Cover-Bild Der Gott der kleinen Dinge
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 27.07.2017
  • ISBN: 9783596299522
Arundhati Roy

Der Gott der kleinen Dinge

Roman
Anette Grube (Übersetzer)

In ihrem Bestsellerroman ›Der Gott der kleinen Dinge‹ erzählt Arundhati Roy die schillernde Geschichte einer Familie, die an einer verbotenen Liebe zerbricht. Als die 31-jährige Rahel nach vielen Jahren zurückkehrt in ihr Heimatdorf im südindischen Kerala, ist nichts mehr, wie es einst war. Die Konservenfabrik der Familie verfallen, die geliebte Mutter tot, der Zwillingsbruder verstummt. Zurückgeblieben sind nur die Erinnerungen an eine Kindheit am Fluss, an die bewundernde Liebe zu Velutha, dem dunklen Angestellten ihrer Großmutter, und an einen tragischen Tag im Jahr 1969, der alles veränderte. Eine magische Geschichte vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche Indiens.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2024

Familiengeschichte aus Indien

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Nachdem mir vor Jahren >Das Ministerium des äußersten Glücks< von Arundhati Roy sehr gut gefallen hatte, wollte ich unbedingt ihr Debüt lesen, das ebenfalls von vielen Lesern für gut befunden wurde. Doch ...

Nachdem mir vor Jahren >Das Ministerium des äußersten Glücks< von Arundhati Roy sehr gut gefallen hatte, wollte ich unbedingt ihr Debüt lesen, das ebenfalls von vielen Lesern für gut befunden wurde. Doch die Autorin hat es mir nicht leicht gemacht. Zu viele Zeitsprünge, Ausschmückungen und dadurch entstandene Längen erschwerten mir das Lesen. Die Struktur der gesamten Textes erinnerte mich an ein in sich verschlungenes Paisley-Muster.

Lange war mir nicht klar, worum es in der Geschichte geht, die um 1970 im ländlichen Indien spielt. Esthappen und Rahel sind zweieiige Zwillinge einer geschiedenen Mutter. Sie leben im Haus der Großmutter, ebenso wie ihr ebenfalls geschiedener Onkel Chacko. Sie bekommen Besuch von dessen, zum zweiten Mal verheirateten, englischen Exfrau und seiner Tochter Sophie Mol. Die ist mit ihren acht Jahren gerade mal ein wenig älter als ihr Cousin und die Cousine. Nachdem ein schrecklicher Unfall passiert ist, wird Esta zu seinem Vater geschickt („zurückgegeben“). Nun müssen die bisher unzertrennlichen Zwillinge die nächsten 23 Jahre ohne einander auskommen. Dieses Buch erzählt die gesamte Familiengeschichte; ehe zum Schluss klar wird, wie das Unglück zustande kam.

Auffallend ist die Lust der Autorin am Fabulieren:

„Nachdem die Stille erst einmal da war, blieb sie und breitete sich in Esta aus. Sie wucherte aus seinem Kopf heraus und nahm ihn in ihre morastigen Arme. Sie sandte ihre unsichtbaren mit Saugnäpfen versehenen Tentakeln in seinem Gehirn aus, wo sie die Kuppen und Täler seines Gedächtnisses absaugten, als Sätze entfernten, sie von seiner Zungenspitze fegte.“ (Seite 21)

Um die Fremdheit in Indien zu begreifen, sind zwar Erklärungen zum Verständnis von Land und Leuten unumgänglich, forderten mich als Leserin aber gewaltig heraus. Zu leicht verlor ich zwischendurch den Faden, weil die Autorin vom Hundertsten ins Tausendste kam. Die Personen blieben mir sehr lange merkwürdig fremd, so manches konnte ich nicht nachvollziehen.

Doch es gab auch Abschnitte, die mich fesselten und am Aufgeben hinderten. Ich lasse mich von meiner Lektüre gerne in fremde Länder mitnehmen und gerade Indien zeigte mir mit seinem Kastendenken, Aberglauben und seinen verschiedenen Göttern eine Welt, die mich fasziniert. Auch der immer wieder aufblitzende Humor der Autorin gefiel mir. Doch endgültig für sich eingenommen hat mich das ergreifende Ende des Buches. Das hat bewiesen, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Es trieb mir vor Entsetzen und Wut Tränen in die Augen.

Fazit: ein Buch für geduldige Leser, die an Längen nicht scheitern.

