Cover-Bild Nachtblumen
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 23.06.2017
  • ISBN: 9783499291081
Carina Bartsch

Nachtblumen

Auf jede Nacht folgt ein Tag
Das Leben könnte so einfach sein. Wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin möchte mit anderen Leuten nichts zu tun haben. Auf Sylt begegnen sich die beiden in einem Wohnprojekt und leben für die nächsten zwei Jahre Zimmer an Zimmer. Da ist eine Mauer, die sie trennt. Und eine Tür, die sie verbindet.
Nach den Bestsellern «Kirschroter Sommer» und «Türkisgrüner Winter» erzählt Carina Bartsch hier eine sehr berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern: gefühlvoll, authentisch, atmosphärisch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2017

Wieder ein Buch der Autorin, welches mich total überzeugen konnte!

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Meine Meinung:
Nachdem ich schon Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter der Autorin verschlungen und geliebt hatte, war für mich klar, dass auch ihr neuer Roman bei mir einziehen muss. Im August war ...

Meine Meinung:
Nachdem ich schon Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter der Autorin verschlungen und geliebt hatte, war für mich klar, dass auch ihr neuer Roman bei mir einziehen muss. Im August war es dann auch soweit und es durfte endlich bei mir einziehen und nun ja lange hat es schließlich nicht auf meinem SuB verharren müssen.

Zum Cover möchte ich dieses mal eigentlich gar nicht so viel schreiben, denn es ist einfach wunderschön und ein Traum. Ich bin einfach in das Cover verliebt. Genauso natürlich auch in den Inhalt, aber ich glaube selbst wenn das Buch schlecht wäre (was es auf keinen Fall ist!), würde ich das Buch doch alleine wegen dem Cover schon behalten wollen. Es ist einfach ein echter Hingucker, mit den schönen, harmonierenden Farben und den Blumen und Blättern, die sich über das Cover ziehen. Auch die Schriftart für den Titel und den Namen der Autorin sind super gewählt und im Großen und Ganzen wird somit aus dem Cover wirklich ein echter Eyecatcher.

Aber nicht nur das Cover ist einfach nur toll, sondern auch der Inhalt. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mit meinen Worten dem Buch nicht gerecht werde (das Gefühl habe ich eigentlich bei jedem Buch, dass mich einfach nur von vorne bis hinten begeistern konnte). Es ist in meinen Augen einfach wieder ein wundervolles Buch, genauso wie es Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter auch waren. Es konnte mich von vorne bis hinten wieder einfach nur total begeistern.

Der Schreibstil war wie gewohnt leicht und locker und hätte ich nicht so wenig Zeit zum lesen gehabt, hätte ich es wohl innerhalb von zwei Tagen verschlungen. Die Charaktere mochte ich auch wirklich sehr, außer vielleicht Vanessa, diese mochte ich aber von Anfang an nicht wirklich und nachdem sie einen bestimmten Satz gesagt hatte, mochte ich sie noch weniger. Klar bei den Völkners werden eigentlich nur welche aufgenommen, die es bisher nicht so leicht im Leben hatten, das ist mir auch in Bezug auf Vanessa bewusst, aber richtig warm wurde ich mit ihr einfach nicht. Lars mochte ich dagegen von Anfang an, und auch wenn er nicht ganz so oft im Buch vorkam, habe ich ihn schnell in mein Herz geschlossen. Aber nicht nur ihn habe ich schnell ins Herz geschlossen, sondern auch Klaas, Anke, Dr. Flick aber natürlich auch Collin, auch wenn letzterer anfangs sehr unnahbar war. Ich mochte die ganze Herzlichkeit von Anke und Klaas sehr gerne und ich kann verstehen, warum man sich bei ihnen wohlfühlen muss, auch wenn es bei Jana einige Zeit gedauert hat, bei ihrer Vergangenheit ist dies auch mehr als verständlich. Aber auch Dr. Flick hat es mir ganz schön angetan, sie ist fast wie eine beste Freundin und immer für ihre Patienten da, auch außerhalb der Gesprächszeiten, was ich wirklich sehr an ihr schätze. Zu Collin muss ich denke ich mal nicht viel sagen, er ist einfach total süß, auch wenn er anfangs sehr verschlossen war und auch Jana mehrere Versuche starten musste, bis er sich ihr ein bisschen öffnen konnte. Es gibt allerdings in diesem Buch noch einen Charakter, den ich nicht wirklich mochte und zwar Tom. Ich denke jeder, der dieses Buch gelesen hat, wird mich in der Hinsicht verstehen können. Zum Ende hin wurde es mit ihm zwar ein wenig besser, aber gänzlich warm werden konnte ich mit ihm nicht so richtig. Trotzdem waren die Charaktere allesamt sehr gut herausgearbeitet.

