Cover-Bild Frau in den Wellen
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 26.09.2022
  • ISBN: 9783446274792
Beatrix Kramlovsky

Frau in den Wellen

Roman
Joni wächst in der provinziellen Enge der Nachkriegsjahre auf. Als junge Diplomatengattin beschreitet sie das politische Parkett Ostberlins. Zu ihren Kindern, die beim Vater leben, hält sie engen Kontakt, während sie als Regierungsberaterin um die Welt jettet. Und während Joni versucht, den Erwartungen als Frau und Mutter zu genügen, wird ihr unangepasstes Leben plötzlich öffentlich debattiert. Sie muss erkennen: Auch ein noch so unabhängiges Frauenleben bleibt fragil.
Beatrix Kramlovsky erzählt die mitreißende Geschichte einer willensstarken, unkonventionellen Frau, die stets auf dem Drahtseil zwischen Unabhängigkeit und Eingebundensein balanciert.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2022

Für mich zu geradlinig und perfekt, um wahr zu sein

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„Familie bedeutet nicht, dass du dich ausruhen kannst, es ist genauso ein möglicher Katastrophenplatz wie die Welt da draußen. Du bist involviert auf Lebenszeit.“, so drückt es Megumi, eine Freundin aus ...

„Familie bedeutet nicht, dass du dich ausruhen kannst, es ist genauso ein möglicher Katastrophenplatz wie die Welt da draußen. Du bist involviert auf Lebenszeit.“, so drückt es Megumi, eine Freundin aus dem internationalen Freundeskreis der Protagonistin Joni aus.

Joni ist eine Karrierefrau mit Kindern, allerdings ganz anders als ich es erwartet hatte. Der Roman ist keine Beschreibung, wie man Familie und Beruf unter einen Hut bekommt, es ist vielmehr eine Darstellung des Preises, den man selbst und die Familienmitglieder für eine richtige Karriere bezahlen. Das Leben ist zwar luxuriös, aber auch unendlich durchgetaktet. Ein Termin jagt den nächsten, zwischendurch bleiben oft nur wenige Stunden für Privates. Wenn das Ganze weltumspannend stattfindet, wird nicht unerheblich viel Lebenszeit verwendet, um das jeweils nächste Ziel zu erreichen. Es ist ein extravagantes Nomadenleben. Um nicht ständig allein zu sein, braucht es überall auf der Welt tolerante Freunde, die spontan diese wenigen Stunden ausfüllen. Joni ist in der glücklichen Lage, das Alles perfekt organisiert zu bekommen und überall mit offenen Armen empfangen zu werden.

Doch wo bleibt ihre Familie, wie erleben die Kinder ihre Mutter? Genau das wird hier in einem neutralen Blickwinkel betrachtet. Es beginnt mit Jonis Aufwachsen bei den 68er-Eltern, geht über in eine überstürzte Liebe zum Vater ihrer Kinder. Wir tauchen kurz in die DDR-Diplomatie ein. Warum das Alles berichtet wird, muss man sich selbst zusammenreimen. Hier und da hätte ich mir etwas mehr Erläuterung gewünscht, um die Glaubwürdigkeit der Aussagen zu stärken. Dafür begegnen wir unzähligen Freunden und Bekannten, die Jonis Leben bereichern. Das alles betrachten wir lediglich von Außen als schönes gemeinsames Mahl oder als wunderbaren Ausflug. Wie das Innenleben von Joni und ihrem Umfeld aussieht wird kaum bis gar nicht thematisiert. Vielleicht ist es zu schmerzhaft, sich damit auseinander zu setzen, aber genau das hätte ich noch viel lieber gelesen.

Das Gelesene insgesamt wirkt mir dadurch zu perfekt, zu glatt und damit nicht glaubwürdig. Es liest sich wie eine Illusion, wie man als Karrierefrau sein Leben vielleicht fortschreibt, bevor die Kinder da sind. Denn trotz Trennung vom Vater der Kinder ist alles irgendwie harmonisch, ohne jegliche Zwistigkeiten. Das setzt aus meiner Sicht eine überbordende, ja schon unmenschliche Rationalität bei allen Beteiligten voraus, um dieses beste Leben für Joni und ihre Familie zu gestalten.

Obwohl sich der Roman angenehm hat lesen lassen, konnte mich die Autorin dennoch nicht überzeugen. Das Gelesene ist so weit weg, von dem, was ich in meinem Arbeitsumfeld im Zusammenhang mit Kindern erlebe, dass ich die Schwelle zum Glauben an die Realität der „Frau in den Wellen“ nicht überschreiten kann.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Eine andere Familie

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„Frau in den Wellen“ von Beatrix Kramlovsky
Joni hat eine sagenhafte Karriere. Für ihren Job reist sie um die ganze Welt. In Wien leben ihre Kinder bei ihrem Ex-Mann. Diese sehen ihre Mutter nur selten, ...

