Spannender Abschluss der Trilogie
Wie hatte ich diesem dritten Teil der Blum-Trilogie entgegengefiebert! Teil 1 "Totenfrau" hatte mich berührt, wie kein Thriller vorher und teils schluchzend, teils atemlos weiterlesen lassen. Teil 2 "Totenhaus" ...
Wie hatte ich diesem dritten Teil der Blum-Trilogie entgegengefiebert! Teil 1 "Totenfrau" hatte mich berührt, wie kein Thriller vorher und teils schluchzend, teils atemlos weiterlesen lassen. Teil 2 "Totenhaus" hatte ein bisschen was von "Shining" und ließ mich am Ende mit der Frage zurück: "Wie, verdammt noch mal, soll denn hier alles wieder gut werden?" (Man sollte die drei Teile unbedingt auch in der richtigen Reihenfolge lesen.)
Und nun Teil drei. Tatsächlich findet Blum einen Weg zu einem Ort, der ihr und den Kindern wieder Geborgenheit gibt. Dass die Kinder dieses Gefühl genießen, in ihrer unschuldigen Naivität, ist normal. Dass Blum sich ebenfalls dieser Illusion hingibt, zumindest zeitweise verständlich. Nach allem, was sie durchgemacht hat, tut es ihr ebenso gut, wie den Kindern, wieder Normalität zu leben. Trotzdem sitzt sie auf einer tickenden Zeitbombe, das weiß sie. Darum kann ich ihre Handlungen gleich mehrfach nicht nachvollziehen, verliert Blum für mich ihre Glaubwürdigkeit. Erstens: Ihr Aussehen. Sie war mit Fahndungsplakaten in Österreich und Deutschland gesucht worden. Daran mögen sich manche Menschen noch erinnern. An keiner Stelle las ich, dass Blum ihr Aussehen verändert hätte, z.B. Haare geschnitten und gefärbt. Zweitens: Die Pässe für sich und die Kinder. Das war ihr großes Ziel. Warum haut sie nicht ab, als sie die Dokumente hat, sondern glaubt, ihre Schuld, ihr Versprechen nicht einlösen zu müssen? Drittens: Spätestens nach dem ersten Fehlschlag hätte sie die Kinder schnappen und verschwinden sollen. Natürlich, Blum ist müde geworden auf der Flucht. Aber jetzt hatte sie Zeit, sich zu erholen, weiter zu denken. Klar zu denken, so wie in den ersten beiden Teilen. Lange Zeit erschien sie mir in »Totenrausch« wie weichgespült. Kann Blum wirklich nur klar und logisch denken, wenn, salopp gesagt, die Kacke am Dampfen ist? Oder war ihr naives Vertrauen zu Schiele einfach nur notwendig, um die Geschichte so erzählen zu können, wie sie jetzt vor uns liegt? Wäre sie nach Erhalt der Pässe geflohen, wäre das Buch nach nicht einmal 90 Seiten zu Ende gewesen. So aber konnte Blum wieder zur Höchstform auflaufen und Totenrausch zu einem atemraubenden Finale führen.
Alles in allem ein typischer Aichner. Die kurzen knackigen Sätze, die den Leser voranpeitschen. Manchmal noch einer hintendran gehängt. Und noch einer. Schnörkellose Dialoge, und damit meine ich nicht nur die fehlenden Anführungszeichen. Dadurch entsteht Tempo, man liest und will weiterlesen. Noch ein Kapitel. Noch eins, das war ja gerade so kurz. Und dann wieder die Momente, in denen wir mit Blum ganz still werden. Wenn sie die Kinder streichelt, während sie schlafen. Liebe und Hass, Leben und Tod so dicht beieinander.
Das Bild auf dem Cover ist auch ein Aichner. Der Autor malt nämlich auch und das so gut und erfolgreich, dass es schon mehrere Ausstellungen gab.
Fazit: Spannender Abschluss der Trilogie. 4****