Ideologie vs. Liebe
"Wir werden wachsen" von Andreas van Hooven ist ein Roman, der die Leserinnen auf eine emotionale und spannende Reise mitnimmt. Im Zentrum der Handlung stehen Maja Claasen, eine linke Aktivistin, und Jaspar ...
"Wir werden wachsen" von Andreas van Hooven ist ein Roman, der die Leserinnen auf eine emotionale und spannende Reise mitnimmt. Im Zentrum der Handlung stehen Maja Claasen, eine linke Aktivistin, und Jaspar Dredendiek, ein junger Unternehmer, dessen Familienunternehmen Teile für die Rüstungsindustrie liefert. Die Geschichte beginnt mit einem Anschlag auf eine Firmenveranstaltung, der das Leben der beiden Protagonisten auf unerwartete Weise miteinander verknüpft.
Van Hooven gelingt es, durch einen packenden Schreibstil und eine rasant voranschreitende Handlung, die Leserinnen schnell in den Bann zu ziehen. Der Wechsel der Erzählperspektiven zwischen Maja und Jaspar bietet tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptfiguren. Auch Jaspars Mutter Hanne kommt zu Wort, die zusätzliche Tiefe in die Geschichte bringt.
Die Charaktere sind überzeugend und vielschichtig gezeichnet. Maja und Jaspar, die aus völlig unterschiedlichen Welten stammen, wirken zu keinem Zeitpunkt stereotyp oder übertrieben. Der Einblick in ihre unterschiedlichen Lebensstile und die damit verbundenen Herausforderungen wird realistisch dargestellt. Die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen den beiden erscheint anfangs etwas überstürzt, doch im Laufe der Handlung wird deutlich, dass sie trotz ihrer unterschiedlichen Werte und Überzeugungen gut zueinander passen.
Ein zentrales Thema des Romans ist die Erkenntnis, dass die Welt nicht in Schwarz-Weiß unterteilt werden kann. Diese Botschaft zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und regt zum Nachdenken an. Die Konflikte, die zwischen Maja und Jaspar aufgrund ihrer politischen Überzeugungen entstehen, sind authentisch und nachvollziehbar dargestellt.
Das dramatische Ende des Buches wirkt etwas zu abrupt und könnte nahtloser in die Geschichte integriert sein.Trotz kleiner Schwächen überzeugt das Buch durch die Fähigkeit, sowohl ruhige Momente als auch vielschichtige Perspektiven eindrucksvoll zu beschreiben und die Leser*innen in eine Welt von ideologischer Verblendung eintauchen zu lassen.