Cover-Bild Loney
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Horror: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 01.12.2017
  • ISBN: 9783548289878
Andrew Michael Hurley

Loney

Roman
Yasemin Dinçer (Übersetzer)

"Ein Meisterwerk des britischen Schauerromans mit hohem literarischen Anspruch." Brigitte

»Die Einheimischen nannten es The Loney. Niemand, der auch nur das Geringste über diesen Ort wusste, näherte sich je dem Wasser. Zumindest abgesehen von uns. Doch wahrscheinlich hatte ich stets geahnt, dass das, was dort geschehen war, nicht für immer verborgen bleiben würde, so sehr ich es mir auch wünschte.«

Zwei Brüder geraten an einem gottverlassenen Küstenort immer tiefer in eine rätselhafte, unheimliche Geschichte, in der sie selbst einander der einzige Halt sind. Ein berührender, packender Roman über die Suche nach Erlösung und die Abgründe, in die sie führen kann.

Ausgezeichnet mit dem Costa Book Award für das beste Debüt

»Eine meisterhafte Exkursion ins Grauen.« Sunday Times

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2017

Ein gestochen scharfes Werk

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Meine Meinung: Das Cover des Buches zieht magisch an und hat man es erst einmal in den Händen, so wird man auch direkt vom Klappentext begeistert. Loney scheint alles zu haben, was ein guter Roman braucht. ...

Meine Meinung: Das Cover des Buches zieht magisch an und hat man es erst einmal in den Händen, so wird man auch direkt vom Klappentext begeistert. Loney scheint alles zu haben, was ein guter Roman braucht. Eine mysteriöse Atmosphäre, die viel zum Feeling des Buches beiträgt, eine Leiche, die auf ein Verbrechen hinweist, das gelöst werden will und einen Hinweis darauf, dass der Schreibstil brillant ist, viele von dem Buch begeistert waren. Und doch schwingt da ein gewisses Misstrauen mit, wenn man die Worte Glaubensgemeinschaft und pilgern liest. Es gibt einen ersten Hinweis darauf, dass das Buch tief in einer religiösen Thematik verankert ist und das ist der Punkt, der im ersten Moment ein wenig zurückweichen lässt.
Es stimmt, die Religion spielt einen großen Part in der Geschichte. Sie ist die, die die Protagonisten motiviert, die das Geschehen vorantreibt oder es auch manchmal im Vorangehen behindert. Religion ist ein sehr schwieriges Thema in Romanen, denn sie ist kein großer Teil der Gesellschaft mehr und viele stehen ihr skeptisch gegenüber. Vor allen Dingen, wenn man das aktuelle Geschehen mit verfolgt. Andrew Michael Hurley hat diese Thematik aber gekonnt im Werk eingebaut. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung, wird aber kritisch betrachtet und gibt dem Leser zahlreiche Denkanstöße. Das ganze jedoch, ohne zu wertend zu wirken. Das Buch offenbart zwei Sichten auf den Katholizismus, die ihn nicht in eine Schublade stecken sondern vielmehr dem Leser näher bringen können.
Die Geschichte erfährt der Leser aus der Sicht Tontos. Er ist Hannys jüngerer Bruder und trotzdem ist er in der Position, in der er sich um seinen Bruder kümmern soll, denn wie so oft gesagt wird, ist Hanny ein Junge im Körper eines Mannes. Er spricht kaum und ist mehr Kind in seinem Verhalten, was auf eine Behinderung schließen lässt. Hannys und Tontos Mutter glaubt fest daran, dass Gott Hanny heilen kann und so schwört sie auf eine Pilgereise nach Loney, die, zum ersten Mal nach dem Tod des alten Pfarrers, wieder absolviert wird. Der neue Pfarrer kann jedoch nicht alle Mitglieder der streng gläubigen Gemeinde begeistern und Hannys Mutter fürchtet, dass ihr Sohn so nicht geheilt werden kann. An all das erinnert sich Tonto viele Jahre später als in Loney eine Babyleiche gefunden wird. Es lässt den Leser von Anfang an nicht los, denn man hat das vage Gefühl, dass die Pilgergruppe in diesen Vorfall verwickelt ist und das ganze Buch über suchen wir nach einer Antwort auf den Verdacht und werden dabei sehr unterhalten.
Was zu einem großen Teil zu dieser Handlung beiträgt ist die Kulisse, die Hurley in seinem Werk geschaffen hat. Loney ist ein verlassenes Dörfchen an der Küste Englands. Nebel, eine hohe Luftfeuchtigkeit und somit nasskaltes Wetter prägen das Leben dort und man muss nicht dort gewesen sein, um zu erahnen, wie die Atmosphäre dort ist. Unheimlich, mystisch und bedrückend. Sie schwingt beim Lesen mit und hebt so die Spannung des Buches an. Besonders auch die Szenen nachts und die Begegnungen mit den wenigen verbliebenen Bewohnern Loneys sind noch einmal ein ganzes Stück atmosphärischer und haben sehr zur Stimmung des Buches beigetragen.
Fazit: Mit Loney hat Andrew Michael Hurley ein gestochen scharfes Werk geschaffen, das besonders durch seine Atmosphäre und das Geheimnis, das es verbirgt, wirkt. Hin und wieder gab es einige Längen und die religiöse Thematik kann anfangs skeptisch betrachtet werden. Kritiker haben aber recht, wenn sie dieses Buch loben und wir haben hoffentlich nicht zum letzten Mal von Hurley gehört.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Erwartungshaltung! Sehr spezieller Mix à la Gothic Novel

