Auf den Spuren meines Vaters
In "Die Schuhe meines Vaters" ist Andreas Schäfer auf knapp 200 Seiten ein bewegendes und wortgewaltiges Denkmal seines verstorbenen Vaters gelungen. Es ist ein Erinnern an den Vater und die gemeinsam ...
In "Die Schuhe meines Vaters" ist Andreas Schäfer auf knapp 200 Seiten ein bewegendes und wortgewaltiges Denkmal seines verstorbenen Vaters gelungen. Es ist ein Erinnern an den Vater und die gemeinsam verbrachte Zeit, eine ehrliche Reflexion über die nicht immer einfache Vater-Sohn-Beziehung und auch eine Reise zu sich selbst. Es ist kein verklärtes Porträt des Vaters, der seine Eigenheiten hatte und nicht ohne Fehler war, der Autor ist schonungslos offen über sich und seinen Vater und ihr zwiespältiges Verhältnis zueinander, aber dennoch ist die Liebe zum Vater und die Trauer und der Schmerz über seinen Tod deutlich spürbar. Er zeichnet den Vater so wie er in Erinnerung hat und schafft so ein authentisches und bewegendes Bild von einem Mann, der sich für Kunst interessierte, gern reiste und eher ein Einzelgänger war.
In drei Kapiteln wird vom Tod des Vaters, der nach einer eine Hirnblutung in ein Koma fällt und nur noch von Maschinen am Leben erhalten wird, von der Kindheit des Vaters und seinem späteren Leben sowie der versöhnlichen Annäherung des Sohnes mit dem Vater erzählt. Besonders das erste Kapitel, das kurz die Zeit vor der Operation und dann die Zeit nach der Operation und der Hirnblutung erzählt, ist emotional sehr bewegend und traurig. Der Schock, das Nicht-wahr-haben-wollen, das Verdrängen und schließlich die Konfrontation mit dem Tod des Vaters ist nicht leicht zu lesen, aber sprachlich toll umgesetzt. Die Beklemmung und Ohnmacht ist förmlich spürbar. Auch die literarische Aufarbeitung und Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Vaters von dessen Kindheit in Berlin an während des zweiten Weltkrieges über das Gründen einer eigenen Familie bis zur Scheidung und die Zeit danach kann durch den fesselnden und poetischen Schreibstil überzeugen. Noch mal sehr persönlich wird es im letzten Kapitel, als es auf einer Griechenlandreise zur Aussöhnung mit dem verstorbenen Vater kommt.
Alles in allem, eine sehr persönliche, bewegende und melancholische Annäherung und Würdigung des toten Vaters, die durch ihre bildliche und ausdrucksstarke Sprache zu überzeugen weiß. Lesenswert!