Cover-Bild Mitternachtsnotar
9,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Jaron
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 312
  • Ersterscheinung: 31.03.2017
  • ISBN: 9783897738157
Bettina Kerwien

Mitternachtsnotar

Berlin-Krimi
Die Bewohner der idyllischen Reihenhaussiedlung „Am Rabennest“ in Reinickendorf sind auf hundertachtzig. Eine private Immobiliengesellschaft, die fest in der Hand der Familie Trasseur ist, hat ihre denkmalgeschützte Siedlung aufgekauft und will sie luxussanieren. Den Bestandsmietern wird mit horrenden Mieterhöhungen und Kündigung gedroht. Das löst ihren Protest aus. Doch dann hängt plötzlich der Hausmeister tot am Dachbalken. Hat er sich selbst umgebracht? Privatdetektiv Martin Sanders bezweifelt das. Der ehemalige Personenschützer mit dunkler Vergangenheit hat gerade sein eigenes Büro in Moabit eröffnet, als ihn sein Vater um Hilfe bittet. Der ist einer der Investoren der Immobiliengesellschaft und erhält seit einiger Zeit Drohbriefe, in denen er zum Sanierungsstopp aufgefordert wird. Auf einer Investorenparty, bei der die Siedlungsobjekte verkauft werden und der Mitternachtsnotar, das Familienoberhaupt der Trasseurs, die fragwürdigen Kaufverträge beurkundet, trifft Sanders die schräge Liberty Vale wieder. Sanders hat Libby bei seinem letzten Fall kennengelernt. Sie hat ihr Studium geschmissen, verdient sich ihren Lebensunterhalt als Escortlady und hat sich in Sanders verliebt. Als sie von Sanders’ Auftrag erfährt und zufällig in den Besitz eines Beweismittels gelangt, will sie ihn informieren. Aber dann kommt der Mitternachtsnotar ums Leben, und auch Libby gerät in Gefahr …
Bettina Kerwien hat in ihrem temporeichen und humorvollen Erzählstil einen atemberaubenden Spannungsroman geschrieben, der Krimi, Actionroman und Liebesgeschichte in einem ist und ein höchst brisantes Thema behandelt: die Gentrifizierung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2017

Trashig, grell und unverbraucht - willkommen in der Hauptstadt

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Der „Mitternachtsnotar“ von Bettina Kerwien jagt zwei sympathische Ermittler durch das Milieu der anrüchigen Berliner Immobilienhaie: Die Kleinhauskolonie „Am Rabennest“ soll gentrifiziert werden, und ...

Der „Mitternachtsnotar“ von Bettina Kerwien jagt zwei sympathische Ermittler durch das Milieu der anrüchigen Berliner Immobilienhaie: Die Kleinhauskolonie „Am Rabennest“ soll gentrifiziert werden, und eine unheilige Kamarilla aus Lokalpolitikern, Immobilienhaien, Baugewerbetreibenden und dem „Mitternachtsnotar“ legen sich mit den alteingesessenen Mietern an. Dieser Haufen ist so sympathisch wie gut organisiert und schreckt nicht vor aktivem Widerstand zurück. Als es Tote gibt, steckt der Privatermittler Martin „Sanders“ Sanders seine Nase in das Gewühl, trifft die Escortdame Liberty Vale wieder, und beide geraten in den Sog der Handlung. Diese spielt zwischen Tegel und Moabit und steigert sich bis hinauf auf die Kuppel des Berliner Doms zu einem dramatischen Finale.
Ist das ein Regionalkrimi? Man ist geneigt, laut „Nein!“ zu rufen, denn häufig verbindet sich mit diesem Label provinzielle Betulichkeit. Dieser Makel haftet der Geschichte von Kerwien in keiner Weise an: Die Sprache strotzt vor unverbrauchten Bildern, einem frechen, hauptstadtgerechten Tonfall und respektlosen Pointen. Der Stil erinnert an Raymond Chandler oder Philip Kerr und macht aus Sanders eine Art Philip Marlowe bei Karstadt an der Turmstraße - das macht Spaß. In jedem Fünf-Worte-Satz kann sich eine schnoddrige Pointe verstecken, viele Absätze enden mit einer Sentenz wie aus einem Schwarz-Weiß-Thriller. Das erhöht den Lesegenuss, geht aber auf Kosten des Leseflusses.
Dass die Textbilder auf dem schmalen Grat zwischen Wortwitz und Klischee, schön oder kitschig wandeln, passt zu Story, die in ihrem Klang und mit ihren beiden Sympathieträgern das Trashige auslebt.
Der „Mitternachtsnotar“ ist bereits die zweite Kriminalgeschichte, in der Libby Vale und Sanders es mit dem Verbrechen zu tun haben. Man wünscht den beiden noch viele weitere Abenteuer und der Autorin weiterhin so viel Gespür für den Tonfall des „Berlin noir“.

