Cover-Bild Als wir Vögel waren
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 26.04.2023
  • ISBN: 9783257072242
Ayanna Lloyd Banwo

Als wir Vögel waren

Michaela Grabinger (Übersetzer)

Port Angeles, Trinidad. In den sonnendurchglühten Gassen mischt sich das vielstimmige Geschrei der Händler mit Vogelgezwitscher und Verkehrslärm; es riecht nach Gewürzen und reifen Früchten. Unter stillen, schattigen Bäumen ruht Fidelis, der jahrhundertealte Friedhof der Insel. Hier arbeitet Emmanuel als Totengräber. Der junge Rastafari hat sein Zuhause verlassen, um seinen Vater zu finden. Als er Yejide trifft, hat das Schicksal ihre Wege längst fest miteinander verflochten. Und so beginnt dort, wo das Leben endet, eine magische Liebesgeschichte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2023

Sehr poetisch und mystisch

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Der erste Protagonist der Geschichte ist Emmanuel. Er ist Rastafari und erhält eine Arbeit als Totengräber. Da die Nähe zu Toten jedoch seiner Religion widerspricht rasiert er sich seine langen ...

Der erste Protagonist der Geschichte ist Emmanuel. Er ist Rastafari und erhält eine Arbeit als Totengräber. Da die Nähe zu Toten jedoch seiner Religion widerspricht rasiert er sich seine langen Rastas ab und auch seiner Mutter missfällt, dass er diese Arbeit angenommen hat und dass er in die Stadt gehen muss, um zu arbeiten. Zumal auch sein Vater aus diesem Grund in die Stadt gehen wollte und nicht mehr wiedergekommen ist. Emmanuel findet sich auf dem großen Friedhof Fidelis gut zurecht und kann immer ein wenig seines Lohnes zurücklegen, um es seiner Mutter zu schicken. Doch mit der Zeit häufen sich merkwürdige Vorkommnisse auf dem Friedhof, was die Geschichte sehr spannend macht.
Die zweite Protagonistin ist Yejide. Sie lebt oberhalb der Stadt auf dem Berg in einem großen Haus und sie und ihre weiblichen Vorfahren umgibt eine große Mystik, von der man im Verlauf der Geschichte noch mehr erfährt und die ich zuerst nicht einordnen konnte.
Dennoch hat mir der Roman sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr poetisch und bildhaft. Die Stadt, der große Friedhof und Yejides Haus werden sehr gut und atmosphärisch beschrieben. Sowohl die beiden Protagonisten als auch die Nebenfiguren werden sehr gut und authentisch dargestellt. Zu Beginn wird sehr vieles über Emmanuel und Yejide, ihre Familien, ihr Leben, aber auch über ihre Gefühle und Wünsche erzählt. Daher fand ich die erste Hälfte des Romans etwas langatmig. Auch fand ich es sehr schade, dass es sehr lange gedauert hat bis die beiden sich kennengelernt haben. Danach wurde die Geschichte jedoch viel lebendiger und rasanter. Besonders gut hat mir an der Geschichte, die Mystik, die Yejide und ihre Familie umgab, gefallen. Es wurden Realität und Fantasie, sowie Sagen aus Trinidad und Tobago miteinander vermischt, was für mich das Besondere an dem Buch ausgemacht hat. Dazu kommt der wirklich schöne Schreibstil der Autorin und die gut ausgearbeiteten Figuren. Eine Leseempfehlung für Leser die das Vermischen von Magie und Realität mögen.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

Die Welt der Lebenden und der Toten

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Yejide wächst in einem Haus in den Bergen auf. Sie hat ein enges Verhältnis zu ihrer Großmutter, die ihr Geschichten über die Corbeaux erzählt. Die Vögel, die die Toten fressen und somit Frieden schaffen. ...

