Cover-Bild Kaukasische Tage
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 17.11.2021
  • ISBN: 9783423282345
Banine

Kaukasische Tage

Bettina Bach (Übersetzer)

Die literarische Wiederentdeckung eines legendären Lebens

Baku um 1900: Als Tochter eines Ölbarons wächst Banine in einer Welt voller Widersprüche auf. Die Großmutter: eine muslimische Matriarchin. Das Kindermädchen: eine engelsgleiche Deutsche. Heimlich liest sich Banine durch die Bibliothek ihrer Tante, während der Rest der Verwandtschaft kettenrauchend Poker spielt oder mit dem Mercedes über die einzige Allee Bakus rollt. Mit der Oktoberrevolution bricht diese Welt zusammen und Banine verliebt sich zum ersten Mal – ausgerechnet in den Bolschewiken, der ihre Familie enteignen soll. Doch um ihrem Vater die Flucht zu ermöglichen, heiratet Banine mit 15 Jahren einen Mann, den sie inbrünstig hasst. Am Ende flüchtet sie selbst in ein neues Leben: mit dem Orientexpress nach Paris.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2023

Bewegend und mitreißend

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Banine, die in eine der reichsten aserbaidschanischen Familien geboren wurde, erzählt in “Kaukasische Tage” von ihrer Kindheit und Jugend in Baku zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Baku ist zu jener Zeit ...

Banine, die in eine der reichsten aserbaidschanischen Familien geboren wurde, erzählt in “Kaukasische Tage” von ihrer Kindheit und Jugend in Baku zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Baku ist zu jener Zeit ein Schmelztiegel der Kulturen, ist sowohl europäisch geprägt als auch orientalisch.

Banines Großmutter ist streng islamisch und hängt alten Traditionen nach. Doch ihre Gouvernante ist deutsch und spätere Erzieherinnen sind französisch und englisch. Ihr Vater reist durch die Welt, heiratet nach dem Tod der Mutter eine junge Russin aus Moskau, die eine Affinität für Frankreich hat und die Banine sich zum Vorbild erkürt. Sie bewegt sich in einer modernen Welt, in der die Frauen sich von Religion und Patriarchat zu befreien verstehen.

Es ist eine schillernde, flirrende und verrückte Kindheit, die zwischen Hammam-Partys, Sommerurlauben am Kaspischen Meer, lauten Familienzusammenkünften, die oft in Streitereien ausarten und unzähligen Streichen stattfindet.
Banine lebt leidenschaftlich, hat viel Fantasie, träumt und liest schon als Kind heimlich französische und russische Autoren. Sie verliebt sich - meistens gemeinsam mit ihren Schwestern - in Offiziere und Gärtner. Doch es ist die Liebe zu Andrei Masarin, einem russischen Revolutionär, die ihre große Liebe ist und unerfüllt bleiben muss. Denn mit fünfzehn wird Banine mit einem viel älteren Mann verheiratet.

Aber es ist auch eine Kindheit, die vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Umwälzungen stattfindet. Die Familie muss zeitweise aus Angst vor Pogromen nach Persien fliehen. Die Freude über die Republiksgründung ist nur von kurzer Dauer und der Einmarsch der Roten Armee führt nicht nur zur Beschlagnahmung des Vermögens und Eigentums der Familie, sondern auch zur Inhaftierung des Vaters.

Die Autorin erzählt ihre eigene Lebensgeschichte auf eine bewegende, mitreißende und eindrückliche Art und Weise. Wüsste man es nicht besser, so würde man denken, man hält einen Roman zwischen den Händen, so bunt, laut und unbändig ist dieses Leben.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Von den Ketten befreit, kann sie endlich atmen

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Klappentext:
„Baku um 1900: Als Tochter eines Ölbarons wächst Banine in einer Welt voller Widersprüche auf. Die Großmutter: eine muslimische Matriarchin. Das Kindermädchen: eine engelsgleiche Deutsche. ...

Klappentext:
„Baku um 1900: Als Tochter eines Ölbarons wächst Banine in einer Welt voller Widersprüche auf. Die Großmutter: eine muslimische Matriarchin. Das Kindermädchen: eine engelsgleiche Deutsche. Heimlich liest sich Banine durch die Bibliothek ihrer Tante, während der Rest der Verwandtschaft kettenrauchend Poker spielt oder mit dem Mercedes über die einzige Allee Bakus rollt. Mit der Oktoberrevolution bricht diese Welt zusammen und Banine verliebt sich zum ersten Mal – ausgerechnet in den Bolschewiken, der ihre Familie enteignen soll. Doch um ihrem Vater die Flucht zu ermöglichen, heiratet Banine mit 15 Jahren einen Mann, den sie inbrünstig hasst. Am Ende flüchtet sie selbst in ein neues Leben: mit dem Orientexpress nach Paris.“

