„Solange deine Schatten flüstern“ ist ein Jugendbuch voller Spannung, gespickt mit rätselhaften Ereignissen , einem verlorenen jungen Mann und einer kleinen ungebändigten und toughen Heldin, die sich nicht so schnell vom rechten Weg abbringen lässt. Die Autorin hat schon einige Bücher geschrieben, doch dieses hier ist ihr erstes Jugendbuch und somit auch mein Einstieg bei ihr. Was mich am meisten mit begeistert hat und zugleich tiefst berührt, dass hier wahre Ereignisse verarbeitet wurden und trotz der tiefen Traurigkeit, auch nie der Humor und Lebenswille verloren wurde.
Durch einen Prolog wird man kurz und angeschnitten von der Vergangenheit in die Gegenwart eingeführt und bekommt erste Fetzen vorgesetzt. Die Handlung setzt dann direkt im Hier und Jetzt ein mit dem neuen Lebensinhalt für eine geraume Zeit von Ben. Auch hier dreht sich die Gedankenspirale weiter, so dass man während der Handlung immer mehr erfährt, wie es so der ganzen Endsituation gekommen ist, lernt immer mehr Ben, seine Ängste, Flüche, Selbstzweifel, Ausbrüche, Sehnsüchte und einfach seine ganzen Entwicklungen kennen.
Die ganze Zeit bleibt man gebannt dabei und möchte selbst herausfinden, was denn nun wirklich geschehen ist und wieso Ben sich selbst sosehr aufgibt. Alle wichtigen Informationen, Hinweise, Spekulationen und Vermutungen ergeben sich beim Lesen. Der Spannungsgrad wird durchweg gehalten, es ist stellenweise mysteriös, gespickt mit Erinnerungsfetzen aus der Vergangenheit. Nebenbei geht es tiefgründig um Familienbeziehungen, Freundschaften, Liebe, Verluste, Zukunftsängste, Träume, einfach glücklich sein und zulasse geliebt zu werden.
Der Schreibstil ist sehr stilsicher, fesselnd, angenehm, amüsant und spannungsgeladen. Passend zum Jugendroman wird sich an die Sprache auch bedient und es liest sich dadurch sehr flott und flüssig. Aufgrund des vorgesagten entsteht schnell der Suchtfaktor, dass man das Buch in einem Rutsch unbedingt durchlesen möchte. Die Handlung wird in der Erzählperspektive von den beiden Hauptprotagonistin Ben und Livi erzählt. Nebenbei gefallen haben mich die abwechslungsreichen und humorvollen Dialoge vor allem zwischen Ben und Livi. Das gibt dem ganzen soviel Leichtigkeit und lässt es vor allem echt und authentisch wirken. Man merkt schnell, dass so eine Geschichte wirklich sehr schnell selbst passieren kann, da wir leider Tag täglich vor Vorurteilen, falschen Vorwürfen und Missgunst umgeben sind. Da ist es viel einfacher jemanden fertig zu machen und ihn abzuschreiben, anstatt ihm wirklich zuzuhören und das Beste aus dem Leben herauszuholen und die anderen einfach mal sich selbst überlassen.
Lavinia, kurz Livi, ist eine aufgeweckte, toughe, mutige junge Frau, die weiß was sie will, sich durchsetzen kann und einen ganz genauen Plan von ihrer Zukunft hat. Ihr wird niemals langweilig, denn neben Schule, beste Freundin, nähen, jobben, bleibt noch ganz viel Hilfe auf dem elterlichen Hof zwischen Schafen, Pferden und hUnd übrig. Livi hat eine ehrliche Haut, muss vielem auf dem Grund gehen, ist neugierig ohne nervig zu wirken und nicht bedacht auf ihr äußeres. Livi versucht immer fair zu bleiben, auch wenn nicht alles nach ihrer Nase geht und sie hat einen großen Gerechtigkeitssinn sowie großes Herz für diejenigen, die sie mag. Livi vertritt ihre Meinung nach Außen, hat immer einen Gegenspruch auf den Lippen und lässt sich auch nicht so leicht abschütteln.
Ben, ist der edle Bandit mit den traurigen Augen, auch wenn Livi ihn zunächst nur als Schurken-Ben sieht. Ben hat schon einiges in seinen Jungen Jahren durch stehen müssen und fühlt sich einfach allein, im Stich gelassen und nicht verstanden, vom Rest der Welt. Alle haken auf ihm rum und er gibt sich für die Vergangenheit die eigene Schuldzuweisung. Er gibt sich im Grunde auf und aus der Not hinaus, muss ihm unbewusst geholfen werden und in ihm wieder der Sinn fürs Leben erweckt werden und das Verständnis, dass sich manche Dinge einfach nicht lassen. Livi ist die erste Person, die zu dem smarten Ben durchdringt. Nach und nach entdecken beide, dass da vor allem Freundschaft ist, Neugierde, und etwas anderes noch herausgekitzelt wird.
Das Cover und den Titel sind ich sehr passend gewählt und finden sich auf alle Fälle wieder. Was mich nur wundert, sind die Tattoos auf dem Arm, die wollen sich mir nicht so wirklich erschließen.
„Lass niemanden in dein Leben, dessen Verlust du nicht verkraften kannst.“
Mein Fazit: Ein sehr tiefgründiges und authentisches Jugendbuch, das mich mit seinem Hintergrund begeistert, berührt und emotional nachdenklich gemacht hat. Ich kann es nur mit gutem Gewissen weiterempfehlen.