Solider Roman mit einigen Kritikpunkten
Die Autorin Anne Eekhout war mir unbekannt, bis ich vor kurzem einen Newsletter zu „Mary“ vom btb-Verlag bekam. Die Covergestaltung hat mich sofort angesprochen – und obwohl ich kein Frankenstein-Fan bin, ...
Die Autorin Anne Eekhout war mir unbekannt, bis ich vor kurzem einen Newsletter zu „Mary“ vom btb-Verlag bekam. Die Covergestaltung hat mich sofort angesprochen – und obwohl ich kein Frankenstein-Fan bin, klang die Idee des Buches für mich genial. Die Autorin begleiten, auf ihrem Lebensweg bis sie Frankenstein erschaffen hat – gerade im Herbst erschien mir das als passende Lektüre.
Zu Beginn des Buches ist eine Personenübersicht enthalten, mit kurzen Beschreibungen wie die handelnden Charaktere zueinander stehen und ob sie nach Genf oder Schottland gehören. Diese Übersicht hat mir sehr geholfen, um mich gleich zurechtzufinden, obwohl so viele handelnde Personen vorkommen. Das erste Kapitel spielt in Genf, im Mai 1816. Dort lernen wir die junge Mary zum ersten Mal kennen. Es ist eine stürmische Nacht und schnell zeigt sich, dass auch die Erinnerungen an ihre Vergangenheit sie bedrücken und ihr den Schlaf rauben. Was genau geschehen ist, bleibt aber offen. Das zweite Kapitel spielt in Schottland im Jahr 1812. Hier lernen wir Mary ganz anders kennen und auch ihr damaliges Umfeld. Der weitere Verlauf der Handlung ist ebenso geprägt von den Zeit- und Ortswechseln zwischen Schottland und Genf.
Für mich war es zuerst gewöhnungsbedürftig, der Handlung zu folgen. Mary macht immer wieder Andeutungen, aber ihre Ausführungen bleiben nebulös. Der Schreibstil war ebenso herausfordernd – das Lesen gestaltete sich zäh. Ich kann nicht genau benennen, woran es lag, aber es dauerte einige Kapitel, bis ich in die Handlung fand. Das war auch der Tatsache geschuldet, dass das Erzähltempo für meinen Geschmack unglaublich langsam war. Die Umgebung wird sehr atmosphärisch erzählt, aber irgendwie passiert kaum etwas. In Genf sitzen die Freunde oft zusammen, philosophieren und die Atmosphäre scheint stets trüb. Mary fühlt sich nicht passend in diesen Kreis. Der Fokus ihrer Gedanken springt immer wieder hin und her, für mich war vieles nicht interessant und (für meinen Geschmack) nicht wirklich relevant für die Handlung.
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Der Handlungsstrang mit Isabella in Schottland hat mir etwas besser gefallen, aber auch hier konnte mich die Autorin leider nicht fesseln. Die Atmosphäre war toll – aber gefesselt hat mich Marys Entwicklung nicht. Es war interessant zu sehen, wie Mary dazu gekommen ist, selbst mit dem Schreiben zu beginnen und wie der Grundstein für die weiteren Ereignisse gelegt wurde – für mich war es aber zu wenig. Mir hat die Spannung gefehlt und das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu wollen. Mary als Charakter konnte mich immer mal wieder begeistern, mit ihren fortschrittlichen Ansichten und ihrer taffen Art in diesem jungen Alter.
Insgesamt war „Mary“ für mich ein solider Roman, gerade wegen der beklemmenden, düsteren Atmosphäre, die sehr anschaulich dargestellt wurde – ideal für den Herbst. Insgesamt war das Buch für meinen Geschmack aber nicht spannend genug und konnte mich somit nicht vollkommen begeistern.