Cover-Bild Schäfchen im Trockenen
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: speak low
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 17.10.2019
  • ISBN: 9783940018687
Anke Stelling

Schäfchen im Trockenen

Anke Stelling (Sprecher)

Resi hätte wissen können, dass ein Untermietverhältnis unter Freunden nicht die sicherste Wohnform darstellt, denn: Was ist Freundschaft? Die hört bekanntlich beim Geld auf. Die ist im Fall von Resis alter Clique mit den Jahren so brüchig geworden, dass Frank Lust bekommen hat, auszusortieren, alte Mietverträge inklusive. Resi hätte wissen können, dass spätestens mit der Familiengründung der erbfähige Teil der Clique abbiegt Richtung Eigenheim und Abschottung und sie als Aufsteigerkind zusehen muss, wie sie da mithält. Aber Resi wusste’s nicht. Noch in den Achtzigern hieß es, alle Menschen wären gleich und würden durch Tüchtigkeit und Einsicht demnächst auch gerecht zusammenleben. Das Scheitern der Eltern in dieser Hinsicht musste verschleiert werden, also gab’s nur drei Geschichten aus dem Leben ihrer Mutter, steht nicht mehr als ein Satz in deren Tagebuch. Darüber ist Resi reichlich wütend. Und entschlossen, ihre Kinder aufzuklären, ob sie’s wollen oder nicht. Sie erzählt von sich, von früher, von der Verheißung eines alternativen Lebens und der Ankunft im ehelichen und elterlichen Alltag. Und auch davon, wie es ist, Erzählerin zu sein, gegen innere Scham und äußere Anklage zur Protagonistin der eigenen Geschichte zu werden.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Sheena01 in einem Regal.
  • Sheena01 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2023

Wahrheiten

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Parrhesia bezeichnete im antiken Griechenland die Redefreiheit. Anke Stelling lehnt den Namen ihrer Protagonistin, Resi, an diesen Begriff an und lässt sie über Ungerechtigkeit und den sozialen Auf- und ...

Parrhesia bezeichnete im antiken Griechenland die Redefreiheit. Anke Stelling lehnt den Namen ihrer Protagonistin, Resi, an diesen Begriff an und lässt sie über Ungerechtigkeit und den sozialen Auf- und Abstieg sprechen.

Resi wendet sich dabei an ihre Tochter, der sie mehr vermitteln möchte, als ihre Mutter es bei ihr gemacht hat. Sie will ihre Tochter in die Funktionsweisen der Gesellschaft einweihen, will ihr die Illusionen nehmen und sie initiieren: “Ich werde sie gnadenlos aufklären, ihr alles sagen, was ich weiß”.

Der Roman gibt Einblicke in das (Gefühls-)Leben einer Protagonistin, die sich in einem Netz aus Klassenzuschreibungen, gesellschaftlichen Erwartungen, Vorwürfen und den Blicken der Anderen gefangen fühlt. Resi will dieses Erbe der sozialen und auch sexuellen Scham nicht an ihre Tochter vermachen und fordert sie stattdessen auf, sich zu wehren, zu widersetzen und den Blicken und Erwartungen der Anderen die Stirn zu bieten.

“Schäfchen im Trockenen“ ist eine mutige Auseinandersetzung mit sozialen Fragen und gibt mit Resi einer Stimme Raum, die nicht davor zurückschreckt, Wahrheiten zu benennen und der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten

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Veröffentlicht am 19.11.2019

Wutrede über Klassenprivilegierte und Abstiegsängste

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Viele Parallelen tun sich auf zwischen der Ich-Erzählerin Resi und der Autorin, so dass sich zwangsläufig die Frage stellt, wie viel Biografisches eingeflossen ist. Resi erzählt ihrer ältesten Tochter ...

Viele Parallelen tun sich auf zwischen der Ich-Erzählerin Resi und der Autorin, so dass sich zwangsläufig die Frage stellt, wie viel Biografisches eingeflossen ist. Resi erzählt ihrer ältesten Tochter Fragmente aus ihrem Leben. Scharfsinnig, belehrend, empört, wütend, kritisierend, trotzig beäugt sie Alltagssituationen und reflektiert vor allem den verpassten eigenen sozialen Aufstieg, der ihr - einen großen Freundeskreis aus der sog. Oberschicht hinter sich habend, selbst aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen kommend - eigentlich möglich gewesen wäre. Anlass ist ein Zerwürfnis mit ihren „besseren“ Freunden, mit dem sie sich immer wieder auseinandersetzt. Ich habe mir die Geschichte als Hörbuch direkt von der Autorin „vorlesen“ lassen und meine, dass die Geschichte als Hörbuch nicht unbedingt geeignet ist. Angesichts der Komplexität des Themas und dem Umstand, dass der formale Aufbau einer Collage ähnelt, weil z.B. Resis Gedanken, Briefauszüge, Gespräche mit Freunden, Fantasien zusammengefügt werden, die noch dazu auf verschiedenen Zeitebenen spielen, entgehen einfach zu viele Feinsinnigkeiten, denen ich, wenn ich das Buch visuell in gedruckter Form vor mir gehabt hätte, durch Zurückblättern und wiederholtes Lesen von Passagen nachgegangen wäre.
Dennoch sehr hörens- bzw. besser noch lesenswert.