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Ich fand „Loney“ durchaus gut geschrieben - aber inhaltlich sollte man sich einstellen auf einen Mix aus, hm, „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, Zafóns „Der dunkle Wächter“ und Enid Blyton-Abenteuerroman ...

Ich fand „Loney“ durchaus gut geschrieben - aber inhaltlich sollte man sich einstellen auf einen Mix aus, hm, „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, Zafóns „Der dunkle Wächter“ und Enid Blyton-Abenteuerroman mit Spukschloß – wer hier zu lesen beginnt, lässt sich darauf ein, dass dieses Buch ziemlich sicher anders sein wird, als erwartet.

Was habe ich Enid Blytons Bücher geliebt als Kind – Fünf Freunde, etc… Irgendwo gab es immer wieder ein geheimnisvolles Haus im Nirgendwo. Da ich die alten Bücher gerade wegen einer Umräum-Aktion in der Hand gehabt hatte, war ich wohl in der passenden Stimmung für dieses Buch. Ich fühlte mich wie in einem meiner Kindheitsbücher – in einer Version für Erwachsene. Weniger hinsichtlich irgendwelcher „expliziten Szenen“ – das Buch hat da eigentlich nur einen dezent exhibitionistischen Landstreicher an einer Bushaltestelle zu bieten, etwas totes Wild sowie einigem, was nur der Phantasie überlassen wird – soviel Horror, wie vom Kopfkino eben gewünscht. Nein, „erwachsen“ dank eines Vokabulars des strengen Katholizismus: Dabei ist Glaube an sich keine Voraussetzung für die Lektüre – allein das Wissen hilft, z.B. um den Zusammenhang „Christus, Lamm Gottes“ angesichts der Lämmergeburt auf dem Weg erfassen zu können und somit die Ergriffenheit der österlichen Gruppe nachzuvollziehen (wer hier schon aussteigt, wird vieles nicht verstehen können).

Inhaltlich ist der Roman am ehesten als eine Art „Gothic Novel“ einzuordnen (die Kategorie, der „Frankenstein“ angehört). Die Handlung bezieht sich auf die Erlebnisse der Brüder „Tonto“, des Ich-Erzählers (sein richtiger Name wird nie genannt), und seines älteren Bruders, Andrew, genannt Hanny. Der junge Hanny spricht nicht – warum, Autismus, Mutismus, geistige Behinderung, erschließt sich nicht. Sie werden besonders von ihrer Mutter streng im Glauben erzogen, wobei diese durchaus vermittelt, allein über die Rechtgläubigkeit urteilen zu können. Der jüngere Bruder erhält hauptsächlich die Aufgabe als Hüter seines Bruders Hanny – er fungiert dabei auch als eine Art „Dolmetscher“, da die Brüder, wenn sie zusammen sind, in einer sehr eigenen Welt leben. Die Pilgergruppe der Gemeinde, der auch die Familie angehört, ist bestrebt, mit einer österlichen Wallfahrt die Heilung von Hanny herbeizuführen, ja, in der Sicht der Mutter quasi zu erzwingen. Was nicht gelingt, dafür wurde einfach nicht genug gebetet, geglaubt, verzichtet,… „Ihm war klargeworden, was ich schon seit langem über Mummer wusste: Wenn nur ein Teil wegbrechen würde, ein Ritual ausgelassen oder ein Verfahren aus Bequemlichkeit abgekürzt, dann würde ihr ganzer Glauben kollabieren und zerschmettern.“ S. 143
Das Umfeld ist entsprechend, der verstorbene frühere Pfarrer trieb dann auch seinen Ministranten die Selbstbefriedigung aus, indem er sie zwang, fest in Nesseln zu greifen (nein, kein weiteres Buch zu Kirche und sexuellem Missbrauch).