Yejide wächst in einem Haus in den Bergen auf. Sie hat ein enges Verhältnis zu ihrer Großmutter, die ihr Geschichten über die Corbeaux erzählt. Die Vögel, die die Toten fressen und somit Frieden schaffen. Ihre Mutter hingegen kümmert sich kaum um Yejide, worunter diese ziemlich leidet. Die Frauen der Familie haben eine besondere Beziehung zu den Toten und diese Gabe wird von Generation zu Generation weitergegeben. Als Yejides Mutter stirbt, tritt sie in die vorderste Reihe und alles ändert sich für sie.
Darwin ist ein Rastafari, der bei seiner Mutter wohnt. Beide sind Außenseiter. Als Darwin seiner Mutter finanziell helfen will, sucht er sich eine Arbeit. Arbeit ist schwer zu finden auf Trinidad und so bleibt ihm nur der Job als Totengräber. Hier muss er ein Gelübde brechen. Er darf nicht mit Toten in Berührung kommen. Er schneidet sich seine Dreadlocks ab und verlässt sein Zuhause, um in die Stadt Port Angeles zu gehen. Dorthin wo auch sein Vater hinwollte und nie mehr zurückkehrte.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Yejide und Darwin erzählt.
Der Schreibstil ist schön, manchmal poetisch, auf jeden Fall bildhaft. Der Friedhof Fidelis ist ein tolles Setting, ein bisschen schaurig, zum Nachdenken anregend und geheimnisvoll.
Besonders gelungen fand ich die Beschreibungen der Tage um Allerheiligen und Allerseelen.
Der Roman schwankt zwischen einer Liebesgeschichte, spannenden Elementen und vor allem mystischen und religiösen Begebenheiten.
Mir hat das Buch gut gefallen, allerdings kam mir das Zusammentreffen der beiden Protagonisten zu spät und wurde dann relativ schnell abgehandelt.
Nichtsdestotrotz ist es ein lesenswertes Debüt.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Alle unsere Lebenden und alle unsere Toten(-gräber)

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In ihrer mythischen Liebesgeschichte, die in einer imaginären Stadt, Port Angeles, auf der karibischen Insel Trinidad spielt bringt die 1980 auf Trinidad geborene Autorin Ayanna Lloyd Banwo zwei Menschen ...

In ihrer mythischen Liebesgeschichte, die in einer imaginären Stadt, Port Angeles, auf der karibischen Insel Trinidad spielt bringt die 1980 auf Trinidad geborene Autorin Ayanna Lloyd Banwo zwei Menschen auf einem holprigen Weg zusammen, die kaum zueinander zu passen scheinen. Beide, sowohl Yejide als auch Darwin, tragen eine große familiäre Verantwortung und es wird im Verlauf das Buches immer klarer, dass sie dieser nur zusammen gerecht werden können.

Yejide treffen wir an, als ihre Mutter im Sterben liegt. Nach und nach erfahren wir, dass das ehemalige Plantagengebäude, in dem die Nachkommen ehemaliger Sklaven – die Familie Yejides und weitere Bewohner seit vielen Generationen leben, stets durch ein Matriarchat von Yejides Familie geführt wurde. Da nun ihre Mutter auf der Schwelle zum Tod steht, muss Yejide entscheiden, ob sie diese Bürde annehmen und dem Auftrag ihrer Vorfahren folgen kann. Denn es geht hier nicht nur um die Hausverwaltung, es geht um das spirituelle Erbe. Alle weiblichen Vorfahren von Yejide waren dazu bestimmt, die Sterbenden auf ihrer Reise ins Jenseits und darüber hinaus zu begleiten. Die Transition würde Yejide einfacher fallen, wenn nicht die Beziehung zur Mutter von jeher gestört gewesen wäre. So hadert sie auf mystischer wie auch auf psychologischer Ebene mit sich und ihrem Erbe.

Darwin hingegen ist mit den Ritualen der Rastafari-Religion aufgewachsen, hat gelernt, dass die Lebenden nicht einmal einen Blick auf die Toten werfen dürfen. Nach einem Aufwachsen mit Ressentiments der Umwelt sich selbst und seiner alleinerziehenden Mutter gegenüber aufgrund ihrer Religion, muss er nun schweren Herzens die wichtige Regel der Trennung von Lebenden und Toten brechen. Um seine Mutter und sich ernähren zu können, muss er einen Job als Totengräber auf dem großen Friedhof Port Angeles‘ „Fidelis“ annehmen.