Veröffentlicht am 14.12.2019

Eine gnadenlose Abrechnung mit seinem Umfeld

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Inhalt & Handlung:
In „Schäfchen im Trockenen“ hadert die Protagonistin Resi mit ihrem Schicksal und arbeitet dieses in einem fiktiven Buch, das sie zum Teil an ihre Tochter Bea gerichtet hat, auf. Sie ...

Inhalt & Handlung:
In „Schäfchen im Trockenen“ hadert die Protagonistin Resi mit ihrem Schicksal und arbeitet dieses in einem fiktiven Buch, das sie zum Teil an ihre Tochter Bea gerichtet hat, auf. Sie nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund und rechnet darin gnadenlos mit ihrer Umgebung ab. Dieses Buch, das letztlich zahlreiche Preise einheimst, führt zum Bruch Resis mit ihrem Freundeskreis von früher, da sich dieser verständlicherweise verraten fühlt.

Schreibstil:
Das Buch ist als Monolog an Resis Tochter Bea aufgebaut, manchmal verlieren sich die Gedanken in Fantasien, es hagelt Vorwürfen in alle Richtungen, die geprägt sind von der recht einseitigen Sichtweise Resis. Man findet aber auch wirklich komische Beschreibungen ganz alltäglicher Szenerien, wie sie jeder von uns selbst wohl bestens kennt. Die wirklich treffenden Formulierungen können einem so manches Schmunzeln entlocken!

Charaktere:
Mitvierzigerin Resi scheint ihr offensichtliches Scheitern im Leben den widrigen Umständen und dem Fakt zuzuschreiben, in der falschen Klassenschicht aufgewachsen zu sein, übersieht dabei aber offenbar, dass man im Leben auch mal aktiv werden muss, um seine missliche Lage zu ändern. Allein mit dem Argument zu kommen, man wäre eben nicht mit dem silbernen Löffel im Mund geboren worden, wie eben die anderen, ist einfach ein wenig billig.
Die anderen in unglaublicher Anzahl vorkommenden Charaktere erscheinen leider meist ein wenig farblos, was ihre Unterscheidung bei einem Hörbuch wirklich nicht einfach macht!

Cover:
Das Cover ist recht karg gestaltet, zum größten Teil in Türkis gehalten, der Titel prangt in großen Lettern darüber. Die Logik, warum ausgerechnet die Grafik einer Heizung darunter gesetzt ist, erschließt sich mir allerdings nicht!

Autorin:
Anke Stelling stammt gebürtig aus Ulm und studierte in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut. Zeitgleich fing sie zu schreiben an, und verfasste zusammen mit Robby Dannenberg Romane, welche zum Teil auch verfilmt wurden. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen wie den Berliner Kindertheaterpreis und den Preis der Leipziger Buchmesse 2019. Anke Stelling lebt heute in Berlin.

Sprecherin:
Die vorliegende Hörbuchfassung wird von der Autorin Anke Stelling selbst gelesen. Ich empfand ihre Stimme als sehr angenehm!

Meinung:
Dieses Buch ist eine Wutrede an die Gesellschaft, in der jeder offiziell seinen Platz hat, in der aber nicht jeder auch seine eigene Meinung haben darf. Man macht vieles, weil es von einem erwartet wird, aber nicht weil man es tun will. Diese und ähnliche Gedanken schwingen während des ganzen Buches mit, manchmal kann man nur zustimmend nicken, manchmal fehlt einem auch jegliches Verständnis für die Sichtweise der Protagonistin, und man hat das Gefühl, dass sie allzu sehr im Selbstmitleid schwelgt. Einige Stellen regen jedoch mit Sicherheit zum Innehalten und Nachdenken an!
Warum dieses Buch allerdings zu einem der wichtigsten Bücher 2018 gewählt worden ist, kann ich nicht nachvollziehen, für mich erscheint es überbewertet.

Persönliche Kritikpunkte:
Auch wenn mich das Buch phasenweise recht gut unterhalten hat, hatte ich zeitweise das Gefühl, dass sich die Geschichte unendlich dahinzieht, und man gedanklich auf der Stelle tritt! Darüber hinaus war es glaublich schwierig, die Vielzahl an Personen unterscheiden zu können, zumal diese sehr farblos erschienen, mag sein dass mir aus diesem Grund eine Printversion des Textes mehr zu gesagt hätte, da man hier die Möglichkeit des Zurückblätterns, um einige Passagen erneut zu lesen.

Fazit:
Alles in allem konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen, zumal es vom Grundtenor her recht negativ gehalten war, auch wenn ich zugeben muss, dass mich so manche witzigen Passagen bestens unterhalten haben.

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