Dem gegenüber steht die phantasievolle Welt der Brüder, bei der Hanny mit einem Glas voller Nägel zu verstehen gibt, Schmerzen zu haben, oder die Jungs Geheimverstecke pflegen. In „The Loney“ allerdings, der titelgebenden Landschaft nahe Lancasters an der Westküste Englands, herrscht eine unterschwellig düster-bedrohliche Stimmung: hier ist das traditionelle Ziel der österlichen Pilgerfahrt. Von hier aus dringt auch der Horror in die Erinnerungen des Ich-Erzählers…man muss dann am Ende schon genau aufpassen, um die verschwundenen körperlichen Leiden gesammelt im Keller wiedererkennen zu können (wieder ein christliches Motiv, kombiniert mit der völligen Verkehrung) – analog dazu wirkt einiges am Glauben mit seinen volkstümlichen Anteilen und seinen Ritualen fast wie Aberglaube - ich verwirre hier vielleicht, aber sonst würde ich zu viel verraten.

Dem „Fünf-Freunde-Fan“ in mir gefiel die atmosphärische Darstellung sehr – beim Inhalt änderte ich meine Meinung während der Lektüre und danach regelmäßig (die heutigen Amazon-Bewertungen der deutschen Ausgabe und des Originals verteilten sich recht gleichmäßig auf Bewertungen zwischen 2 und 5 Sternen, damit bin ich also nicht allein). Aber wegen des Muts zu einem solch ungewöhnlichen Thema und Stil komme ich auf 4 von 5 Sternen. Nicht einfließen lasse ich gewisse eher stilistische Schlampigkeiten mindestens der deutschen Übersetzung, die zwar verbreitet sind, aber in diesem Beruf nicht auftreten dürften wie S. 31 „Er entschuldigte sich“ statt „er bat um Entschuldigung“

Veröffentlicht am 03.04.2018

Die Kraft des Glaubens, die Macht des Zweifels

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„Loney“ ist keine Gruselgeschichte, kein Grauen erregender Schauerroman und keine englische Gothic Novel. Aber der Roman besitzt ausreichend Nebel, englisches Moor, unheimliche Dorfbewohner, eine gefährliche ...

„Loney“ ist keine Gruselgeschichte, kein Grauen erregender Schauerroman und keine englische Gothic Novel. Aber der Roman besitzt ausreichend Nebel, englisches Moor, unheimliche Dorfbewohner, eine gefährliche Halbinsel („The Loney) und ein geheimnisvolles Ereignis in der Vergangenheit, dass alle Komponenten eines Schauerromans beisammen sind. Sogar das Übersinnliche fehlt nicht.
Eigentlich gibt es vom Übersinnlichen sogar zu viel - und zwar zu viel inbrünstigen Glauben. Eine Gemeinschaft streng gläubiger Katholiken - im anglikanischen England sowieso schon ungewöhnlich - fährt jährlich zur Osterwallfahrt in die Nähe des nordwestenglischen Coldbarrow. Mummer und Farther, die Eltern des Ich-Erzählers Tonto und seines zurückgebliebenen Bruders Hanny, beten dort am Schrein für das Wunder von Hannys Genesung. Unruhe kam in die Gemeinschaft, als der strenge, alte Pfarrer Wilfried zuerst nach einem Ereignis am Strand von Coldbarrow sein Wesen verändert hat und schließlich gestorben ist. Nach Jahren bricht die Wallfahrergruppe mit dem neuen Pfarrer nach Coldbarow auf, um alles so zu erleben, wie es immer war. Doch natürlich ist es nie so, wie es immer war, ganz im Gegenteil.