„Frau in den Wellen“ von Beatrix Kramlovsky
Joni hat eine sagenhafte Karriere. Für ihren Job reist sie um die ganze Welt. In Wien leben ihre Kinder bei ihrem Ex-Mann. Diese sehen ihre Mutter nur selten, erleben die Besuchszeit jedoch sehr intensiv. Kraft und Erfüllung erfährt Joni durch ihre zahlreichen Freunde, diese sie auf ihrem Weg begleiten. Dann jedoch wird ihr Lebensmodel auf eine harte Probe gestellt. Sie sanften Wellen um Joni beginnen zu wogen und drohen, sie in die tiefe zu reißen.
Gerade hier, beim Schreiben dieser Rezension wird für mich sehr deutlich, wie schwer es mir fällt, diesen Roman zusammenzufassen. Die Handlung plätschert sehr lange vor sich hin, bis zum letzten Drittel des Buches endlich mal etwas zu passieren scheint. Wobei ich auch diese Handlung sehr konstruiert empfand. Die Figuren, inklusive Joni blieben für mich total farblos. Nur ein einziges Mal hatte ich das Gefühl ihren Charakter begreifen zu können. Aber auch dieser Moment war dann schnell wieder verflogen. Das von dem ich glaubte, dass es den Hauptbestanteil des Buches ausmachen würde, nämlich den Konflikt zwischen dem Muttersein und der Karriere, wurde für mich nicht realistisch dargestellt. Joni geht ihren Weg (weg von der Familie), eine andere übernimmt ihre Mutterrolle, aber Konflikte gibt es nicht. Alle sind zufrieden und glücklich und haben volles Verständnis für den anderen. Auch scheint Joni mehrere Liebhaber an unterschiedlichen Orten zu haben und auch das wirft keine oder einfach nicht thematisierte Konflikte auf. Vieles wird in diesem Roman nicht gesagt, warum blieb mir leider verborgen. So blieb die Geschichte und auch die Protagonisten für mich unnahbar und konnte mich nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 31.10.2022

Literarisch stark!

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Der Roman von Kramlovsky, welcher sich dem Klappentext nach um eine unabhängige, beruflich erfolgreiche Frau und deren Balanceakt zwischen den an sie gestellten Erwartungen als Frau und Mutter drehen soll, ...

Der Roman von Kramlovsky, welcher sich dem Klappentext nach um eine unabhängige, beruflich erfolgreiche Frau und deren Balanceakt zwischen den an sie gestellten Erwartungen als Frau und Mutter drehen soll, spielt auf unterschiedlichsten Zeitebenen, welche auf unkonventionelle Art und Weise dargestellt werden und das Lesen zunächst etwas erschweren. Ist man einmal reingekommen, konnte ich persönlich dieser besonderen Erzählweise durchaus etwas abgewinnen.

Leider plätschert die Geschichte trotz dieser unterschiedlichsten Erzählstränge weitestgehend dahin, konnte in Kombination mit dem recht nüchternen Schreibstil, der mir für sich genommen gut gefallen hat, einfach keine Spannung aufbauen oder eine echte Beziehung zu den Charakteren schaffen. Ein Bild der starken Protagonistin Joni, ihrer (unkonventionellen) Familie und der Schar an Männern um sie herum, wurde nur in Ansätzen geschaffen, hier fehlte es einfach an mehr Informationen und vor allem mehr Emotionen. Ebenso wie eine emotionale Beziehung zu den Charakteren fehlte mir hier auch die kritische Auseinandersetzung mit den aufgeworfenen Thematiken, welche (weitestgehend) schlicht nicht stattfindet. Hierin liegt für mich das Kernproblem das Romans: Kamlovsky konnte sich nicht für ein Thema entscheiden, welches den Fokus des Romans bilden soll. So finden etliche wichtige Themen wie Klimapolitik, Rassismus, Gleichberechtigung, konventionelle Frauen- und Familienbilder, (amerikanische) Politik, ... Erwähnung in der Geschichte, für mich wird aber keines dieser Themen wirklich auserzählt. Ebenso wenig zu Ende erzählt wirkt für mich die Protagonistin Joni und ihre Geschichte, die mir im Ergebnis ein Rätsel geblieben ist. Für mich eine eher unsympathische Protagonistin, dabei hatte ich mir so sehr eine starke und bewundernswerte Frau im Fokus gewünscht. Und auch das, was ich für mich im Ergebnis als den "Höhepunkt" der Geschichte identifiziert habe, nämlich die öffentliche Debatte (so der Klappentext), einen Shitstorm, den Joni abbekommt, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Wie genau es dazu kommen konnte blieb mir unklar, vielleicht, da auch die berufliche Welt Jonis, welche in dem Buch definitiv nicht zu kurz kommt, sich mir nicht völlig erschlossen hat.

Für mich weckt hier der Klappentext völlig falsche Erwartungen, was für mich beim Lesen zu echter Verärgerung geführt hat. Bei anderer Zusammenfassung wäre ich gegebenenfalls mit anderen Erwartungen an den Roman rangegangen, so war der Fokus für mich falsch gesetzt bzw. anhand der Fülle an oberflächlich behandelten Themen schlicht nicht gegeben.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Langweilige Geschichte ohne tiefergehende Auseinandersetzung mit den Problemstellungen

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Joni wird Mitte der 1960er-Jahre in Österreich als Tochter unkonventioneller Eltern geboren, die ihr Kind weitestgehend in der Obhut der Tante aufwachsen lassen. Sie heiratet früh den Diplomaten Dr. Georg ...