Besonders gefallen hat mir an diesem Buch aber auch, dass es sich auch mit schwierigeren Themen auseinandersetzt und ich konnte mich zwischenzeitlich sehr gut mit Jana identifizieren. Generell waren die Themen super in das Buch mit eingearbeitet und ich hatte während des Lesens auch nicht das Gefühl, dass es bei den Haaren herbeigezogen wurde. Unwahrscheinlich gut haben mir auch die Therapiestunden bei Dr.Flick gefallen, denn dort lernte man nicht nur Jana besser kennen, sondern auch Dr.Flick selbst.

An dieser Stelle weiß ich gar nicht mehr so recht, was ich schreiben soll, außer dass das Ende auch sehr passend gewählt wurde und es einfach nur wunderschön war. Besonders der Schlusssatz hat mir wirklich sehr gefallen, denn es steckt so viel Wahrheit in ihm und passt einfach perfekt ans Ende des Buches. Ich hatte am Ende sogar Tränen in den Augen, weil es eben so schön war und wollte das Buch einfach gleich noch einmal lesen, um mich wieder in seinen Bann ziehen zu lassen.

Am Ende dieser Rezension kann ich nur eine klare Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen, denn es konnte mich genauso begeistern und in seinen Bann ziehen wie Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter und ich freue mich jetzt schon sehr auf einen neuen Roman der Autorin und kann jetzt schon sagen, dass dieser dann sofort bei mir einziehen wird.

Fazit:
Ein schöner Roman, welcher sich auch mit schwierigeren Themen auseinandersetzt. Nachdem mich Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter schon begeistern konnten, hat es Nachblumen schon wieder geschafft. Von mir gibt es für dieses Buch eine klare Leseempfehlung! Das Buch erhält von mir 5/5 Sternen.

Veröffentlicht am 01.09.2017

Die etwas andere Liebesgeschichte

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Zur Geschichte

Jana hatte keine schöne Kindheit und ist stark davon gezeichnet, sowohl seelisch als auch körperlich. Aus diesem Grund lässt sie niemanden an sich heran und ist sehr schüchtern. Als sie ...

Zur Geschichte

Jana hatte keine schöne Kindheit und ist stark davon gezeichnet, sowohl seelisch als auch körperlich. Aus diesem Grund lässt sie niemanden an sich heran und ist sehr schüchtern. Als sie bei einem Bewerbungsgespräch, den sympathischen Herrn Völkner kennen lernt und er ihr einen Ausbildungsplatz anbietet, ist sie hin und her gerissen. Einerseits hat sie so eine Chance gesucht, andererseits müsste sie in Sylt ganz von vorne beginnen. Doch ihr Therapeut findet, dass ein Neuanfang für sie gut ist und daraufhin beschließt sie es, mit klopfendem Herzen zu versuchen.

In Sylt angekommen, lernt sie ihre neue Therapeutin Dr. Flick kennen und merkt sofort, dass diese anders ist, als alle anderen Therapeuten die sie bisher hatte. Sie bringt Jana in ihr neues Zuhause für die nächsten 3 Jahre. Die Familie Völkner hat ein Wohnprojekt ins Leben gerufen, die Jugendlichen eine Chance bieten, eine Ausbildung und ein familiäres Umfeld zu bekommen, dass sie sonst nicht hätten. Bisher sind 4 andere Jugendliche in dieser Wohngruppe und sie kann es immer noch nicht glauben, dass sie ab jetzt dazu gehören wird.

Ihr fällt es nicht leicht, sich zu integrieren und deshalb verbringt sie viel Zeit in ihrem Zimmer. Die Schule und der neue Lernstoff überfordern sie und auch die Nettigkeit der Familie Völkner, ist noch nicht durch ihre Selbstzweifel durchgedrungen. Doch bald beginnt ihre Therapie anzuschlagen und auch Collin, ihr Zimmernachbar, taut in ihrer Gegenwart ein bisschen auf. Sie fragt sich was mit ihm geschehen ist und warum er sich von anderen Menschen abschirmt.

