Kurzmeinung:
Ein kleines Buch mit einem großen Thema und einer starken Botschaft. Für junge und erwachsene Leser gleichermaßen geeignet.
Georges Geschichte berührt und lässt einen so schnell nicht wieder los.
Absolute Leseempfehlung.
Klappentext (vom Verlag):
Sei, wer du bist!
George ist zehn Jahre alt, geht in die vierte Klasse, liebt die Farbe Rosa und liest heimlich Mädchenzeitschriften, die sie vor ihrer Mutter und ihrem großen Bruder versteckt. Jeder denkt, dass George ein Junge ist. Fast verzweifelt sie daran. Denn sie ist ein Mädchen! Bisher hat sie sich noch nicht getraut, mit jemandem darüber zu sprechen. Noch nicht einmal ihre beste Freundin Kelly weiß davon. Aber dann wird in der Schule ein Theaterstück aufgeführt. Und George will die weibliche Hauptrolle spielen, um allen zu zeigen, wer sie ist. Als George und Kelly zusammen für die Aufführung proben, erzählt George Kelly ihr größtes Geheimnis. Kelly macht George Mut, zu sich selbst zu stehen.
›George‹ erzählt einfühlsam und unprätentiös vom Anderssein und ermutigt, den eigenen Weg zu gehen. Der erste Kinderroman zum Thema Transgender, der auch ältere Leser fesseln wird und der die Botschaft vermittelt: Sei, wer du bist!
Zum Buch:
In dem Buch geht es also um die 10-jährige George, die im Körper eines Jugen steckt, sich aber als Mädchen fühlt. Niemand weiß davon, weder ihre Familie, noch ihre beste Freundin. Doch George träumt davon, endlich die sein zu können, die sie ist.
In diesem kleine Buch steckt ein großes Thema. Transgender wird hier für die jungen Leser aufbereitet, aber auch als Erwachsener hat man viel Freude an dem Buch.
Das Buch erzählt von all den großen und kleinen Herausforderungen, die sich junge Menschen in Georges Lage stellen müssen. Hindernisse und Probleme, die mir vorher gar nicht bewusst waren. Doch George kämpft sich tapfer durch den Alltag und wächst mit jedem Schritt.
Alex Gino ist selbst seit über 20 Jahren in der transgender Bewegung aktiv und der Roman ist durch persönliche Erfahrungen inspiriert.
Meine Meinung:
Wow, was für eine Geschichte. Ich habe dieses Buch ja in einer Leserunde gelesen zusammen mit Little Booktown gelesen und wir waren beide begeistert.
Ich habe von Anfang an sehr gut in die Geschichte hineingefunden und George war mir gleich sympathisch. Auch die anderen Charaktere werden sehr eindrücklich beschrieben, so dass man gleich ein Gefühl für die Personen bekommt.
Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, die Geschichte ließ sich flüssig lesen und die Seiten flogen nur so dahin.
Georges Geschichte wird einfühlsam und mit einfachen Worten beschrieben. Dennoch hat der Text oft eine unglaubliche Tiefe, die auch einen großen Reiz für mich als erwachsene Leserin hatte.
Es geht um die Entwicklung, die dieses junge Mädchen durchmacht, die irgendwie in einem Jungenkörper feststeckt.
Es macht einem richtig das Herz schwer, dass George sich so verstecken und verstellen muss. Und wie sehr sie darunter leidet.
„Die Süße der Schokoladenmilch füllte Georges Mund aus und bedeckte die Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Eines Tages würde George ihrer Mutter sagen müssen, dass sie ein Mädchen war.“ (S.58)
Und mal wieder wird auch deutlich, wie grausam Kinder sein können. Besonders, wenn man irgendwie anders ist.
Es wird deutlich, wie schwer unsere Gesellschaft es transgender Kindern macht. Sportumkleidkabinen, Toiletten, Gruppenarbeiten, Theaterrollen. So vieles wird nach dem Geschlecht getrennt und eingeteilt. Und wenn man sich da nicht eindeutig zuordnen lässt, dann passt man nicht ins System. Und genau das erlebt auch George. Sie muss sich verstellen. Muss sich quälen und die Jungentoilette benutzen. Sich mit den Jungs für den Sportunterricht umziehen.
Ich konnte mich als Leser so gut in George hinein fühlen und litt mit ihr. Niemand versteht sie. Nicht die Lehrerin, nicht ihre Freundin, auch nicht ihre Mutter. Dabei würde sie so gerne „gesehen“ werden. So, wie sie wirklich ist.
Georges macht in dem Buch eine große Entwicklung durch und nach und nach versucht sie immer mehr zu sich zu stehen und nach außen zu zeigen, wer sie wirklich ist. Das kostet viel Kraft und ist nicht einfach. Und die Menschen in ihrer Umgebung reagieren nicht so, wie George es sich erhofft hatte.
Besonders für ihre Mutter ist es nicht leicht zu akzeptieren, dass ihr Sohn eigentlich ihre Tochter ist. Die Elternrolle fordert ja eigentlich, dass die Mutter George in Allem unterstützt und für sie da ist. Das gelingt ihr am Anfang nicht. Doch allmählich lernt sie, damit umzugehen.
Da ich natürlich besonders mit George mitgefiebert habe, war ich manchmal enttäuscht von der Mutter, die mit Unverständnis reagiert hat. Doch irgendwie konnte ich die Sorgen der Mutter auch nachvollziehen.
Mutter: "Aber die Welt ist denjenigen, die anders sind, nicht immer freundlich gesinnt. Ich will nur vermeiden, dass du es dir selbst schwerer machst als unbedingt nötig."
George: "Ein Junge sein zu müssen, ist wirklich schwer für mich." (S. 180)
Fazit:
Ein großartiges Buch mit einer wunderbaren Botschaft. "Sei, wer du bist!"
In der Geschichte steckt so viel Gefühl und sie hat mich wirklich berührt.
Ich hatte mich mit dem Thema Transgender vorher nie intensiv beschäftigt und es war ziemlich schockierend, einen Einblick zu bekommen in all die Probleme und Herausforderungen, die an die jungen Menschen gestellt werden. Unsere Gesellschaft ist darauf leider nicht sehr gut eingestellt und macht es Kindern schwerer, als es sein müsste.
Besonders beeindruckend fand ich bei diesem Buch, wie das Thema toll für die jungen Leser aufbereitet wurde, man aber trotzdem auch als Erwachsener von der bewegenden Geschichte ergriffen werden konnte.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch so kurz ist. Ich hätte so gern noch mehr über Georges Leben erfahren, wie es mit ihr weitergeht, wie sie sich entwickelt, aber auch wie ihr Umfeld reagiert.