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Veröffentlicht am 08.06.2018

Das Buch der kniffligen Zusammenhänge

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Der Gott der kleinen Dinge war für mich keine einfache Lektüre. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen und oft war am Anfang eines Kapitels nicht klar, in welcher ich mich befinde. Die Geschichte an sich ...

Der Gott der kleinen Dinge war für mich keine einfache Lektüre. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen und oft war am Anfang eines Kapitels nicht klar, in welcher ich mich befinde. Die Geschichte an sich war spannend, doch hat sie erst recht spät angefangen einen Sinn zu ergeben. Außerdem gibt es sehr viele handelnde Personen und Zwischenereignisse, die für den Leser verwirrend sein können.

Die Geschichte der zweieiigen Zwillinge Rahel und Estha spielt in Ayemenem, Indien im Jahr 1969, als die Geschwister sieben Jahre alt waren und 1993, dem Jahr, in dem sie mit 31 Jahren wieder zueinander finden. Ihre Mutter Ammu wuchs in gewalttätigen Verhältnissen auf. Ihr Vater, Pappachi, war bekannt dafür, dass er seine Frau und teilweise auch Tochter regelmäßig schlug. Als Ammu einen Sommer bei ihrer Tante in Calcutta verbringt, lernt sie einen Mann kennen, den sie kurz darauf heiratet, um zu verhindern, dass sie zu ihren Eltern zurück nach Ayemenem muss. Sie wird schwanger, findet heraus, dass ihr Ehemann Alkoholiker ist und sie für Sex an seinen Boss verkaufen wollte, reicht die Scheidung ein und kehrt mit zwei Babys und einem gebrochenem Herzen zu Pappachi und Mammachi zurück.

Wichtig für die Geschichte sind außerdem Ammus Bruder Chacko und ihre Tante Baby Kochamma. Chacko studierte in England, lernte dort seine zukünftige Frau Margaret kennen, die ihn aber wenig später für einen anderen Mann verließ. Die beiden haben eine Tochter, Sophie. Baby Kochamma ist, was das Thema Liebe angeht, ebenfalls sehr verbittert, denn als junges Mädchen verliebte sie sich in einen irischen Priester. Um ihm näher zu sein, konvertierte sie zur römisch-katholischen Kirche und trat einem Kloster bei, doch ihre Taten waren vergebens. Der Mann, den sie liebte, würdigte sie keines Blickes und sie blieb für den Rest ihres Lebens unverheiratet.

Als Margarets zweiter Ehemann bei einem Autounfall ums Leben kommt, lädt Chacko sie und ihre gemeinsame Tochter Sophie ein, Weihnachten bei ihm in Ayemenem zu verbringen. Eines Tages ist die ganze Familie unterwegs ins Theater, als kommunistische Demonstranten das Auto umzingeln und Baby Kochamma auffordern, eine rote Flagge zu schwenken und einen kommunistischen Slogan zu singen. Als kurz darauf Sophie bei einem targischen Unfall ums Leben kommt, wird Baby Kochamma klar, dass der Demonstrant, der sie in aller Öffentlichkeit gedemütigt hat, dafür verantwortlich sein muss. Somit geht sie zur Polizei und wirft einem unschuldigen Mann die wohl grausamsten Taten vor.

Wenn man sich die Geschichte einmal von Anfang bis Ende zusammen bastelt, klingt sie wahnsinnig spannend, doch der Handlungsstrang war für mich nur schwer zu erkennen. Vielleicht lag das aber auch daran, dass ich die englische Version gelesen habe – der Übersetzer hat es für die deutsche Fassung möglicherweise etwas leichter formuliert, damit auch alles ersichtlich ist. Oft habe ich die Zeitsprünge verpasst und dann mitten im Kapitel erst verstanden, dass ich mich im Jahr 1993 und nicht 1969 befinde.
Die letzten einhundert Seiten haben mir dann aber doch noch gut gefallen, da sich die Autorin hier nur auf die Haupthandlung konzentriert hat und diverse Nebenhandlungen außen vor ließ. Das Ende des Buches hat mich dann regelrecht schockiert und war auch nicht vorherzusehen. Wer also etwas Zeit hat, sich durch die einzelnen Kapitel zu kämpfen, dem kann ich Der Gott der kleinen Dinge empfehlen. Es ist kein Roman für zwischendurch, die Geschichte wird einem dafür aber länger in Erinnerung bleiben.