Volltreffer
"Und falls du vor mir stirbst, werde ich die ganze Zeit, die ich ohne dich lebe, durch die verschiedenen Zeitzonen der Welt reisen, damit ich auf diesem Planeten so viel Zeit wie möglich im Frühling verbringen ...
"Und falls du vor mir stirbst, werde ich die ganze Zeit, die ich ohne dich lebe, durch die verschiedenen Zeitzonen der Welt reisen, damit ich auf diesem Planeten so viel Zeit wie möglich im Frühling verbringen und nach die suchen kann.“ (S. 106)
Er bedeutet Verwandlung, Anfang, Wiederbelebung. Frühling bedeutet, dass etwas Neues beginnt, etwas Altes der Vergangenheit angehört und dass jeder, so unscheinbar man für sich allein gesehen auch sein mag, die Chance hat, etwas Großes, Bedeutendes anzustoßen.
All diese Kraft, die vom Frühling ausgeht, scheint Richard, einem unbekannten Regisseur, der nach dem Tod seiner geliebten Freundin Paddy den vergangenen Zeiten nachtrauert, den Projekten, die sie gemeinsamen erarbeitet haben, komplett entsagt zu sein. Ziellos steigt er in einen Zug in King’s Cross und steigt auf einem abgelegenen Bahnsteig in Schottland einfach aus – immer in Gedanken bei den Wolken, die ihn seiner großen Liebe näherbringen.
Und da ist auch Brit, die als Angestellte in einem Flüchtlingszentrum in London dem wundersamen Einbruch eines kleinen zwölfjährigen Mädchens, Florence, beiwohnt, dass es, ohne in jeglicher Weise aufzufallen, bis zum Leiter der Einrichtung schafft, um ihn dazu zu bringen, die Toiletten der Wohneinheiten – oder vielmehr, der Zellen – reinigen zu lassen und mit ihm über die Flüchtlingspolitik zu reden. Kurzerhand fahren die beiden gemeinsam in den Norden, um dort zufällig auf Richard zu treffen und ihrer aller Geschichten verschmelzen zu lassen.
Der dritte Band des Jahreszeiten-Quartetts von Ali Smith wartet mit einer atemraubenden Atmosphäre auf, die die der beiden vorherigen Bände noch übertrifft. Düster, voller Trauer und Bedauern führt sie zunächst in das Leben von Richard Lease, einem Regisseur, ein. Er hängt mit seinen Gedanken noch immer in der Vergangenheit fest, als alles besser war, sowohl privat als auch beruflich. Er hat niemanden mehr, außer seine imaginäre Tochter, mit der er in Gedanken redet, die ihn aufzieht, wenn er mit der modernen Welt nicht zurechtkommt, kein gutes Haar an ihm zu lassen scheint. Und doch ist sie ihm eine ungemeine Stütze.