Sieben Schwestern
Die Töchter des Bärenjägers – Anneli Jordahl
Diese Geschichte über sieben Schwestern hat mich sehr gefesselt und überrascht.
Anfangs scheinen die Mädchen aufgrund ihrer Ähnlichkeit austauschbar. Alle haben ...
Die Töchter des Bärenjägers – Anneli Jordahl
Diese Geschichte über sieben Schwestern hat mich sehr gefesselt und überrascht.
Anfangs scheinen die Mädchen aufgrund ihrer Ähnlichkeit austauschbar. Alle haben sie langes, ungepflegtes rotbraunes Haar, fünf von ihnen sind kräftig, zwei zierlich. Wie eine wilde Horde benehmen sie sich. Sie prügeln sich, saufen, haben keinerlei Umgangsformen. Generell sind es recht maskuline Verhaltensweisen. Sie können weder lesen noch schreiben und sind sehr isoliert, in einem verfallenen Gebäude im Wald aufgewachsen. Insbesondere der Vater, der Bärenjäger, hatte eine starke Abneigung gegenüber jeglicher Regularien oder Staatsgewalt. Seine Töchter erzieht er zu Kriegerinnen – unabhängig und stark.
Nach dem Tod der Eltern sind die Mädchen plötzlich auf sich selbst gestellt und entschließen sich dazu, das marode Elternhaus hinter sich zu lassen und völlig autark noch tiefer in den finnischen Wäldern zu hausen. Hier kristallisieren sich sehr schnell gewaltige Unterschiede in den Charakteren der Mädchen heraus. Die Starken und die Schwachen. Es bilden sich Lager und wie es die Schwestern ja von Kindheit an gewohnt sind, werden Probleme mit Gewalt und Unterdrückung gelöst.
Der Schreibstil ist sehr eingängig. Wegen der vielen Gewaltszenen und Beschreibungen der daraus resultierenden Verletzungen ist der Roman aber nicht immer leicht zu lesen. Die Mädchen sind gewalttätig und roh, ihre Sprache ist derb, ihre Körper sind ungewaschen und stinken. Es ist wirklich oft sehr unappetitlich. Dennoch sind sie damit in gewisser Weise gut für das Leben in der finnischen Wildnis gerüstet. Eine Abenteuergeschichte mit höchst gewöhnungsbedürftigen Protagonistinnen. Wirklich sympathisch ist nämlich keine von ihnen. Es entwickelt sich eine unglaublich spannende Szenerie, die mich stark an „Herr der Fliegen“ von Golding erinnerte. Eine Robinsonade, in der die unterschiedlichen Charaktere, weitgehend ohne den Einfluss von Erwachsenen bzw. regulierenden Außenstehenden, einander vollkommen ausgeliefert sind.
Dieser Roman hat mich wirklich sehr fasziniert und wirft viele Fragen auf. Mit Sicherheit eine Geschichte, die mir im Gedächtnis bleiben wird. Und trotz aller Gewalt und Ekelmomente zeigt die Autorin doch auch immer wieder Eindrücke aus der wundervollen Natur Finnlands. Nur gegen Ende hätte man meiner Meinung nach etwas abkürzen können.
4 Sterne.