Veröffentlicht am 31.05.2017

Gentrifizierung in Berlin - spannender Krimi zu einem aktuellen Thema

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Martin Sanders hat gerade den Mietvertrag für seine neue Detektei unterschrieben, da erhält er auch schon einen neuen Auftrag. Kleiner Wermutstropfen ist dabei, das es sich bei dem Auftraggeber ausgerechnet ...

Martin Sanders hat gerade den Mietvertrag für seine neue Detektei unterschrieben, da erhält er auch schon einen neuen Auftrag. Kleiner Wermutstropfen ist dabei, das es sich bei dem Auftraggeber ausgerechnet um seinen Vater, den Anwalt Rainhard Sanders handelt, zu dem er ein etwas kompliziertes Verhältnis unterhält. Diese Widrigkeuten können ihn aber nicht davon abhalten, sich mit Feuereifer in die Ermittlungen zu stürzen, um Licht ins Dunkel rund um die Vorkommnisse in der Kleinhaussiedlung "Am Rabennest" zu bringen, deren langjährige Bewohner einen eigentlich aussichtslosen Kampf gegen eine zwielichtige Immobiliengesellschaft führen, die hier Luxussanierungen zum Wohle der Investoren, zu denen auch Rainhard Sanders gehört, plant.
Als dann aber auch seine Bekannte Liberty "Libby" Vale in die Sache verwickelt wird und in Gefahr gerät, überschlagen sich die Ereignisse plötzlich ...

Bettina Kerwien führt hier die Geschichte um das ungleiche Paar Libby Vale und Martin Sanders, die irgendwie zwar nicht miteinander, aber schon gar nicht ohneeinander können, fort und schließt somit an das Buch "Märzwinter" an, in dem sich die beiden zum ersten Mal begegnen. Dabei kann man dieses Buch allerdings auch problemlos ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Buch lesen und verstehen, die erforderlichen Informationen zur Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingefügt, ohne dabei den Lesefluß zu stören.

Geschickt verknüpft sie die Geschichte ihrer beiden Protagonisten und das aktuelle Thema Gentrifizierung zu einem spannenden, gut konstruiertem Kriminalroman im klassischen amerikanischen Hard-Boiled-Style und treibt dabei die Story aus immer wieder wechselnden Erzählperspektiven temporeich voran, bis sie sich schließlich in einem fulminanten Showdown entlädt.

Das Buch erreicht dabei nicht ganz die Klasse des Vorgängers, bietet aber immer noch beste Krimiunterhaltung.

Veröffentlicht am 26.06.2017

wenn der Showdown nicht wäre

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Buchmeinung zu Bettina Kerwien – Mitternachtsnotar

„Mitternachtsnotar“ ist ein Kriminalroman von Bettina Kerwien, der 2017 im Jaron Verlag als Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Bettina Kerwien, ...

