Das war wohl nichts. Ich hatte mich auf einen spannenden Roman über die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges gefreut, Spannendes lese ich ohnehin gerne, historische Romane auch und der Spanische Bürgerkrieg ist bei mir mit vielen Lücken durchsetzt , Guernica, Wem die Stunde schlägt, Hemingway und andere Sympathisanten, lange Franco-Herrschaft, Nazis waren auch 'mal dort, das war’s fast.
Die Hauptperson ist Lorenzo Falcó (der Nachname ist auch der Titel des Originals; ich vermute eine Änderung wegen des im deutschsprachigen Raumes bekannten Sängers aus Österreich mit der Betonung auf der anderen Silbe). Falcó nun arbeitet für den Geheimdienstes SNIO, auf Seiten des Franco-Regimes, als „Müllabfuhr“. Er ist kein Überzeugungstäter, eher war es die Seite, die ihn zuerst gefragt hat. Sein Verhalten ähnelt dem Männerbild der ersten James Bond – Filme: gepflegt ins Casino, im Smoking geraucht und getrunken, eine Frau „klar gemacht“ für die schnelle Nummer und irgendwo für eine Tötung gesorgt. Nur: die Welt hat sich doch irgendwie ein wenig geändert. Ja, das Buch ist 1936 angesiedelt, aber warum deshalb der Protagonist die Züge einer Männerphantasie von 1954 tragen soll, ist mir schleierhaft.
Überhaupt, Männerphantasie: da geht er unaufgefordert einer Frau ins Schlafzimmer hinterher und küsst sie. Sie langt ihm eine. Er hält sie fest, sie wehrt sich. Natürlich nicht lange – denn Frauen meinen doch immer „Ja“, wenn sie „Nein“ sagen, oder? Und vor dem „richtigen Mann“ schmilzt doch jede, oder? Ich brauche jetzt wirklich keine „political correctness“, aber das ist doch einen Tick zu viel.
Und überhaupt, die innere Logik. Warum Falcó tut, was er tut, erschloss sich mir lange nicht. Überzeugung? Nein. Dann müsste es Geld sein. Wohl auch nicht. Adrenalinjunkie, suggeriert der Text, als er endlich Fahrt aufnimmt, gut nach der Mitte. Spannend wird es, spät, glaubwürdiger nicht. Da lässt Falcó Kameraden, Menschen, die er mag oder eher bemitleidet, über die Wupper gehen, schämt sich sogar dabei – und eine Person will er plötzlich retten, warum? Weil er sein Herz entdeckt? Der Wandel ist für mich nicht logisch. Dazu überziehen den Roman noch Details wie aus dem Schundroman, welche Feuerzeugmarke, welcher Schneider usw. Im Film müsste „finanziert durch Product Placement“ da stehen, hier wirkt es einfach völlig überzogen. Und gefangene Frauen wurden natürlich vorher vergewaltigt – ja, ich weiß, das geschah – aber irgendwie wirkt es, als wollte man auch nichts auslassen. Und die Katze springt nicht auf Blofelds Schoß, sondern auf den des Admirals, aber so klar sind hier ja Gut und Böse nicht unterschieden.
1 1/2 Sterne jetzt schlicht nur, weil die Grammatik o.k. ist (auch wenn niemand das spanische clandestino mit klandestin, sondern mit heimlich übersetzen sollte; im Deutschen sind das unterschiedliche Sprachniveaus) und das Buch hochwertig aufgemacht ist. Lesen muss man das nicht.