Wer kennt die Wahrheit?
Menschen ändern sich nicht. Nur die Umstände änderten sich.
Alexander Osang arbeitet als Journalist und schreibt für den Spiegel aus Tel Aviv. Sein erster Roman Die Nachrichten wurde verfilmt und mit ...
Menschen ändern sich nicht. Nur die Umstände änderten sich.
Alexander Osang arbeitet als Journalist und schreibt für den Spiegel aus Tel Aviv. Sein erster Roman Die Nachrichten wurde verfilmt und mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Die Leben der Elena Silber ist seine eigene Familiengeschichte, die er genau recherchierte.
Die Hauptperson ist Jelena und zu Beginn des Buches ist sie zweieinhalb Jahre alt. Damals lebte sie mit den Eltern und ihrem Bruder P.. in dem kleinen Ort Gorbatow. Im Februar 1905 wird dort der Vater von Aufständischen ermordet. Die Mutter Sina Krasnowa floh mit ihren beiden Kindern vor den Mördern, da sonst auch sie deren Opfer geworden wäre. Ihr Bruder Pawel nannte sie „Feuerköpfchen“, sie hatte kräftige rote Haare.
Vierzehn Jahre nach der Flucht kehrt die Mutter mit ihrem neuen Mann und Jelena zurück nach Gorbatow. Mittlerweile bekam sie weitere Kinder und ihr Mann, Alexander Petrowitsch verging sich an Jelena. Dass die Mutter sie nicht schützte, konnte sie ihr nie verzeihen. Jelena verliebt sich zum ersten Mal, verliert den Jungen aber aus den Augen. Dann folgt der Wegzug von zuhause. Sie arbeitet als Sekretärin in einer Tuchfabrik. Als sie einen deutschen Textilingenieur zur Seite stehen soll, sagt sie zu und lernt so ihren späteren Ehemann kennen. Fünf Kinder hat sie und lebt mit ihrem Mann in einem großen Haus mit Bediensteten. Zum Schluss lebt sie in Berlin, wo sie dann in einem Altersheim stirbt.
Neben dem Leben Jelenas, die später dann Elena wird, schreibt der Autor über ihren Enkel Konstantin. Der begibt sich auf die Suche nach Erinnerungen und fährt sogar mit einem Cousin nach Gorbatow. Er redet mit seinen Tanten und kann doch nicht alle Geheimnisse und weißen Flecken lüften.
Die Leben der Elena Silber ist ein Roman, der für mich schwer zu lesen war. Ständig wechselte der Autor in den Zeiten und es bleiben einige Fragen offen. Was mich berührte, das war die Rastlosigkeit der Elena. Sie musste ihre Kinder alleine unterhalten und das in einem fremden Land. Sie wurde nie so recht anerkannt und selbst ihre Töchter konnten viele ihrer Entscheidungen nicht verstehen. Ihre Verhältnis war unterkühlt. Dass ihr Mann ein Nazi war, konnte sie nicht glauben. In der Nähe des Wohnortes war aber ein KZ für Frauen und im Giftschrank des Hauses lagerten Büchsen mit dem Aufdruck: „Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung.“
Zwei Zitate möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Die Fluchtbewegung ist das, was Europa zurzeit definiert, all die Wahlen werden dadurch entschieden. Und Nach dem Krieg gab es für viele Nazis keine Strafe. Im Gegenteil, ihnen wurden die höchsten Ämter der jungen Republik zuteil.
Mir persönlich hatte das Buch zu viele Enden, die nicht erklärt und schon gar nicht aufgeklärt wurden. Das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen kommt aber in dem Roman gut zum Ausdruck.
Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.