Cover-Bild Das Ereignis
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 103
  • Ersterscheinung: 10.10.2022
  • ISBN: 9783518472750
Annie Ernaux

Das Ereignis

Nobelpreis für Literatur 2022 | Wie ist es, wenn man als Frau abtreiben will und es nicht darf?
Sonja Finck (Übersetzer)

Nobelpreis für Literatur 2022

Oktober 1963: Die 23-jährige Annie entdeckt, dass sie schwanger ist. Die Studentin aus bescheidenen Verhältnissen weiß: Wenn sie ein uneheliches Kind zur Welt bringt, wird sie alles verlieren. Das hart erkämpfte Universitätsstudium, die Hoffnung, dem engen, prekären Milieu der Eltern zu entkommen. Sie ist entschlossen, die Schwangerschaft zu beenden, aber im Frankreich der 1960er Jahre ist Abtreiben illegal, und so beginnt für die junge Frau ein Spießrutenlauf, der sie von der Praxis eines überheblichen Arztes ins Hinterzimmer einer zweifelhaften Engelmacherin führt und schließlich in der Notaufnahme endet. Voller Scham versucht Annie, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen, und begegnet dabei überall erschreckender Gleichgültigkeit.

Wie ist es, wenn man als Frau abtreiben will und es nicht darf? Mit schonungsloser Offenheit erzählt Annie Ernaux von ihrem eigenen Schwangerschaftsabbruch. Und von den Demütigungen, Verletzungen und Stigmatisierungen, die sie dabei erleiden musste – und die bis heute nachhallen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2024

Sehr gut, aber harter Tobak!

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Harter Tobak!

Ich wusste, dass "Das Ereignis" von Annie Ernaux keine leichte Lektüre wird. Ich wusste, dass es um Annie Ernaux' Erfahrung ihrer Abtreibung in den frühen 1960er Jahren geht. Ich wusste, ...

Harter Tobak!

Ich wusste, dass "Das Ereignis" von Annie Ernaux keine leichte Lektüre wird. Ich wusste, dass es um Annie Ernaux' Erfahrung ihrer Abtreibung in den frühen 1960er Jahren geht. Ich wusste, Ernaux schreibt unverblümt.

Und doch hat mich das Buch eiskalt erwischt. Mich haben die Umstände in den 1960ern schockiert. Ich weiß ja, dass es damals verboten und verpönt war, abzutreiben. Doch dies als Erfahrungsbericht aus erster Hand zu lesen, ist dann doch noch mal etwas anderes. Mich hat schockiert, mit welchen Mitteln Abtreibungen vorgenommen wurden. Dass dies unter fragwürdigen Umständen stattfand, war mir auch bewusst. Aber (als Beispiel) Chlorbleiche?

Annie Ernaux hat mich auch mit diesem Buch wieder tief berührt. Ich mag ihre ehrliche, unverblümte Art zu schreiben.

Das Thema Abtreibung ist ja ein sehr kontroverses Thema. Dass ich das Buch gelesen habe und gut finde, hat nichts damit zu tun, wie ich zu dem Thema stehe. Auch wenn ich grundsätzlich dagegen bin und für mich persönlich eine Abtreibung nur in bestimmten Ausnahmesituation in Frage gekommen wäre, verurteile ich keine Frau, die abtreibt. Sie wird ihre Gründe haben! Und ich bin definitiv für die Selbstbestimmtheit der Frauen! Und genau darum geht es auch Annie Ernaux mit ihrem Buch. Sie will nicht dafür werben, dass Abtreibung gut ist. Sie möchte vielmehr darauf aufmerksam machen, was Frauen auf sich nehmen mussten - und ja auch heute noch müssen -, was sie auf sich genommen hat, um gesellschaftlich/rechtlich in die Norm zu passen! Meine Meinung zum Thema hat sich nach dem Buch nicht geändert, aber es hat mich noch einmal sehr darüber nachdenken lassen!

Ich kann "Das Ereignis" sehr empfehlen, denke aber, dass es nichts für Zartbesaitete ist. Ernaux geht wirklich tief ins Detail und ich musste das Buch immer mal wieder zur Seite legen und durchatmen.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

Ein schmales aber prägnantes Buch, das jede:r lesen sollte!

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Die Studentin Annie, 23-jährig zu dem Zeitpunkt, entdeckt dass sie schwanger ist. In Tagebucheinträgen von der Erkenntnis bis zur Abtreibung und Notizen mit 30-jährigem Abstand zum Ereignis lässt sie Leser:innen ...

Die Studentin Annie, 23-jährig zu dem Zeitpunkt, entdeckt dass sie schwanger ist. In Tagebucheinträgen von der Erkenntnis bis zur Abtreibung und Notizen mit 30-jährigem Abstand zum Ereignis lässt sie Leser:innen ihren Weg verfolgen. Sie weiß, wenn sie ein uneheliches Kind zur Welt bringt, wird sie fortan nicht nur gebranntmarkt sein, sondern auch alles bisher Erreichte verlieren, was sie als Kind aus Arbeiterklasse überwunden hat. Aber sie muss es erzählen, denn «Wenn ich diese Erfahrung nicht im Detail erzähle, trage ich dazu bei, die Lebenswirklichkeit von Frauen zu verschleiern, und mache mich zur Komplizin der männlichen Herrschaft über die Welt.»

Es ist ein autofiktionales Zeugnis, das jedoch für so viele Frauenbiografien der Länder Europas in den 1960er Jahren steht, in denen der Schwangerschaftsabbruch illegal ist (und bis in die Mitte der 70er Jahre bleibt).

Annie ist auf ihrem Weg allein, denn der Erzeuger des ungewollten Kindes zeigt ein absolutes Desinteresse an der Lage, an der er ja nun eine Teilschuld trägt. Die Studentin versucht jemanden zu finden, der die Schwangerschaft beenden kann, gleichzeitig überlegt sie sich Methoden, die sie selbst anwenden kann. Von den Ärzten jener Zeit erhält sie keine Hilfe in ihrem Sinne. Als sie eine sogenannte Engelmacherin endlich ausfindig macht, führt diese gegen eine vereinbarte Summe den Abbruch durch.

Die eindringliche Schilderung, welche auf den nächsten Seiten folgt, lässt sich mir die Nackenhaare aufstellen. Dem gegenüber steht die Aussage, «Ich hatte in der Toilette des Wohnheims gleichzeitig ein Leben und einen Tod zur Welt gebracht.» Diese plastische Erzählung im Wechsel mit der Poesie, die Annie Ernaux in „Das Ereignis“ schildert, sind eine schiere Achterbahnfahrt der Empfindungen. Es ist defininitiv kein leichtes Buch. Diese Lektüre lässt einen froh sein um die Rechte, die seitdem erstritten wurden. Gleichzeitig lässt sich in der Behandlung der Mitmenschen um die Annie jener Zeit noch immer Verhalten und Ansichten erkennen, das bis in unsere Gegenwart anhält und zeigt, das der Kampf um den weiblichen Körper noch immer anhält.