Ich selbst habe den Witcher nicht gespielt und hatte, bis ich das Buch zum ersten Mal in der Hand hielt, auch noch nicht gewusst, dass eine Fernsehserie dazu in Arbeit ist. Ehrlich gesagt wurde ich rein von einer interessanten Klappe und meiner Lust auf gute Fantasy getrieben.
Nun habe ich den ersten der fünf Bände beendet und muss gestehen, dass ich zu Beginn recht skeptisch war, ob ich diesen zu Ende lesen würde.
Natürlich bin ich diesen fantasyliken, opulenten Sprachstil, der zumeist etwas mittelalterlich wirkt, gewohnt - aber der Autor geht hier sogar noch ein Stück weiter.
Er nutzt zum Teil Worte, die -gelinde gesagt- wohl „etwas aus der Mode“ sind, wie „Hundsfott“ oder „poussieren“, die mich zwar nicht gestört haben, von denen ich mir aber vorstellen könnte, dass so manch jüngerer Leser sie eventuell nachschlagen muss.
Was für mich jedoch gewöhnungsbedürftig und anfangs anstrengend war, sind die sprunghaften Sätze, die zudem oftmals wörtliche Rede beinhalten. Manchmal war man etwas unsicher, wer nun gerade spricht. Das legt sich zwar im Laufe der Geschichte etwas -zumal stellenweise nur zwei Personen zur gleichen Zeit behandelt werden-, wirkt jedoch auch dort teilweise einfach etwas abgehackt. Vor allem wenn einer der Protagonisten mal wieder den Halbsatz mit einem Geräusch wie "ohhh" beendet. Ich könnte mir vorstellen, dass das vielleicht im TV besser wirken wird, beim Lesen hat es mir jedoch nicht so wirklich gefallen ;)
Wenn man sich von dieser Hürde jedoch nicht abschrecken lässt, wird man mit einer ebenso fantasievollen und durchdachten, wie grausamen Welt belohnt. Magie, Elfen, Zwerge, Schicksal und Weissagungen halten uns in einer Geschichte voller Gewalt, Blutvergießen und Krieg gefangen, in der Hoffnung auf Rettung durch -ja, wen eigentlich? Wir entdecken mehrere Protagonisten, manche mehr, manche weniger sympathisch - und ja, bei manchen ändert sich die erste Empfindung auch mit jeder weiteren gelesenen Seite. Aber wohin das Ganze führt, bleibt das große Geheimnis!
Auffällig ist jedoch der Umgang mit vielen Problemen, die wir leider nur allzu gut kennen, wie Rassismus, Hass und Fanatismus. So entsteht zeitgleich ein gleichwohl fiktives wie realitätsnahes Abenteuer, das nicht nur unterhält, sondern auch gesellschaftskritisch ist. Das fand ich persönlich sehr gelungen und vor allem wichtig!
Ehrlich gesagt war ich dann doch etwas schockiert, als ich feststellte, dass das Buch bereits zu Ende ist, und eigentlich, außer der Einführung in die Charaktere, Schicksale und ein Teil des beschrittenen Wegs, nicht wirklich viel passiert ist. Okay, ein paar Kämpfe gab es natürlich auch, aber nicht wirklich in dem von mir erwarteten Umfang.
Umso verblüffter war ich jedoch, als ich noch deutlicher merkte, dass ich mich trotz fehlendem Showdown oder Ähnlichem, nicht eine einzige Seite lang gelangweilt oder etwas vermisst habe! Im Gegenteil: ich hätte am liebsten sofort weitergelesen!
Für mich war "Das Erbe der Elfen" eine gelungene Ein- und ENTführung in ein fesselndes Fantasyabenteuer, das Lust auf mehr macht!