Buchmeinung zu Bettina Kerwien – Mitternachtsnotar

„Mitternachtsnotar“ ist ein Kriminalroman von Bettina Kerwien, der 2017 im Jaron Verlag als Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Bettina Kerwien, geb. 1967, studierte Amerikanistik und Publizistik an der FU Berlin. Nebenbei schrieb und fotografierte sie für verschiedene Zeitungen. Nach dem Abschluss gründete sie eine Werbeagentur, vermarktete Sportereignisse und gab eine Handball-Fachzeitschrift heraus. Seit 2004 ist sie als Geschäftsführerin in einem Stahlbauunternehmen mit dem Schwerpunkt Theatertechnik tätig und widmet sich in jeder freien Minute dem Schreiben von Spannungsliteratur. Bettina Kerwien lebt und arbeitet im grünen Norden Berlins.


Klappentext:
Die Bewohner der idyllischen Reihenhaussiedlung „Am Rabennest“ in Reinickendorf sind auf hundertachtzig. Eine private Immobiliengesellschaft, die fest in der Hand der Familie Trasseur ist, hat ihre denkmalgeschützte Siedlung aufgekauft und will sie luxussanieren. Den Bestandsmietern wird mit horrenden Mieterhöhungen und Kündigung gedroht. Das löst ihren Protest aus. Doch dann hängt plötzlich der Hausmeister tot am Dachbalken. Hat er sich selbst umgebracht? Privatdetektiv Martin Sanders bezweifelt das. Der ehemalige Personenschützer mit dunkler Vergangenheit hat gerade sein eigenes Büro in Moabit eröffnet, als ihn sein Vater um Hilfe bittet. Der ist einer der Investoren der Immobiliengesellschaft und erhält seit einiger Zeit Drohbriefe, in denen er zum Sanierungsstopp aufgefordert wird. Auf einer Investorenparty, bei der die Siedlungsobjekte verkauft werden und der Mitternachtsnotar, das Familienoberhaupt der Trasseurs, die fragwürdigen Kaufverträge beurkundet, trifft Sanders die durchgeknallte Liberty Vale wieder. Sanders hat Libby bei seinem letzten Fall kennengelernt. Sie hat ihr Studium geschmissen, verdient sich ihren Lebensunterhalt als Escortlady und hat sich in Sanders verliebt. Als sie von Sanders' Auftrag erfährt und zufällig in den Besitz eines Beweismittels gelangt, will sie ihn informieren. Aber dann kommt der Mitternachtsnotar ums Leben, und auch Libby gerät in Gefahr …

Meine Meinung:
Das Buch ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, weil die Autorin einen eigenwilligen und anspruchsvollen Schreibstil pflegt. Dazu kommt eine melancholische Grundstimmung und mit Martin Sanders eine Hauptfigur, die auch nicht um Sympathie buhlt. Auch die weibliche Hauptfigur Liberty Vale agiert sehr eigen und eckt gerne mal an. Sie und Martin mögen einander, schrecken aber vor einer echten Bindung zurück. Beide sind problembeladen und wirken doch sympathisch. Beide sind auch recht komplex mit Stärken und Schwächen gezeichnet. Ihren Gegenspieler täten dagegen ein paar mehr Grautöne ganz gut. Während schwedische Autoren gerne mal das Wetter detailliert beschreiben, hat Frau Kerwien sehr akkurat die jeweilige Kleidung im Blick. Auch über die Kleidung kann man Stimmungen beschreiben. Mir hat das Buch vor allem in den ruhigen Passagen gut gefallen. Auch die Hauptfiguren machen Lust auf mehr. Leider gibt es aber auch einen wesentlichen Kritikpunkt. Es gibt einen Showdown, der nicht zu den Figuren passt. Martin Sanders agiert wie ein Supermann und zwar so, dass auch James Bond neidisch werden könnte. Dafür ist das Ende wieder angenehm realitätsnah.

Fazit:
Das Buch gefällt durch die anspruchsvolle Sprache mit einigen kreativen Wortschöpfungen und den komplexen Hauptfiguren. Es wäre ein richtig guter Krimi geworden, wenn auch die Bösen etwas komplexer gestaltet worden wären und vor allem, wenn es diesen utopischen Showdown nicht gegeben hätte. So reicht es leider nur zu drei von fünf Sternen (60 / 100 Punkte). Trotzdem kann ich das Buch wegen der Sprache und den Hauptfiguren empfehlen.