Leider wurde ich mit der Prota nicht warm
Ich sage es gleich vorab: Ich bin weder Vegetarier, noch Veganer, aber finde es bemerkenswert, dass es Leute gibt, die das knallhart durchziehen. Vielleicht habe ich mir auch von dem Buch erhofft, ein ...
Ich sage es gleich vorab: Ich bin weder Vegetarier, noch Veganer, aber finde es bemerkenswert, dass es Leute gibt, die das knallhart durchziehen. Vielleicht habe ich mir auch von dem Buch erhofft, ein wenig Motivation in meine Küche mitzunehmen. Als die Anfrage in meinem Postfach landete dachte ich erst »Was? Ein veganes Kochbuch? Wo ich doch immer spaßeshalber sage, dass Fleisch mein Gemüse ist?«. Als ich dann aber gesehen habe, dass es sich um einen Roman handelt, der auch das Thema Youtube betrifft, war mein Interesse geweckt. Immerhin bin ich auf der Plattform ja selbst aktiv (wenn auch deutlich weniger erfolgreich als Ella).
Aber kommen wir zu dem Buch. Ebenfalls möchte ich vorab sagen, dass ich diese Rezension nicht spoilerfrei schreiben kann. Wer also das Buch selbst noch lesen will, sollte meine Gedanken vielleicht erst danach lesen. Es gibt zu viele Punkte, die ich ansprechen möchte, um meine Gedankengänge nachvollziehen zu können.
Zu Beginn merkte man, dass viele kurze Sätze aneinandergereiht wurden. Das hat sich im Laufe der Geschichte deutlich verbessert, was den Lesefluss viel angenehmer gemacht hat.
Fangen wir gleich im ersten Kapitel an: Ella wird an einen Tisch mit einem Kerl gesetzt, der in der Fleischindustrie arbeitet. Er ist nicht besonders sympathisch, eher das Gegenteil, aber Ella macht genau DAS, was man den Veganern leider immer nachsagt (ich hasse dieses Schubladendenken und noch mehr, wenn es genau so passiert): Sie hält einen 2-seitigen Monolog darüber, wie toll es ist, sich vegan zu ernähren. Und das zu einem Mann, den sie vor zwei Minuten erst kennengelernt hat. Man sagt mir ja auch nach, dass ich gerne und viel rede, aber selbst ich würde niemandem nach so kurzer Zeit einen Knopf ans Ohr labern. Bei so einem heiklen Thema, das gerne mal die Gemüter erhitzt, schon gar nicht.
Ein paar Seiten weiter gleich das nächste Fettnäpfchen, das nächste Klischee wird aus der Kiste gezogen. Der Fleischer ist Ella weiterhin unsympathisch und die Autorin haut folgenden Satz raus: »Seine Reaktion nervte mich, obwohl ich bei seiner Figur damit hätte rechnen müssen, dass er gerne tierische Produkte isst.« Was will uns die Autorin damit sagen? Alle Menschen die gerne Fleisch und Co. essen sind fett und alle Vegetarier/Veganer gesund und schlank? Was ist das bitte für eine Aussage?! Das hat mich wirklich etwas verärgert. Wie bereits oben erwähnt hasse ich Klischees und Schubladendenken.
Weiter in der Story: Der Mann belästigt sie und wird körperlich und was macht unsere Protagonistin? Sie wird von einem anderen Mann (den sie attraktiver findet) "gerettet" und geht mit diesem mit... in ein Separee... alleine... Bin ich die Einzige, die das genauso beängstigend findet? Er will ihr nicht einmal seinen Namen nennen.
Am Tag nach dem Event erscheint ein Bericht darüber in einer Zeitung, in der die Gäste zerrissen werden, auch Ella. Und sind wir mal ehrlich, es gab zig Zeichen, sodass der Leser schon nach den ersten 40 Seiten wusste, wie das Buch weitergehen wird und was es mit dem Autor des Artikels auf sich hat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ella verliebt sich Hals über Kopf, plant noch bevor sie ihm überhaupt nähergekommen wäre den Kauf eines Bauernhofs und die komplette Aufgabe ihres bisherigen Lebens.
Dann kommt noch Ellas bester Freund als Faktor dazu, der ihr seine Liebe gesteht, Jo verunglimpft und ihr dann einen Heiratsantrag macht, den sie auch noch annimmt (weil sie pissig ist, dass Jo der Autor war), um ihn dann einen Tag später wieder zu lösen und doch zurück zu Jo zu gehen. Ehrlich gesagt, war mir das viel zu viel Hin und Her und ich konnte Ella null Komma null verstehen und ihr Handeln noch viel weniger.
Leider wird auch nicht aufgelöst, wie das Hüh und Hott mit diversen (Influencer-) Verträgen ausgegangen ist. Da wurden nämlich einige unterschrieben und sowohl Ella als auch Ben haben bei ihren Followern ein ganz schönes Chaos hinterlassen.
Das klingt jetzt alles wirklich sehr negativ, dabei hat am Ende für mich die Message des ganzen Hin und Hers überwiegt: Geld ist nicht alles im Leben! Und niemand sollte sein ganzes Leben in der Öffentlichkeit austragen! Ich fand es total faszinierend zu sehen, was manche Menschen tatsächlich bereit sind für Geld und Klicks zu tun. Am Beispiel von Ben war das natürlich etwas überspitzt dargestellt, aber es wird mit Sicherheit auch so jemanden geben...
FAZIT
Tolle Grundidee, aber leider konnte es mich nicht überzeugen.