Banine nimmt uns Leser in diesem Buch an die Hand und führt uns durch ihr Land und ihr Lebem. Es ist fast wie eine Art persönlicher Reiseführer, wechselt aber immer wieder in Richtung Tagebuch bzw. eben ihren persönlichen Erzählungen über ihre Familie, ihr Leben, ihre Sichtweisen. Dieses Land in dem sie lebt könnte unterschiedlicher nicht sein im Jahr 1900. Das Land wird dominiert von Armen und Reichen, von Gier und Not, von Ölgier und Hunger.
Bei Banine sieht es in der Familie aber etwas anders aus. Oberhaupt und eine Art Clanchef ist die Großmutter. Ohne sie und ihre Meinung geht nichts. Ihr Glauben ist dabei ihr größte Stütze. Aber nicht nur dieser Charakter ist erwähnenswert. Banines Erzählungen leben von ihrem Kindermädchen, der Politik die sie erlebt und versucht zu verstehen, eine Liebe, eine ungewollte Heirat etc. …bis sie ausbricht und ihrem Leben endlich frische Luft schenkt. Ihre Erzählungen sind berührend und von einer ganz besonderen Intensität. Einerseits liest man ihre Gedanken, ihr Handeln, erhält aber eben auch ganz tiefe Einblick in die Geschichte Aserbaidschans. Sie beschreibt dies alles mit besonderen Worten und mit einem gewissen Flair. Man spürt ihre Erlebnisse und versteht sie nur zu gut. Ihr Ausbruch war nicht nur für ihre Familie ein Schock sondern auch für die damalige Zeit unschicklich. Ein neues Jahrhundert bricht an und Banine befreit sich von den Ketten ihrer Familie. Sie braucht Luft um zu atmen und genau die hat sie sich gegeben. Schlussendlich passt sie aber in das Bild ihrer Familie - Anpassung ist keine Lösung und nicht ihre Lebensintension.
Welch besonderer Klassiker! Dieses Buch erhält von mir verdiente 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 30.12.2021

Ölbarone und Bolschewiken

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Frühreif, lebenshungrig und immer auf der Suche nach Liebe: Die 1905 geborene Banine wächst als Tochter eines "Ölbarons" in Baku in einer weitverzweigten Familie auf, in der sich alles um Geld, Geschäfte, ...

Frühreif, lebenshungrig und immer auf der Suche nach Liebe: Die 1905 geborene Banine wächst als Tochter eines "Ölbarons" in Baku in einer weitverzweigten Familie auf, in der sich alles um Geld, Geschäfte, Glückspiel und Erbstreitigkeiten dreht. In dem autobiographischen Roman "Kaukasische Tage", der nach der Erstveröffentlichung im Jahr 1949 nun mit neuer Übersetzung wieder erschienen ist, gibt sie einen Einblick in eine Zeit voller Umbrüche und in die vorrevolutionäre Gesellschaft. Der Blick zurück fällt wenig milde aus:" Wir alle kennen Familien, die als arm, aber anständig gelten. Meine hingegen war extrem reich, aber alles andere als anständig."

Der verwitwete Vater - die Mutter starb bei Banines Geburt - ist eine distante, aber nichtsdestoweniger dominierende Erscheinung. Banine und ihre drei älteren Schwestern wachsen auf in einer Welt die von Hinwendung an westliche Ideen - die Kinder werden von einem deutschbaltischen Kindermädchen aufgezogen und sprechen besser russisch als aserbaischanisch - und islamischer Tradition gleichermaßen geprägt ist.

Als Bewahrerin der Tradition spielt vor allem die Großmutter eine Rolle, eine beherrschende Matriarchin, deren herzhafte und fantasievolle Flüche den Soundvorhang von Banines Kindheit bilden. Banine träumt von der großen weite Welt, ihr Sehnsuchtsort ist Paris, vor allem aber sehnt sie sich nach Liebe. Unter dem Einfluss ihrer Schwestern und vor allem ihrer Cousine erwacht schon früh das Interesse am anderen Geschlecht.

Anders als die Cousine, die es kaum erwarten kann, verheiratet zu werden und ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, nur um dann bei jeder Gelegenheit fremdzugeheb, ist Banine eine Romantikerin. Sie schwelgt in Tagträumen über das Objekt ihrer Leidenschaft, zunächst gemeinsam mit den Schwestern, später ganz allein für den Revolutionär Andrej.

Banine schildert Sommerfrische auf dem Landsitz der Familie, die Streitigkeiten der exzentrischen Verwandtschaft, das vergebliche Ringen um die Liebe der mondänen und bewunderten Stiefmutter, die kurze Zeit aserbaidschanischer Unabhängigkeit und die Turbulenzen der russischen Revolution, die auch den Kaukasus erreichen - erst in Form der geflohenen Emigranten, dann der Bolschewiki.

Banines Familie wird, wenig überraschend, als Klassenfeind gesehen. Doch auch wenn die Verhaftung des Vaters Sorge bereitet - die Jahre des stalinistischen Terrors sind noch fern und auch die Enteignung des Familienbesitzes kann Banines Faszination für die russischen Revolutionäre nicht trüben. Da hilfst sie auch als neu konvertierte Nachwuchskommunistin mit erwachtem sozialen Gewissen, Inventarlisten des zu enteignenden Besitzes von entfernten Verwandten und Bekannten anzufertigen.

Dennoch fügt sie sich in eine arrangierte Heirat mit einem 20 Jahre älteren Mann und entscheidet sich gegen die Liebe zu Andrej.

Beeindruckend an dieser Biografie ist, dass die Erzählerin bei aller Dramatik der Ereignisse nicht resigniert, sondern unbekümmert, bildhaft, mitunter ironisch über die Wirren ihrer Jugend berichtet. Das ist anschaulich zu lesen, höchst unterhaltsam und zeichnet zugleich ein Sittengemälde einer untergegangenen Welt. Da verwundert es überhaupt nicht, dass die unter einem Pseudonym schreibende Banine, die am Ende des Buches den Orient-Express nach Paris besteigt, in ihrer Wahlheimat Frankreich der dortigen Boheme angehörte.

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