Cover-Bild Country Place
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 19.03.2024
  • ISBN: 9783312013241
Ann Petry

Country Place

Roman | »Mit präzisem Blick legte die afroamerikanische Autorin Ann Petry 1947 in ›Country Place‹ die Verlogenheit der provinziellen Nachkriegsgesellschaft offen.« Carola Ebeling, taz
Pieke Biermann (Übersetzer)

Ein kleiner Ort in Connecticut: Johnnie kommt aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Die Kleinstadt ist nicht das Idyll, zu dem Johnnie sie in seiner Sehnsucht gemacht hat – ebenso wenig wie Glory die wunderbare Ehefrau ist, wie er nach und nach erkennen muss. Johnnie empfindet sich nicht nur als Kriegsveteran, sondern auch als Veteran »des nicht enden wollenden Kampfes zwischen denen, die zu Hause blieben, und denen, die weggingen«. Das Städtchen Lennox ist klatschsüchtig, böswillig und dünkelhaft. Es pflegt seine Verachtung für alles Fremde: das schwarze Dienstmädchen Neola, der portugiesische Gärtner, der jüdische Anwalt und die irischen Katholiken der Stadt gelten als »anders« und nicht dazugehörig. Ann Petry zeigt, was passiert, wenn alle Fassaden bröckeln und ein großer Teil der Einwohner von Lennox sich als menschlich mies, intolerant, reaktionär oder gierig entpuppen. Bis auf wenige Ausnahmen …  

»Mit präzisem Blick legte die afroamerikanische Autorin Ann Petry 1947 in ›Country Place‹ die Verlogenheit der provinziellen Nachkriegsgesellschaft offen.« Carola Ebeling, taz

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Eigenwillige Geschichte

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Der Klappentext ließ ja bereits erahnen, dass wir uns in Gesellschaft kleingeistiger Gemüter begeben und an einen Ort, der von den dörflichen Geheimnissen lebt. Trotzdem war ich sehr überrascht wie beschränkt ...

Der Klappentext ließ ja bereits erahnen, dass wir uns in Gesellschaft kleingeistiger Gemüter begeben und an einen Ort, der von den dörflichen Geheimnissen lebt. Trotzdem war ich sehr überrascht wie beschränkt das Gesichtsfeld der Geschichte war, das sich vor allem auf die Skandale zweier eingesessener Familien fokussiert. Nicht ganz was ich mir erhofft hatte, trotzdem durchaus amüsant zu lesen.

Zum Inhalt: als Johnnie Roanes aus dem Krieg zurückkehrt findet er seine Heimatstadt unverändert und doch entfremdet vor. Und auch er selbst ist nicht mehr derselbe wie vor vier Jahren. Doch kann er sich überhaupt noch ein Leben in der ländlichen Beengtheit vorstellen, nachdem er die Welt gesehen hat?

Ich dachte es würde um Heimkehr gehen und darum seinen Platz im eigene Leben wiederzufinden. Aber viel mehr ging es darum, wie das Leben aller anderen weitergegangen war, was Johnnie zurückgelassen und verpasst hatte. Er selbst ist eher eine passive Figur seiner eigenen Geschichte. Im Fokus steht der dörfliche Tratsch, die kleinkarierten Ansichten der Bewohner und eher veralteten Moralvorstellungen. Plot und Setting sind also denkbar simpel gehalten und die Handlung trudelt so ein bisschen vor sich hin.

Spannend finde ich, dass das Buch bereits 1947 erschienen ist. Betrachtet man die Geschichte vor diesem Hintergrund wirkt sie vermutlich um einiges skandalöser, während sie mir beim Lesen oft einfach überholt vorkam. Keine der vorkommenden Personen war mir sympathisch, Misogynie und Rassismus sind unter den Dorfbewohnern keine exotischen Eigenschaften.
Aus heutiger Sicht sind die Figuren sehr stereotypisch dargestellt, bin mir aber eigentlich sicher, dass es nah an die damalige Realität herankommt und selbst heute, je nach Region, immer noch eine gewisse Aktualität besitzt.

Die Gedankengänge und Handlungsweisen der in den Fokus gerückten Personen wirken teilweise völlig irrational, worin für mich der Unterhaltswert der Geschichte lag. Es wirkte auf mich wie ein absoluten Possenspiel. Ob das so angemacht war, weiß ich nicht, aber vor diesem Hintergrund habe ich mich an der Geschichte schon amüsieren können.

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Alles zusammen abscheuliche Menschen

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Johnnie Roane kommt nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kleinstadt in Connecticut zurück, in der er aufgewachsen ist. Mehrere Jahre war er weg, und nun möchte er sein Leben und seine Ehe mit der schönen ...

Johnnie Roane kommt nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kleinstadt in Connecticut zurück, in der er aufgewachsen ist. Mehrere Jahre war er weg, und nun möchte er sein Leben und seine Ehe mit der schönen Glory wiederaufnehmen. Doch schnell muss er merken, dass das Idyll und der Zusammenhalt, den man von einer Kleinstadt erwartet, nicht realitätsferner sein könnte.

