Perfektion ...
Der Roman „Ich will dein Leben“ von Amanda Jennings hat auf den ersten Blick alles, was ein tolles Buch für mich haben sollte. Ein super Cover, das geheimnisvoll und etwas bedrohlich aussieht. Ein Mädchen ...
Der Roman „Ich will dein Leben“ von Amanda Jennings hat auf den ersten Blick alles, was ein tolles Buch für mich haben sollte. Ein super Cover, das geheimnisvoll und etwas bedrohlich aussieht. Ein Mädchen mit feuerroten Haaren, ein weißes, beeindruckendes Haus auf den Klippen und im Hintergrund das Meer. Zudem hat es einen Titel, der dem Leser den Atem stocken lässt und viel verspricht. Mir ging es zumindest so. Auch der Klappentext liest sich noch vielversprechend. Die Erwartungen waren dementsprechend groß. Leider plätschert die Geschichte so dahin und kommt nicht wirklich in Fahrt. Spannung – Fehlanzeige! Ich quäle mich so durch die Kapitel. Die Charaktere: Tamsyn (Tochter) und die Familienmitglieder: Angie (Mutter), Jago (Bruder) sowie der Großvater sowie die Familie Davenport: Edie (Tochter), Eleanor (Mutter) und Max (Vater) werden gut beschrieben, gefallen mir aber nicht wirklich. Der Plot beginnt mit dem ansprechenden Zitat: „Wenn man Glück hat, kann eine einzige Fantasie eine Million Realitäten verwandeln“ (Maya Angelou). Weiter geht’s mit einem Prolog in dem alles Wesentliche in Kurzform vorkommt. Dann wird die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten geschildert. Start ist zirka Juli 1986 und das Ende September 1986. Cool finde ich, dass der Plot von „Ich will dein Leben“ in Cornwall spielt, da ich die Landschaft und seine Bewohner dort sehr mag. An das Jahr 1986 kann ich mich ebenfalls gut erinnern, obwohl ich da schon 19 Jahre alt war und nicht sechzehn, wie die Protagonistin Tamsyn. Das sie ihre neuen Nachbarn stalkt, finde ich gruselig und etwas unheimlich. Mr. Davenport, seine hübsche Ehefrau und ihre charismatische Tochter Edie und deren beschriebenen Hintergründe gefallen mir nicht wirklich. Und das die beiden ungleichen Mädchen sich kennenlernen und Freundschaft schließen, kann meines Erachtens nicht ohne Folgen bleiben. Das sich hinter dem scheinbar perfekten Familienidyll der Davenports dunkle Abgründe verbergen, wird schon im ersten Abschnitt deutlich. Tamsyn verhält sich meiner Meinung nach recht merkwürdig. Auch die eine oder andere Äußerung von ihr lassen mir die Haare zu Berge stehen und eine leichte Gänsehaut bekommen. Ebenso Edie!
Und wenn ich mich richtig erinnere, haben Krähe und Rabe als Symbol, die im Text ebenfalls erwähnt werden, verschiedene Bedeutungen. Ich meine, dass sie als Vögel Zugang zu einer anderer „Welt“ als der des Menschen haben. Der Rabe kann in Träumen und Imaginationen als wissendes Tier auftreten und als „Seelenführer herhalten, vielleicht für die/den Verstorbenen. Hier Tamsyns Vater?! Aber wirklich sicher bin ich mir nicht und die Autorin geht auch nicht konkreter darauf ein.
Die Farbe Schwarz steht für mich für tiefe Nacht, erhabene Macht und den Tod. Sie steht für Trauer, Hass oder Grausamkeiten. Oft steht schwarz auch für ein schweres und gewaltvolles Ende, wie ich es hier auch vermute, wenn ich mir die Kapitel so durchlese, dann ahne ich nichts Gutes! Aber leider bleibt der Spannungsbogen auf dem unteren Level. Die Autorin hat es, meines Erachtens zu gut gemeint und zu viel „Psychologisches“ und „Unausgegorenes“ in die Seiten gepackt. So muss der Leser das Traumata von Tamsyn zum Tod des Vaters verkraften, ihr Stalking, die Obsession sowie ihre Zwangshandlungen. Aber auch diverse Angststörungen der Protagonisten müssen „Häppchenweise“ wie die „Odövre“ verdaut werden. Immer wieder tauchen die schwarzen Raben auf, aber wirklich Sinn ergibt es für mich nicht. Perfektion sieht anders aus. Und für mich fehlt hier auch die Brillanz, der Autorin, alle Fäden am Ende geschickt zusammenzuführen. Eigentlich schade, denn das Cover machte einen perfekten Eindruck. So war es eine Mogelpackung, die mich deutlich mehr erwarten ließ und mich „lesetechnisch“ etwas frustriert hat.
Inhalt:
Cornwall im Sommer 1986. Fasziniert beobachtet die sechzehnjährige Tamsyn ihre neuen Nachbarn: den attraktiven Mr. Davenport, seine wunderschöne Ehefrau und ihre schillernde Tochter Edie, die etwa in Tamsyns Alter ist. Als sich die ungleichen Mädchen schließlich kennenlernen, hat dies ungeahnte Folgen. Denn hinter dem scheinbar perfekten Familienidyll der Davenports verbergen sich dunkle Abgründe, und Tamsyns neidvoller Blick auf ihre Nachbarn wird immer mehr zur unheilvollen Obsession ...
Die Autorin:
Amanda Jennings unterrichtete Kunstgeschichte an der Cambridge University und arbeitete bei der BBC. Sie hat mehrere psychologische Spannungsromane geschrieben, von denen einige international veröffentlicht wurden. Ihr neuester Roman Ich will dein Leben spielt in Cornwall, wo Jennings viel Zeit während ihrer Kindheit verbrachte. Heute lebt sie in Henley mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern.
Weitere Bücher:
Euer dunkelstes Geheimnis
Fazit: *** Sterne. Der Roman “Ich will dein Leben“ ist im Lübbe Verlag erschienen. Das Taschenbuch hat 448 Seiten.