Beide Wege kreuzen sich nun auf Fidelis, ein Friedhof, auf welchem viele ruhelose Seelen - tot und lebendig - umherirren.

Mich hat dieser Roman um Mythen, Bräuche, indigene Schöpfungsgeschichten, Märchen und von den Sklaven aus Afrika mitgebrachte Traditionen in der Karibik immer stärker eingewickelt und in die Geschichte gesogen. Dies war mein erster intensiverer Kontakt außerhalb von popkulturellen Verweisen mit der Rastafari-Religion, ihren christlichen Ursprüngen und alttestamentarischen Bezügen. Hinzu kommen die afrikanischen Mythen, die durch Yejides Familie vermittelt werden. Vieles, besonders zur Rastafari-Religion wird im Buch nur angedeutet, weckt aber dadurch das Interesse, sich ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen.

Der Plot des Romans wird von einer zunächst sehr ruhigen Einführung in die Geschichten der beiden Hauptcharaktere bestimmt und entwickelt sich im Verlauf zunehmend zu einem spannenden Pageturner mit viel Geisteraction aber auch einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Neben diesen Themen werden durchgängig auch die Fragen nach einer Übernahme von Familientraditionen, dysfunktionalen Mutter-Tochter-Beziehungen, Erbe, Klassenunterschiede und der schmale Grat zwischen Leben und Tod verhandelt.

Insgesamt ist das Buch gut geschrieben. Die Übersetzerin Michaela Grabinger (no pun intended) hat gute Arbeit geleistet bei der Übertragung des Textes aus dem trinidad-kreolischen Englisch, indem sie gerade Darwin eine eher lasche, dezent Umgangssprache gegeben hat, um die Formulierungen ins Deutsche zu bringen. Unabhängig von diese gewollten Umformulierungen und Verkürzungen der Sprache hat jedoch eine signifikant hohe Anzahl an Tippfehlern den Weg ins Buch gefunden, weshalb ein genaueres Lektorat diesbezüglich dem Buch gutgetan hätte.

Diese Geschichte die den magischen Realismus Südamerikas mit den Mythen Afrikas verbindet hat mir sehr gut gefallen und sorgt dafür, dass die junge Autorin nach diesem Debütroman definitiv auf dem Radar bleibt.

4/5 Sterne

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Ungewöhnliche Liebesbeziehung zweier junger Menschen auf Trinidad

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In ihrem Debütroman „Als wir Vögel waren“ nahm mich die gebürtige Trinidadierin Ayanna Lloyd Banwo mit in ihre Heimat. Teile der Geschichte sind von Mythen der Insel umrankt. Das Cover zeigt den Übergang ...

In ihrem Debütroman „Als wir Vögel waren“ nahm mich die gebürtige Trinidadierin Ayanna Lloyd Banwo mit in ihre Heimat. Teile der Geschichte sind von Mythen der Insel umrankt. Das Cover zeigt den Übergang zwischen Schattenwelt und unserer Farbenwelt. Sowohl die Protagonistin Yejide wie auch der Protagonist Emmanuel sind alten Familientraditionen verhaftet.

In einem Rückblick auf ihre Kindheit, erfuhr ich zu Beginn des Romans von der magischen Herkunft der Familie von Yejide, die einer Sage nach von Corbeaux, den Rabenvögeln abstammt. Darauf bezieht sich der Buchtitel. Sie haben das Fliegen nicht verlernt und geben jeweils von Mutter zu Tochter das Wissen über den Umgang mit Jenseitigen weiter. Viel zu früh ist Yejides Mutter ihrer Zwillingsschwester in die Ewigkeit gefolgt, weswegen sie sich um deren Begräbnis kümmern muss. Infolgedessen erwirbt sie auf mysteriöse Weise, die seit vielen Generationen in der Familie gehüteten Geheimnisse.

