Rezension von "Flying High" von Bianca Iosivoni: Zu erst einmal: ist das Cover nicht wunderschön? Wie schon das Cover von "Falling Fast" finde ich das passende Gegenstück von "Flying High" wahnsinnig schön. Es passt zum Titel, wie ich finde. Trotz des schönen Covers ist meine Meinung zur Fortsetzung ambivalent. Anfangs war ich leider ziemlich enttäuscht von "Flying High", was aber vor allem mit dem Ende von Teil 1 zu tun hat. Das Ende fand ich total genial - nur schade, dass Teil 2 schon so früh angekündigt wurde. Auf der einen Seite kann ich verstehen, warum, auf der anderen Seite blutet aber mein Schriftstellerherz. Wie genial wäre es bitte gewesen, die Leser ruhig ein bisschen schmoren zu lassen und den Cliffhanger einfach so im Raum stehen zu lassen? Aber andererseits ist es ein unfassbar ernstes Thema, das "Falling Fast" anspricht - deshalb kann ich sehr gut verstehen, warum Teil 2 schon so früh angekündigt wurde. Ich konnte mir also schon denken, wie Teil 2 starten wird, und auch, wenn diese durchaus brenzlige und wirklich sensible Situation gut gelöst wurde, hat mir ein bisschen die Aktion gefehlt. Ich habe schon relativ schnell gemerkt, dass Hailee es nicht tun wird, weshalb der Einstig von Teil 2 für mich genial, aber vorhersehbar war und das hat mich ein bisschen enttäuscht. Auch die restliche Handlung ist nicht sonderlich spektakulär, teilweise habe ich Dinge erahnt, einfach, weil es logisch war, dass es passiert. Auf Handlungsebene passiert also nicht wirklich viel - dafür aber auf emotionaler Ebene. Und das hat mich wahnsinnig fasziniert! Ich weiß aus eigenen, persönlichen Erfahrungen, wie es ist, geliebte Menschen zu verlieren und in der Welt der Trauer gefangen zu sein (kurzer Spoiler fürs Leben: man hört nie auf, Menschen zu vermissen. Manchmal tut es noch nach zehn Jahren so weh, als wäre es erst gestern gewesen). Ich persönlich finde Hailees "Trauerweg" sehr realistisch dargestellt: die anfängliche Reise, das "nicht wissen, wie man weiter machen soll", die Ohnmacht und anschließend das bittere Erwachen, die gemeine Konfrontation mit der Trauer, dem Schmerz und dem Kopf voll angesagter Worte, die die geliebte Person nie wieder hören wird. Was mich an Teil 1 so gestört hatte, dass die Themen nur einzeln angeschnitten werden, macht Teil 2 wieder wett. Hailee erlebt die verschiedenen Phasen der Trauer - ihr Roadtrip ist nicht nur eine Reise für sie, sondern auch für ihre Trauer. Er ist nur ein Anfang und hilft ihr später dabei, weiter zu machen, obwohl er das Ende sein sollte. Katie hat ihr also nicht nur etwas genommen, sondern auch unfassbar viel gegeben. Und zwar Mut, endlich zu leben. Mut, etwas für sich zu machen. Zu verstehen, dass es im Leben nicht darum geht, andere glücklich zu machen, sondern auch, sich selbst, auch wenn man nie wirklich weiß, wie das gehen soll. Hailees "Aha-Moment" tritt zeitlich schon nach mehreren Monaten ein, bei mir hat es nur mehrere Jahre gedauert, aber, er ist unfassbar wichtig. An dieser Stelle habe ich sogar ein bisschen geweint, weil ich mich ganz genau daran erinnert habe, wie es sich angefühlt hat, zu begreifen, dass unsere Lieben uns doch eigentlich genau das wünschen: dass wir wieder lachen können, anstatt nur zu weinen. Und das hat die Handlung wirklich in den Hintergrund gestellt. Hailee begreift, dass es wichtig ist, was sie will. Und sie will leben, auch wenn sie nicht so genau weiß, wie. Das ist schon unfassbar mutig.
Ich würde diese Dilogie nicht direkt jemandem empfehlen, der noch ganz tief in der Trauer steckt, sondern eher allen, die schon ihre Erfahrung mit diesem Thema gemacht haben und ein gutes Stück auf ihrem Weg gegangen sind. Vor fünf Jahren habe ich mir genau so ein Buch gewünscht, habe mir mehr Bücher gewünscht, die diese ziemlich sensiblen Themen behandeln und ich bin so unfassbar dankbar, dass ich "Flying High" gelesen habe (und lesen konnte)! Danke, Bianca, dass so ein tolles Buch mit so einer starken Message geschrieben hast! Du hast mir das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein. Niemand ist allein - manchmal trifft man die Menschen, die einem einmal Die Welt bedeuten, wenn man es am wenigsten erwartet!