ganz locker lesen. Oft muss man über die vielen Wortspiele schmunzeln – manchmal wirken sie aber auch etwas aufgesetzt. Auf einige Wiederholungen hätte man auch gut verzichten können.
Yiğit Muk erzählt so eindringlich, dass man sich sein Umfeld sehr gut vorstellen kann. Allerdings stellt man beim Googlen fest, dass er sich dabei nicht an tatsächlich existierende Schulen und Straßen gehalten hat. Sicher sind auch die Namen der Lehrer und Mitschüler verändert. Doch das tut der Authentizität dieses Buches keinen Abbruch.
Welche Rolle der im Buch genannte Autor Lars Wandke bei der Entstehung dieses Buches spielte, konnte ich leider nicht herausfinden.
Fazit:
Eine lesenswerte Lektüre, die zum Nachdenken anregt, Hoffnung machen kann und dabei noch sehr unterhaltsam ist. Allerdings machen einen manche Passagen, in denen die alltägliche Gewalt auf der Straße und in der Schule beschrieben wird, einfach fassungslos. Empfohlen wird das Buch daher erst ab einem Alter von 16 Jahren.
★★★★☆