Hurley nimmt sich sehr viel Zeit für seine Handlung, wobei er ausgesprochen geschickt die Puzzleteile seiner Geschichte ins Spiel bringt. Zunächst erfährt man vom Verhältnis der beiden Brüder, das von der Behinderung Hannys geprägt war, für den Tonto stets dagewesen ist. Duch Tontos Augen sieht der Leser den verstorbenen Pfarrer Wilfried mit seinem erstarrten Glauben und seiner Altherrenstrenge; die verkrustete Ehe der Eltern, in der vor allem Mummer zu einem starren System von Entsagung, Gebet, schriller Hoffnung und sklavischem Fsthalten am Gegebenen gefunden hat; auf die anderen Mitreisenden und ihre Fehler; und natürlich auf den Ort der Handlung: Coldbarrow, der Strand an der irischen See und die Halbinsel Loney, um die sich schauerliche Geschichten ranken. Die langsame Einführung der erhellenden Details der Handlung, von der man ab dem ersten Kapitel weiß, dass es um die rätselhafte Heilung Hannys gehen muss, störte nicht beim lesen. Wo man sonst oft das Gefühl hat, vom Autoren absichtlich ahnungslos gehalten zu werden, versteht es Hurley durch die dichte Beschreibung der Personen und Interaktionen sowie vereinzelte Sprünge in die Vergangenheit, des Lesers Wachsamkeit aufrecht zu erhalten.

Die Sprache ist dem Roman angemessen: Einerseits ist sie ernst und düster wie der starre Glaube der Wallfahrer oder das miserable Wetter im Nordwesten Englands, andererseits schön und menschlich, wenn es um die beeindruckende Rauhheit der Landschaft oder die handfest-mitfühlende Persönlichkeit des neuen Pfarrers Bernard geht.

Das Ende des Romans überrascht, auch weil man sich mit den Skeptikern der transzendenten Welt - dem ich-Erzähler oder Father Bernard gegen die frömmelnden Götzendiner - etwa Mummer oder ein paar unheimlich Dorfbewohner - verbündet hat und nun doch auf etwas - sagen wir: - Überirdisches trifft. Doch die behutsame Darlegung der Kraft des Glaubens, die Macht des Zweifels und die stete Wandelbarkeit der „Wahrheit“ überzeugt: „Loney“ ist ein gutes Buch, das seine Leser zum langsamen Genießen und verstehen einlädt.

Veröffentlicht am 21.06.2021

Der Wahnsinn des Glaubens

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Klappentext:
»Die Einheimischen nannten es The Loney. Niemand, der auch nur das Geringste über diesen Ort wusste, näherte sich je dem Wasser. Zumindest abgesehen von uns. Doch wahrscheinlich hatte ich ...

Klappentext:
»Die Einheimischen nannten es The Loney. Niemand, der auch nur das Geringste über diesen Ort wusste, näherte sich je dem Wasser. Zumindest abgesehen von uns. Doch wahrscheinlich hatte ich stets geahnt, dass das, was dort geschehen war, nicht für immer verborgen bleiben würde, so sehr ich es mir auch wünschte.«

Zwei Brüder geraten an einem gottverlassenen Küstenort immer tiefer in eine rätselhafte, unheimliche Geschichte, in der sie selbst einander der einzige Halt sind. Ein berührender, packender Roman über die Suche nach Erlösung und die Abgründe, in die sie führen kann.

Meine Meinung:
Ich habe das Buch aufgrund des schönen Covers und des interessant klingenden Klappentextes mitgenommen.
Niemals hätte ich erwartet, dass es in dieser Geschichte hauptsächlich um die Osterpilgerreise einer tief gläubigen Familie und ihresgleichen gehen würde. Das Thema Religion spielt in meinem Leben keine übergeordnete Rolle, weshalb ich mich mit den Ansichten und Taten der Protagonisten schwer tat.
Einzig und allein der Schreibstil von Andrew Michael Hurley und die bedrückende Atmosphäre des Buches ließen mich am Ball bleiben, sodass ich bis zum Ende durchhielt. Was mich da erwartete, passte zwar zur Thematik und der Autor blieb seinem Stil absolut treu, jedoch setze es für mich dem ganzen Wahnsinn die Krone auf.
Ich bin ja auch der Meinung ‚Glaube versetzt Berge‘, aber hier war alles einfach too much.

Fazit:
Ein von Kritikern viel zu hoch gelobtes Buch mit der Thematik ‚die Macht des Glaubens‘.

Meine Bewertung:
2,5/5 Sterne

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