Joni wird Mitte der 1960er-Jahre in Österreich als Tochter unkonventioneller Eltern geboren, die ihr Kind weitestgehend in der Obhut der Tante aufwachsen lassen. Sie heiratet früh den Diplomaten Dr. Georg Lauba, wird schwanger und zieht mit ihm nach Ostberlin. Sie selbst macht Karriere als Wissenschaftlerin und Soziologin und trennt sich nach dem Fall der Mauer von ihrem Ehemann. Ihre Tochter Stefanie wächst beim Vater auf, während Joni wie eine Nomadin durch die Welt reist und nirgendwo ein festes Zuhause hat. Sie hat viele Freunde und Affären, kehrt jedoch zur Jahrtausendwende kurzzeitig zu Georg zurück und wird erneut schwanger. Auch der Sohn vermag die beiden nicht stärker zu verbinden, Joni bleibt rastlos und verlässt ihren Exmann abermals. Die beiden pflegen ein gutes Verhältnis, auch als Georg erneut heiratet, die Kinder empfängt Joni in Hotels oder bei ihren Freunden weltweit.
Trotz ihrer Bekanntheit als wissenschaftliche Beraterin hält sich Joni in der Öffentlichkeit zurück und geht Kritiken an ihrem Lebensstil als berufstätiger Frau, die ihre Kinder dem Mann überlässt, aus dem Weg. Doch als ein Foto von ihr zusammen mit einem Mann veröffentlicht wird und Wellen schlägt, muss sie sich mit ganz anderen unschönen und geradezu feindseligen Kommentaren auseinandersetzen und bekommt zu spüren, dass sie als Mutter gebraucht wird.

"Frau in den Wellen" ist die Lebensgeschichte einer Frau, angefangen von ihrer Kindheit in Österreich in den 1960er-Jahren, bis als erwachsene Frau mit Anfang 50 Jahren im Jahr 2018. Auch wenn ihre Geschichte im Wesentlichen chronologisch erzählt wird, gibt es innerhalb der Kapitel zahlreiche Zeitsprünge in Form von Erinnerungen - bruchstückhafte Gedanken oder Episoden über Treffen mit ihren Freunden und Aufenthalte in verschiedenen Ländern - die ein flüssiges Lesen erschweren.

Der Schreibstil ist nüchtern und distanziert, eher berichtend statt erzählend. So fällt es schwer, sich in Joni, die als so charismatisch und königlich beschrieben wird, hineinzuversetzen oder gar zu bewundern. Auch ihre beruflichen Erfolge und was sie umtreibt, bleiben vage.
Der Handlungsstrang wird durch kursive Texte unterbrochen - mehrere Briefe über die Jahre hinweg, die an Joni gerichtet sind und wie eine Art Rechtfertigung zu lesen sind und eigentlich nur von ihr selbst stammen können.

Die Geschichte plätschert dahin, ohne dass sie wirkliches Interesse für Joni oder ihr Leben wecken kann. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Dasein zwischen Beruf und Mutter findet nicht statt. Joni zeigt wenig Empathie für ihre Familie und Freude, kümmert sich nur halbherzig um sie. Es ist dabei nicht so, dass ihr Beruf so erdrückend ist oder im Vordergrund steht - Joni kann es einfach nicht besser. Sie wirkt rastlos, heimatlos und getrieben.

Auch wenn Joni als Frau, die sich scheiden lässt und die Erziehung der Kinder ihrem Exmann überlässt, nicht dem klassischen Rollenbild entspricht, in den 1990er-Jahren als Ausnahme gelten mochte und mit ihrem Verhalten in der Gesellschaft aneckt, ist ihre Lebensgeschichte langweilig geschrieben und gibt zu wenig Preis aus ihrem Leben als berufstätiger Frau und den Spannungen, die sich daraus ergeben.
Lange sorgt einzig der Handlungsstrang "Dr. Joni Lanka vs. Unbekannt" für Interesse, der Einsichten von Dritten über Joni zeigt und dessen Hintergrund erst später bekannt wird. Dieser von Rechtspopulismus und Rassismus geprägte Konflikt ist eine Folge der Flüchtlingskrise 2015/2016 und nicht Ausprägung von Jonis Lebensentwurf, weshalb er zum Rest der Handlung nicht wirklich passen mochte und wie alle anderen Facetten des Romans nur oberflächlich bleibt.
Der Klappentext weckt mit "mitreißende Geschichte einer willensstarken, unkonventionellen Frau, die stets auf dem Drahtseil zwischen Unabhängigkeit und Eingebundensein balanciert" hohe Erwartungen, die jedoch weder mit der Art der Erzählweise noch mit Jonis Persönlichkeit erfüllt werden.

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