Andrzej Sapkowski – Narrenturm
Reinmar von Bielau, von seinen Freunden und Feinden Reynavan genannt, ist gerade in ein Techtelmechtel verwickelt, als die Brüder des Verlobten der untreuen Frau, in das Liebesspiel hereinplatzen. Während Adele sich ins Kloster flüchtet, beginnt für Reynevan die Flucht auf der er Chaos und Ärger hinterlässt. Nicht nur, dass einer der Brüder – durch einen Unfall – zu Tode kommt, auch wird in seinem Heim allerhand Hexenwerk gefunden, was die Inquisition auf den Plan ruft. Ein paar Bonuspunkte bekommt er wegen seines verstorbenen Bruders und so erhält er ab und an Hilfe. Als er nach langer Zeit tatsächlich geschnappt und ins Gefängnis geworfen wird, versucht er zu entkommen und plötzlich soll er eine kleine Armee anführen, die gegen die Regierung kämpft.
Ich muss zugeben, ich habe die Serie „The Witcher“ gesehen und war neugierig, wie der Autor wohl seine Bücher schreibt. Ohne mit der Wimper zu zucken kann ich behaupten, ich werde kein weiteres Buch des Autoren lesen, wenn überhaupt, dann höre ich mir das Hörbuch an.
Die ellenlange sich überschlagende und hastig dahingeschriebene Einleitung hat mir schon die Lust zum Weiterlesen genommen, hier werden historische Fakten aneinander gereiht und aufgezählt ohne viel Spannung oder weiteren Hintergründen.
Aber als dann die eigentliche Geschichte mit Reynevan anfängt, konnte mich die auch nicht wirklich überzeugen. Während der über 700 Seiten hatte ich nicht einmal das Gefühl, das Reynevan besonders sympathisch oder tough ist, ständig redet und windet er sich aus Situationen heraus, oder wenn er es nicht kann, kommt der Zufall so oft zur Hilfe, dass das Ganze unglaubwürdig ist. Und der soll dann plötzlich zum Helden mutieren? Ich will mir gar nicht ausmalen, was die nächsten Bücher noch bereit halten könnten.
Dazu die massenhaft historischen Fakten und Einschlüsse in dieser Geschichte, die sehr zu Lasten der Spannung gehen. Ja, das Tempo ist hoch, die Geschichte überschlägt sich oft, aber ich weiß auch nicht was ich erwartet habe. Vielleicht eine historisch angehauchte spannende Fantasygeschichte, aber das auf jeden Fall nicht.
Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, werde ich mir mal das Hörbuch in der Bibliothek zu einem der tatsächlichen Witcher-Büchern ausleihen, aber sicherlich nicht sofort und schon gar nicht mehr dieses Jahr.
Ich möchte eigentlich nicht weiter auf die Story, die Figuren oder Schauplätze eingehen, obwohl hier muss ich sagen: die Schauplätze waren gut ausgearbeitet, ich konnte mir den Turm, die Ortschaften und Handlungsorte gut vorstellen, aber der Rest inklusive Story konnte mich leider nicht überzeugen.
Ich wurde irgendwann müde, die Geschichte zu lesen und da es sich um ein Leseexemplar handelte, wollte ich es jetzt auch nicht lang liegen lassen und habe sicherlich die eine oder andere Seite quer gelesen.
Viele Handlungsstränge blieben offen, so ganz bin ich auch noch nicht hinter die Motive des Mauerläufers gestiegen, und generell, die sich überschlagende Ereignissen brachten leider keine Spannung, im Gegenteil, zwischendrin habe ich mich vor lauter Fakten einfach nur gelangweilt.
Und dann gibt es zum Schluss ein Glossar, das gleich so lang ist, das man sich erst mal durch die vielen Fremdworte durchackern musste. Vieles ergibt sich aus der Situation heraus, aber noch längst nicht alles.
Das war mal wirklich keine leichte Lektüre.
Es war sicher nicht das schlechteste Buch, das ich gelesen habe in diesem Jahr, aber weit davon entfernt war es leider auch nicht.
Mich konnte es nicht überzeugen und es tut mir leid, keine positivere Rezension schreiben zu können, aber hier stimmte eindeutig die Chemie zwischen Reynevan, den ich leider überhaupt nicht ernst nehmen konnte, und mir einfach nicht. Schade, aber manchmal passiert das und das ist ja auch nicht weiter tragisch, denn sicher gibt es viele Leser die das Buch voller Freude verschlingen werden.
Das Cover gefällt mir gut.
Fazit: Viele Worte, viele Fakten, wenig Spannung und unsympathische Charaktere. Hat mich leider gar nicht überzeugen können. 2 Sterne.