Cover-Bild Denn es will Abend werden
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16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 24.06.2019
  • ISBN: 9783641241476
Anna Enquist

Denn es will Abend werden

Roman
Hanni Ehlers (Übersetzer)

Wie lebt man weiter nach einer traumatischen Erfahrung? Der Abstand zwischen Menschen, die sich lieben, die guten Absichten, die stillen Verwünschungen und missglückten Annäherungen – all das beschreibt Anna Enquist meisterhaft in ihrem neuen Roman. Nach einer traumatischen Erfahrung findet das Ehepaar Carolien und Jochem keinen Trost mehr im anderen, sie ziehen sich zurück, kapseln sich ab, kämpfen allein mit ihrer Angst und Wut. Ihre Freunde Hugo und Heleen, die das Unglück miterlebt haben, reagieren mit Verdrängung und Flucht. Sie schämen sich, weil sie einander nicht helfen konnten, aber sie reden nicht darüber. Und das Streichquartett, das den vier Musikern stets Freude bereitet und über vieles hinweggeholfen hat, gibt es nicht mehr. Doch als Carolien nach Shanghai aufbricht, wo Hugo einen neuen Job angenommen hat, empfindet sie zum ersten Mal nach langer Zeit wieder so etwas wie Freiheit und sogar Glück. Allmählich scheint Licht ins Dunkel zu dringen … Ein vollkommen eigenständiger Roman der großen niederländischen Autorin, der dort einsetzt, wo ihr letzter Roman »Streichquartett« ein dramatisches Ende nimmt.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

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Einst waren sie Freunde, spielten gemeinsam als Streichquartett, zwei von ihnen als ein Paar. Dann erlebten sie gemeinsam einen Nachmittag voller Gewalt, Angst, Verlust. Jetzt ist jeder von ihnen allein. ...

Einst waren sie Freunde, spielten gemeinsam als Streichquartett, zwei von ihnen als ein Paar. Dann erlebten sie gemeinsam einen Nachmittag voller Gewalt, Angst, Verlust. Jetzt ist jeder von ihnen allein. Heleen hat sich komplett von allen anderen abgesondert, ihren früheren Beruf gekündigt, ist gar optisch zu einer ganz anderen geworden. Jochem lebt in seinen Ängsten, vergittert Fenster, lebt lieber provisorisch in seinem gesicherten Atelier mit seiner Wut als mit seiner Frau Carolien. Carolien hängt in einer Art Zwischenwelt, fühlt sich betäubt, nicht zu einer Reaktion fähig. Einzig Hugo scheint mit der ihm eigenen Leichtigkeit mit den Ereignissen klarzukommen, dabei hat er den Kontakt zur für ihn wichtigsten Person verloren, ist nach Shanghai gegangen deshalb.

Wieder zeichnet Autorin Anna Enquist wunderbar die verschiedenen Charaktere. Der Verlag ließ zu diesem Buch verlauten, es setze da an, wo „Streichquartett“ endet, sei aber vollständig eigenständig. Nun, ja – es ist ein ganz anderes Buch. Und nein – wer dieses Buch liest, ist gespoilert für den Vorgänger. Und dieses Buch bezieht sich in jedem Satz derart auf die Vergangenheit, dass es einfach unsinnig ist, NICHT beide hintereinander zu lesen. Ich finde allerdings das aktuelle Buch noch deutlich besser. Die Sprache, die detailreiche Darstellung der Personen, das haben beide. Im aktuelleren jedoch „fehlen“ die Punkte, die ich mich das ältere Buch als zu überladen mit Themen empfinden ließen.

Dafür hat „Denn es will Abend werden“ einiges mehr, in dieser leicht melancholischen Grundstimmung, das innehalten und darüber nachdenken lässt. So etwa, als der frühere Lehrer von Hugo und Carolien beerdigt wird und sie sinniert: „Der, der sie kannte, ist weg, und dadurch ist sie selbst auch zu einem Teil nicht mehr vorhanden. Letztlich bleibt, wenn du alle Freundschaften aufgibst, nichts von dir übrig, und du bist nur in der Gegenwart durch deinen dürren Leib vertreten.“


„Caroliens Gedanken schweifen wieder ab, sie überlegt sich, unter welchen Voraussetzungen einem solche vertraulichen Eingeständnisse möglich sind. Wenn man sich sicher fühlt, wenn man weiß, dass die anderen einen nicht verurteilen oder auslachen werden. Wenn man unter Freunden ist.“

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