Rezension: „NSA - Nationales Sicherheits-Amt“ von Andreas Eschbach
Mit „NSA – Nationales Sicherheits-Amt“ veröffentlicht Andreas Eschbach einen Roman mit einem interessanten Gedankenexperiment, das den Verlauf der Nazi-Diktatur beeinflussen hätte können. Erschienen ist ...
Mit „NSA – Nationales Sicherheits-Amt“ veröffentlicht Andreas Eschbach einen Roman mit einem interessanten Gedankenexperiment, das den Verlauf der Nazi-Diktatur beeinflussen hätte können. Erschienen ist der Roman Ende September 2018 im Lübbe-Verlag.
Weimar, 1942: Computer, Mails, Internet, Mobiltelefone und soziale Medien wurden bereits erfunden und sind fester Bestandteil im Alltag der Menschen. Das Nationale Sicherheits-Amt ist eine Geheimorganisation, die 1942 massiv unter Druck steht und beweisen muss, dass es kriegsentscheidende Informationen liefern kann. Die Hoffnungen liegen hierbei auf dem ehrgeizigen Analysten Eugen Lettke, der die Möglichkeiten der Überwachung durch die Technik und den Staat auch für persönliche Zwecke nutzt, und auf der sehr begabten Programmiererin Helene Bodenkamp. Sie ist eine vorbildliche deutsche Tochter, doch als die Liebe ihres Lebens von der russischen Front flieht, gerät sie in Konflikt mit der Nazi-Diktatur. Ihr Geliebter muss versteckt werden und Helene ist bereit alle Möglichkeiten zu nutzen, die ihr auf Grund ihrer Anstellung beim NSA zur Verfügung stehen.
Alleine der Klappentext dieses Buches konnte mich direkt für sich einnehmen: Was wäre gewesen, wenn Hitler bereits die Möglichkeiten durch das Internet, Computer und soziale Medien gehabt hätte? Gerade in Bezug auf die derzeitige politische Situation in Deutschland und weite Teile Europas eine höchst interessante Fragestellung, die gewisse Erwartungen an das Buch entstehen lassen.
Der Schreibstil war dabei größtenteils gut und flüssig zu lesen, auch wenn ich zu Beginn eine kleinere Eingewöhnungsphase benötigte. Genau bestimmen kann ich es nicht, aber ich denke, das dies zum Teil mit der Wortwahl und Schreibung einiger Wörter zusammenhängt. Alles wirkt ein wenig altmodisch. Telefon wird beispielsweise mit ph geschrieben und Computer mit K. Einiges, wie z.B. das Internet wurden umbenannt. So gewöhnungsbedürftig wie dies war, trägt es wiederum deutlich zur Authentizität des Romanes bei.
Das Szenario des Buches empfand ich als spannend und gruselig zugleich und ist in diesem Fall definitiv ein erwähnenswerter Faktor. Meine Erwartungen an dieses Buch waren von Anfang an sehr hoch und so hatte ich etwas Angst, dass diese nicht erfüllt werden können. Das war allerdings eine vollkommen unberechtigte Sorge. Ich habe das bekommen, was ich erwartet habe und sogar noch mehr. Mir wurde beim Lesen des Buches zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Überragend fand ich die Verbindung aus Fakten aus der Zeit der NS-Diktatur mit den Möglichkeiten der modernen Technik und wie wiederum auf diese die Ideologie dieser Zeit übertragen wurde. Hier geht es beispielsweise um Big Data in seiner schlimmsten Ausprägung oder auch das programmieren Frauensache ist. Andreas Eschbach hat diese Idee konsequent zu Ende gedacht.
Die Hauptpersonen des Buches könnten unterschiedlicher nicht sein. Helene Bodenkamp ist das kleine graue Mäuschen, das noch zu Hause wohnt und beim NSA programmiert. Klug, aber eher unscheinbar und zu Beginn auch in gewisser Weise unbedarft, da sie gar nicht richtig überblicken kann, zu was ihre Arbeit alles genutzt werden kann. Dies wird ihr erst im Laufe des Buches klar. Mit ihr und ihrer großen Liebe habe ich sehr mitgefiebert und gehofft. Hier geht auch ein großes Lob an den Autor, der sehr geschickt mit den Hoffnungen des Lesers spielt.
Eugen Lettke hingegen ist der Inbegriff eines Ariers, der mit der NS-Diktatur nicht unbedingt konform geht, aber das System für seine Zwecke missbraucht. Ich habe ihn gehasst, aber seine Geschichte dennoch fasziniert mitverfolgt. Teilweise hat es mir die Sprache verschlagen zu was diese Person fähig ist.
Fazit: Ich bin begeistert von diesem Roman, trotz meiner kleiner Anfangsschwierigkeiten mit dem Schreibstil. Wirkliche Ereignisse der Hitler-Diktatur wurden auf erschreckende Weise mit den Möglichkeiten der modernen Medien verknüpft und konsequent zu Ende geführt. Ich möchte dieses Buch jedem empfehlen, denke aber, dass es am interessantesten ist, wenn man sich auch für die Geschehnisse dieses Geschichtsabschnittes interessiert.