Fundierter historischer Roman
„...Ein Aufwiegler war ich, der es wagte, sich dem König zu stellen, ihn anzuklagen...“
So beschreibt Ambouronx sich gleich zu Beginn des Buches. Grund für sein Verhalten ist die Abkehr des Königs von ...
„...Ein Aufwiegler war ich, der es wagte, sich dem König zu stellen, ihn anzuklagen...“
So beschreibt Ambouronx sich gleich zu Beginn des Buches. Grund für sein Verhalten ist die Abkehr des Königs von der alten Religion. Doch dazu komme ich später noch.
Der Autor hat einen tiefgründigen und sehr umfangreich recherchierten Roman über die Hochkulturen in Südamerika geschrieben. Die Geschichte wird in drei Abschnitten erzählt.
Der Schriftstil ist über weite Teile sachlich. Das Buch ist voller Informationen über den Aufbau des Staates, die Planungen für die Zukunft, die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und die zahlreiche Götterwelt. Nicht zuletzt spielt der Mayakalender eine besondere Rolle.
Im ersten Teil steht Ambouronx vor dem König und wird gefoltert. Manche der Szenen sind ziemlich heftig. Gleichzeitig werde ich als Leser durch seine Gedanken mit den Problemen des Staates bekannt gemacht.
„...Aus dem Tod entsteht Leben und der König macht seinen Platz frei für den Nächsten frei...“
Im Reich der Maya war es üblich, dass zu bestimmten Zeitpunkten das Herrschergeschlecht zurücktrat und eine neue Blutlinie dazu berufen wurde. Das sorgte für Erneuerung und stetige Entwicklung. Doch der momentane Herrscher will sich über diese Regel hinwegsetzen. Die Vorarbeiten dafür hat schon sein Vater geleistet. Er will seinem Geschlecht die Herrschaft für die Ewigkeit sichern und sich zum Gottkönig ausrufen lassen. Damit stellt er sich auf einen Stufe mit dem höchsten Gott.
Ambouronx warnt dafür, wird aber nicht erhört. Gleichzeitig sieht er die Diskrepanz dessen, was geschieht und dem Charakter der Gottheit.
„...Nicht die immer größeren Opferrituale wollte er, sondern einen festen Glauben mit wahren Worten und ehrlichen Gebeten...“
Blutige Opferrituale wurden erst unter dem gegenwärtigen Herrscher eingeführt. Allseitige Überwachung nimmt zu.
Im zweiten Teil wird Ambouronx von Freunden befreit. Er arbeitet daran, dem König erneut entgegenzutreten. Die Heilkraft der Pflanzen sorgt dafür, dass er wieder zu Kräften kommt. Dazu hält er sich in Minxa auf, einer alten Stadt, die sich die Natur langsam zurückholt. Hier gewährt er mir einen Blick in deren Vergangenheit.
„...Diese Etagengärten dienten dem Leben und dem Glauben. Sie waren das Zentrum des Reiches. […] Sie waren der Schlüssel für alles, das Leben, den Tod, das Wissen und die Glaubenslehre...“
Im letzten Teil nähert sich die Zeitrechnung dem Punkt des großen Sprunges. Doch schon zuvor zeigt sich, dass es im Hintergrund grummelt.
„...Die Fehler sind oft in kleinen Details verborgen...“
Hat der zukünftige Gottkönig wirklich alles bedacht? Welche Rolle spielen die Frauen in der Geschichte? Hier bleibe ich die Antworten schuldig.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Trotzdem hätte ich mir manchmal weniger blutige Details gewünscht. Wer einen spannenden historischen Roman erwartet, ist hier allerdings falsch, Über weite Strecken ähnelt die Geschichte eher einen Sachbuch. Dadurch wird der Spannungsbogen häufig unterbrochen. Mit einem Zitat, das durchaus aktuell ist, auch wenn man es etwas anders formulieren würde, möchte ich meine Rezension beenden:
„...In der göttlichen Vorherbestimmung bauen wir menschliche Reiche immer wieder auf, um sie dem Verfall preiszugeben. Nichts ist von Dauer und doch bleiben Spuren zurück...“