Der Titel des Buches ist schon grandios gewählt und klingt irgendwie so "einfach", aber bei dieser Thematik geht es richtig in die Tiefe. Wundert man sich nicht oftmals selbst, wieso man bestimmte Verhaltensweisen ...
Der Titel des Buches ist schon grandios gewählt und klingt irgendwie so "einfach", aber bei dieser Thematik geht es richtig in die Tiefe. Wundert man sich nicht oftmals selbst, wieso man bestimmte Verhaltensweisen zeigt? Warum bekomme ich bei Stress immer wieder an einer Stelle im Körper Schmerzen? Warum hat mein Kind vor dies und jenem so starke Angst?Verhalten, die oftmals einfach keinen Sinn ergeben, denen man sich aber selbst teilweise sehr wohl bewusst ist. Man kann es aber einfach nicht abstellen. Wir beobachten dies auch bei so vielen anderen Menschen in unserer Umgebung und jeder scheint "sein Problem" zu haben, mal schwächer und mal schlimmer.
Andreas Winter zeigt in seinem Werk so viele mögliche "Herkunftsarten" dieser Schmerzen oder Verhaltensweisen auf, deren Herkunft er grundlegend in der sehr frühen Kindheit ansiedelt. Anfangs mag man denken, das wäre absurd und es müsse doch ein aktueller Einfluss das Problem sein, doch genau an dieser Stelle wird einem schnell klar, dass es eben nicht so ist. Oftmals erscheinen Schmerzen gefühlt sehr spontan und nisten sich dann regelrecht ein.
Das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit liegt bei uns allen sehr tief und wird leider oftmals nicht erfüllt. Das ist meist schon in der Kindheit der Fall und die Nachwirkungen ziehen sich durch unser ganzes Leben hindurch. Eltern sind sich wohl oftmals gar nicht bewusst, welchen Einfluss sie auf ihr Kind haben. Viele Denkweisen werden in den ersten Jahren geprägt und regelrecht verinnerlicht. So entstehen Blockaden und bereits jetzt Ängste. Hierbei fand ich den Begriff "Programmieren" unheimlich passend! Man programmiert sein Kind. Das geschieht unbewusst und bewusst. Ich persönlich konnte das Geschriebene hier sehr gut nachvollziehen und auch regelrecht nachfühlen, da meine Mutter mir bereits als Kind eingetrichtert hat, nicht gut genug zu sein. Auch bei mehr Anstrengung und besserem Ergebnis, war dies noch nicht annähernd ausreichend. Sie fand immer noch einen Makel und genau das gleiche Szenario spielt sich auch als Erwachsene immer wieder in meinem Kopf ab und es ist mir unmöglich dies abzustellen. Die Erkenntnis nach Jahrzehnten hat es mir aber definitiv schon leichter gemacht, auch bestimmte Verhaltensweisen bei mir nachzuvollziehen und mir selbst diese besser zu erklären.
Der Aufbau des Buches ist meiner Meinung nach ideal gewählt. Von Kapitel zu Kapitel steigt man tiefer beziehungsweise breit gefächerter in die Thematik ein und erweitert sein Verständnis. Die Beispiele machen das Nachvollziehen zusätzlich einfacher und zeigen somit auch die Auswirkung auf unterschiedlichste Individuen auf, so dass man auch andere Personen und deren Verhaltensweisen nachvollziehen kann. Natürlich erkennt man sich nicht überall wieder, aber das ist ja auch gar nicht der Anspruch, sondern soll die unterschiedlichen Ausprägungen zeigen.
Auch die Formulierungen sind verständlich gewählt, weshalb auch Laien mit dem Werk gut klarkommen werden und keine Berührungsängste haben sollten.