Die guten Frauen von Christianssund

Anna Grue - Die guten Frauen von Christianssund


Anna Grue schafft eine geniale Krimiwelt ohne viel Blut und Grausamkeiten, jedoch mit viel Gänsehaut und Spannung.
"Die guten Frauen von Christianssund" sind aus Dänemark und erst am Schluss des Buches wird klar, wie gut der Titel doch gewählt ist.
Am Anfang sieht man sich in dem Mörder versetzt, es ist gruselig, da in der Ich-Form erzählt wird, man wohnt dem Mord nicht bei, die Grenzen zwischen Leser und Mörder verschwimmen.
Dann wird man langsam, aber gewaltig in die Erzähl-form geschleudert, es gibt kein zurück mehr, jetzt heisst es nur noch "Seite um Seite"!
Dan Sommerdahl, Werbefachmann mit Burnout-Syndrom sitzt zu Tisch mit seiner Ehefrau Marianne und seinem besten Freund Kriminalkommissar Flemming Torp, ein Handyanruf von der Wache unterbricht das friedliche Zusammensein, Dan gerät in einen Strudel von Ereignissen, in "seiner" Firma wurde eine Frau ermordet aufgefunden, das Mordinstrument eine Garotte, das Mordmotiv unklar, niemand scheint die Frau zu kennen, wegen einer möglichen Identifizierung begleitet Dan seinen Freund Torp, er erkennt in ihr die Putzfrau Lilliana,
- ein Vorname, der zu einem Gesicht passt, nichts weiter.
Dan gefällt das Detektivspiel und begibt sich auf gefähliche Wege, seine "verdeckten Ermittlungen" bringen ihm - dank einer Lokalzeitung - sogar einen Sptznamen ein, sie nennen ihn den "kahlköpfigen Dedektiv"..
Wunderbar kurz und treffend beschriebene Charaktere, die ganze Familie ist miteingebunden, alles und jeder hält einen roten Faden in der Hand - sogar Luffe der Hund.
Dan Sommerdahl und Co haben mich überzeugt, ich freue mich schon auf die nächsten Teile.
Flüssig geschrieben, rasante Dynamik, ungewöhnlich unblutig, nervenaufreibende Spannung unter dem Deckmantel der Normalität.
Anna Grue ist eine Queen of Crime

... genauer gesagt aus Christianssund, einer Kleinstadt unweit von Kopenhagen, führt die Autorin Anna Grue ein: nämlich den Kommissar Flemming Torp und seinen Jugendfreund, Werbefachmann Dan Sommerdahl, der sich als eine Art männliche und jüngere Miss Marple in die offiziellen Ermittlungen einschaltet und mehr noch - sehr eigenmächtig auf eigene Faust zu ermitteln beginnt.

Dan gerät eher zufällig ins Geschehen: Er ist aufgrund eines Burnouts für längere Zeit krankgeschrieben, als sein Freund Flemming von einem gemeinsamen Essen zum Tatort gerufen wird - und das ist ausgerechnet Dans Arbeitsplatz - um direkt alle informationen aus erster Hand zu bekommen, nimmt er Dan, der als einziger Mitarbeiter aufgrund des Treffens mit Flemming nicht tatverdächtig ist, mit vor Ort - und wird ihn so schnell nicht mehr los. Opfer ist eine Putzfrau, die Estin Lilliana, die, wie sich rasch herausstellt, inoffiziell in Dänemark weilte und schwarz arbeitete. Allmählich tut sich hinter diesem einen Fall, der weitere Geschehenisse nach sich zieht, ein ganzes Netzwerk auf - sind es möglicherweise "gute Frauen aus Christianssund", die dahinterstecken? Und wenn ja; wer sind sie, was ist ihre Motivation, was ihre Zielsetzungß

Das Privat- und Berufleben der beiden Herren Dan und Flemming - etwa Mitte 40 - wird ausgiebig beleuchtet, Beziehung zu den Mitmenschen im engeren und weiteren Umfeld werden durchaus auch mal im Detail dargestellt. Ebenso werden weitere relevante Figuren eingeführt, was die Erzählung von Zeit zu Zeit ein wenig langatmig, wenn nicht gar schwerfällig werden lässt. Insgesamt aber ein zeitweise durchaus spannender, gut geschriebener und origineller Krimi im Stil eines klassischen Whodunnit. Das Buch beinhaltet einen Leseeindruck zum nächsten Teil der Reihe - und für mich steht jetzt schon fest, dass ich die Geschicke von Flemming und Dan weiterverfolgen werde!