Spannender Familienroman
„Hier in Tonis Haus, entlastet von den Zwängen meines vergangenen Lebens, spürte ich eine fast schon erhebende Freiheit.
Alles erschien mir stärker: das Rauschen des Windes, mein Pulsschlag - meine ganze ...
„Hier in Tonis Haus, entlastet von den Zwängen meines vergangenen Lebens, spürte ich eine fast schon erhebende Freiheit.
Alles erschien mir stärker: das Rauschen des Windes, mein Pulsschlag - meine ganze Existenz. Ich fühlte mich unverstellt. Echt."
Johanna ist 60 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben für die
UN gearbeitet. Sie hat zusammen mit ihrer Tochter Elsa, das Haus am Rhein ihrer Tante Toni geerbt und möchte sich nun hier zur Ruhe setzen. Johanna hat nur für ihren Job bei der Hilfsorganisation gelebt, ihre Ehe ist dadurch gescheitert und die Beziehung zu ihrer Tochter existiert quasi überhaupt nicht. Tochter Elsa kann ihr nicht verzeihen, dass sie während ihrer Kindheit immer wieder auf ihre Mutter verzichten musste. Elsa opfert sich selbst für ihren Beruf als Staatsanwältin auf. Ein Burnout zwingt die junge Frau zu einer Auszeit. Der Zufall bringt Mutter und Tochter im Hause der verstorbenen Tante Toni zusammen und gemeinsam sind sie nun gezwungen an ihrem Konflikt zu arbeiten. Melanie Levensohn ist hier ein sehr schöner Familienroman gelungen. Er lässt sich wunderbar flüssig lesen und wir erhalten Einblicke in das Leben von UN Mitarbeitern und einer Staatsanwältin die Mörder und Vergewaltiger verteidigen muss. Der Roman pendelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, sowie aus Sicht der Mutter und der Tochter. Alle Seiten und Argumente der Protagonisten werden so beleuchtet und auch wenn Johanna Anfangs kühl und distanziert erscheint, wird so ihr Verhalten verständlich und nachvollziehbar. Auch Elsas zerstörerischer Kampf um Annerkennung erschließt sich dem Leser. Eine dicke Empfehlung von mir für dieses Buch.