Ein gewaltiges Werk
„Risse“ von Angelika Klüssendorf erzählt die Vorgeschichte zu dem Buch „Das Mädchen“, welches vor 20 Jahren erschienen ist. Es wird in verschiedenen Episoden die schwere Kindheit in der DDR erzählt.
Man ...
„Risse“ von Angelika Klüssendorf erzählt die Vorgeschichte zu dem Buch „Das Mädchen“, welches vor 20 Jahren erschienen ist. Es wird in verschiedenen Episoden die schwere Kindheit in der DDR erzählt.
Man muss nicht den ersten Roman kennen, um in dieses Buch einsteigen zu können.
Das namenlose Mädchen wächst in einer zerrütteten Familie auf, einziger halt ist die Großmutter und als diese stirbt, muss das Mädchen alle sadistischen Züge ihrer unzufriedenen Mutter und Exzesse ihres alkoholabhängigen, kriminellen und zu Ostern suizidgefährdeten Vaters über sich ergehen lassen.
Das namenlose Kind versucht ihre Schwester vor den gnadenlosen Übergriffen der Mutter zu schützen. In den 60er/70er Jahren war die Kindheit des Mädchen geprägt von körperlicher und seelischer Gewalt,
Es lernt mit Hunger, Schmerz und Verwahrlosung umzugehen. Es muss sich an die familiären Verhältnisse anpassen, es stiehlt, lügt und betrügt um zu überleben und gerät dadurch in ein Heim.
Das Mädchen versucht im Heim, in welchem es weder Geborgenheit noch Fürsorge gibt, nach anfänglichen Schwierigkeiten die Gepflogenheiten zu verstehen und dem größten Ärger aus dem Weg zu gehen. Ihr Rückzugsort sind Bücher und in diese flüchtet sie sich, sooft es möglich ist.
Immer wieder gibt es Verweise auf die Autobiografie und die Fikton. Sicher ist jedoch nichts und als Leser ist man hin-/hergerissen. Jedoch macht genau diese Schreibweise und dieses Lesegefühl der Unsicherheit dieses Genre aus.
Der Roman ist keine leichte Lektüre, er ist überwältigend und berührend geschrieben. Die Autorin lässt den Leser eintauchen in die trostlose Kindheit und doch schimmert immer wieder Mut und Hoffnung durch die Zeilen. Schlicht und ergreifend erzählt die Autorin die Autobiografie des „namenlosen“ Mädchens.
Ein starkes Werk und eine klare Leseempfehlung.