Am Klappentext wird uns Johnnie als der gute Mann, der aus dem Krieg nachhause kommt, angepriesen, der nun auf erschreckende Weiße feststellen muss, dass die Menschen in seiner Heimat rassistisch und auch sonst schlecht sind. Und so habe ich mir eigentlich erwartet, eine Geschichte zu lesen, in der die Probleme und die Voreingenommenheit einer amerikanischen Kleinstadt auf die Realitäten des moderenen Zeitalters stoßen. Eine Aufarbeitung von Themen wie Rassismus, Antisemitismus oder die Emanzipation der Frau. Im Endeffekt bekommt man leider nur eine lauwarme Gesichte über kleinstädtisches Drama. Immerhin aber in literarisch ansprechendem Mantel.

Erzählt wird die Geschichte vom "Doc", der der betrieber des lokalen Drugstores ist, und alle handelnden Personen eigentlich ziemlich gut kennt. Dann hätten wir noch die alte Mrs. Gramby, die irgendwie die moralisch hochwertige Figur des Romanes darstellen soll, den Taxifahrer, den alle nur wegen seines Aussehens und Verhaltens das Wiesel nennen, einen stadtbekannten Schürzenjäger und noch so andere Ausgeburten des menschlichen Abgrundes. Jedenfalls spielt Johnnie nur eine untergeordnete Rolle. Seine Ankunft ist nur der Stein, der die Geschichte ins Rollen bringt. Und auch die Eheprobleme zwischen ihm und seiner Frau Glory sind von recht minder tragender Rolle. In Wirklichkeit ist der Hauptstrang der Geschichte der Machtkampf zwischen Mrs. Gramby und ihrer abstoßenden Schwiegertochter.

Inhaltlich musste ich dann leider sehr schnell merken, dass die Auseinandersetzung mit dem Reaktionismus der Bevölkerung nicht wirklich stattfindet. Immer wieder sind geschickt rassistische, antiirische oder antisemtische Spitzen versteckt, die die fortschrittsscheue Bevölkerung der Stadt ins schlechte Licht rücken soll. Per se valide, denn ein Roman im ländlichen Amerika der unmittelbaren Nachkriegszeit kommt nur sehr schwer ohne dessen aus, das problematische gesellschaftliche Bild der meisten Bewohner:innen dieser Gegend zu behandeln. Allerdings sind die "guten" in der Geschichte zwar keine Rassisten, oder Antisemiten. Mrs. Gramby beschäftigt ein dunkelheutiges Dienstmädchen, einen portugisischen Gärtner und einen Koch, über den wir nicht mehr erfahren, als dass er einen ausländischen Akzent hat und aussieht wie ein Schwein. Mrs. Gramby ist nett zu diesen Angestellten und behandelt sie wie ihresgleichen. Mrs. Gramby ist also gut. No Front, ist sie nicht. Zumindest nach meinen Maßstäben. Es fiel mir wirklich schwer, die gute Frau beim Lesen ernst zu nehmen, geschweige denn, Sympathien für sie zu entwickeln. Sie ist herrisch, fresssüchtig, eitel und hält sich selbst für die moralisch höchste Instanz. Ihre Schwiegertochter ist zwar ein noch schlechterer Mensch, dennoch konnte ich diese in vielen Aspekten, was den Hass auf Mrs. Gramby anging, wirklich sehr gut verstehen.

Auch wenn die Charaktere so ziemlich alle des Todes unsympathisch sind, so kann man der Autorin dennoch ein großes Lob aussprechen. Denn die Ausgestaltung dieser ist sehr gut gelungen. Untragbar, aber realitätsnahe, und in den meisten Fällen auch facettenreich. Man hat definitv keinen Einheitsbrei an Figuren und auch die "böse" Seite des Figurensets unterscheidet untereinander durch Einzigartigkeit.

Leider muss ich sagen, dass es mir so vorkommt, dass das Buch einem nur beweisen will, wie schlecht die Menschheit ist, es aber immer noch diejnigen gibt, die es nicht sind. Dieser Beweis des Guten überflügelt leider den Rest der Geschichte, sodass diese nicht so ganz gut ausgefeilt ist, und ich bei manchen geschilderten Szenen mich immer wieder fragen musste, wo nun eigentlich der konstruktive Beitrag für das Fortschreiten der Geschichte läge; Im Umkehrschluss gibt es dann auch Stellen, die Potential für Konflikte oder eine weitere Ausarbeitung gehabt hätten, nur leider dann links liegen gelassen wurden.

Die Moral der Geschichte ist letztendlich, dass die Menschheit verdorben ist. Dafür hätte ich das Bucht nicht gebraucht. Dementsprechend leider nur eine mittelmäßige Milieustudie der amerikanischen Kleinstadt im vordigitalen Zeitalter.

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