Emmanuel, der mit seinem Nachnamen Darwin gerufen wird, ist ein Nasiräer, der so wie seine Vorfahren nach einem bestimmten Codex lebt. Zu den Regeln gehört, dass er sich den Toten und Gräbern nicht nähern soll. Aber die einzige offene Arbeitsstelle, die er nach langer Wartezeit angeboten bekommt, ist die eines Totengräbers in der nächstgelegenen Stadt. Ohne eine Aussicht auf die Besserung seiner Lebensverhältnisse übernimmt er den Job.

Die Autorin verknüpft in ihrem Roman karibische Lebensart nicht nur mit fiktivem Geschehen an erfundenen Handlungsorten, sondern auch mit bestehenden und erdachten Sagen, vor allem Schöpfungsgeschichten. Einfühlsam beschreibt sie das Eintauchen von Yejide in eine ihr fremde Vorstellungswelt, vor der ihre Mutter sie bisher in Schutz genommen hat. Aber sie hat keine Möglichkeit, sich dem Zugriff der ihr zukommenden Fähigkeit zu entziehen. Als Leserin benötigte ich einige Zeit, um ihre Gedanken zu verstehen.

Darwin hat im Gegensatz zu ihr eine Wahl und kann sich nach seinen Prioritäten bewusst entscheiden, ob er das Gelübde brechen und auf eine andere Weise leben möchte. Während man Yejide ihre Besonderheit nicht ansieht, offenbart Darwin mit seinen Rastas auch nach außen hin seine Einstellungen. Auf dem Friedhof begegnet er Kollegen, die ihm den Zugang zu einem anderen Lebensbereich öffnen. Es entwickelt sich eine gewisse Spannung, ob er sich darauf einlassen und damit in Verbindung mit offensichtlich kriminellen Elementen kommen wird.

Durch die Geschichte zieht sich die Liebe in unterschiedlicher Form. Nicht nur zwischen Yejide und Darwin entwickeln sich zarte Bande, sondern es ist auch die Liebe zu den Traditionen, verwandtschaftliche Bande und in besonderem Maße zu den Müttern. Beide Protagonisten sind ohne den leiblichen Vater aufgewachsen. Während Darwin für seine Mutter Zuneigung empfindet, hat Yejide ein differenziertes Verhältnis zu ihrer. Beiden gemeinsam ist der respektvolle Umgang mit dem mütterlichen Elternteil.

In ihrem Debüt „Als wir Vögel waren“ beschreibt Ayanna Lloyd Banwo die ungewöhnliche Liebesbeziehung zweier junger Menschen auf Trinidad, die familiär bedingt einem Brauch anhängen. Sie umspinnt ihre Geschichte mit existierenden und selbst erdachten Mythen und füllt sie mit der kreolischen Lebenskultur. Dabei zeigt sie, wie wichtig die Vorfahren für die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität ist. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Lebenswege voller Mystik

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Ein faszinierender Debutroman, der auf spannende Art und Weise Sagen und Erzählungen aus der Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft. Die Autorin Ayanna Lloyd Banwo wechselt zwischen ihren ...

Ein faszinierender Debutroman, der auf spannende Art und Weise Sagen und Erzählungen aus der Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft. Die Autorin Ayanna Lloyd Banwo wechselt zwischen ihren Protagonist*innen und schafft es diese immer mehr miteinander zu verflechten. Beim Lesen taucht man nicht nur in eine spannende Welt voller Leben, Tod, Liebe und geheimen Kräften - der Roman erzählt auch von der Zerstörung des Urwalds in Trinidad, von Armut und dem Verlust von Traditionen durch die Landflucht. "Als wir Vögel waren" ist ein vielschichtiger und abwechslungsreicher Roman, der farbenfroh und ruhig auch eine ganz besondere Liebesgeschichte erzählt. Manchmal fand ich die Geschichte etwas schwer fassbar, da eine sehr ferne Lebensrealität auch noch mit so viel Mythen zusammengeführt wird.
Trotzdem: Eine Leseempfehlung an alle, die offen sind für etwas Mystik sowie Tragik sind und sich Zeit nehmen wollen für ganz besondere Charaktere, die sich hinter dem farbenfrohen Cover verbergen.

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