Nachtblumen
Zu zart und zerbrechlich für das grelle Sonnenlicht
Immer umgeben von einer ganz eigenen, traurigen Melodie
Sie sind die bezauberndsten Blumen von allen
Doch sie blühen, wenn alles schläft
Und niemand kann sie jemals sehen
S. 233

Meine Meinung

Das Cover von „Nachtblumen“ hat mir total gefallen, es ist in schlichten weiß mit blauen Blumen und die Schrift ist hervorgehoben. Wenn ich es nicht über eine Leserunde bekommen hätte, hätte ich es mir früher oder später sowieso gekauft.

Carina Bartsch hat mit „Nachtblumen“ einen wirklich schönen, aber auch etwas ruhigeren Roman gezaubert, den ich nicht aus der Hand legen konnte. Am Besten hat mir die sympathische und etwas zerstreute Dr. Flick gefallen. Sie war so herzlich und einfühlsam, dass ich mich auch sehr gerne mit ihr unterhalten und Kuchen essen gegangen wäre. Ihre Liebe für Süßigkeiten kann wohl jeder sehr gut nachempfinden. In Jana konnte ich mich auch sehr gut rein versetzen, sie hat was sie erlebt hat, sehr aus der Bahn geworfen und in eine neue Situation zu kommen ist nicht leicht. Genauso anderen Menschen zu vertrauen, wenn man mit sich selbst hadert ist schwer. Herrn und Frau Völkner würde ich sehr gerne kennen lernen, sie sind wirklich sehr liebenswert und so ein tolles Projekt ins Leben zu rufen, nach so einen harten Schicksalsschlag, ist sehr bewundernswert.

Ich finde „Nachtblumen“ ist ein sehr schönes Buch, dass einige Schicksalsschläge bereit hält. Eine etwas andere Liebesgeschichte, zwischen zwei Menschen, deren Leben nicht ganz so optimal gelaufen ist. Aber trotz alle dem, sehr viel Spaß gemacht hat zu lesen, mit sehr sympathischen Charakteren. Wer jugendliche Romantik und liebevolle Charaktere mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Vielleicht ist es manchmal gut, dass man nicht weiß, wie etwas ausgeht, weil es sonst niemals bunt werden könnte.
S. 21

Veröffentlicht am 20.08.2017

Wie wird man ... stärker?

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Worum geht es?

Überfordert und von der Vergangenheit gezeichnet muss Jana von jetzt auf gleich ein neues Leben auf Sylt beginnen. Sie ist nun Teil eines Wohnprojekts, das es sich zum Ziel gemacht hat, ...

Worum geht es?

Überfordert und von der Vergangenheit gezeichnet muss Jana von jetzt auf gleich ein neues Leben auf Sylt beginnen. Sie ist nun Teil eines Wohnprojekts, das es sich zum Ziel gemacht hat, jungen Menschen mit problematischem Hintergrund eine Perspektive zu geben. Wie erschlagen ist sie von den vielen neuen Eindrücken - der Arbeitsstelle, dem schweren Schulstoff und selbstverständlich den vielen neuen Menschen. Sie trifft auf das liebenswürdige Ehepaar Völkner, das dieses Wohnprojekt ins Leben gerufen hat, die zickige Vanessa, die es ihr schon zu Beginn schwermacht, den freundlichen Lars, der Stimmungsschwankungen unterliegt, die herzliche Dr. Flick, die völlig anders ist, als Janas es von Therapeuten gewohnt ist, und den verschlossenen Collin, mit dem sie sich ein Bad teilt, der gerne friert und dessen ruhige Art sie seine Nähe suchen lässt. Bald hat Jana nicht nur mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen, sondern mit der Zeit fragt sie sich auch, was Collin zu dem Menschen gemacht hat, der er ist.

Meine Meinung

»Vielleicht ist es manchmal gut, dass man nicht weiß, wie etwas ausgeht, weil es sonst niemals bunt werden könnte.« (S. 21)

Ich habe in diesem Jahr schon viele gute Bücher gelesen und mit Nachtblumen ist ein weiteres dazugekommen. Carina Bartschs erste Romane, Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter, habe ich vor etwa zwei Jahren verschlungen und stießen bei mir - wie bei vielen anderen auch – auf Begeisterung, weshalb ich auf Nachtblumen regelrecht hinfieberte. Und ich wurde nicht enttäuscht, dafür aber überrascht.

Nachtblumen ist von Grund auf anders als Bartschs andere Romane. Man hat es hier nicht mit einem lockerleichten Liebesroman mit witzigen Schlagabtäuschen und gelöster Atmosphäre zu tun, sondern mit einem bewegenden Roman zu einem ernsten Thema, auf dem stets eine gewisse Schwere und bedrückende Stimmung liegt. Die Bücher könnten somit gar nicht unterschiedlicher sein.

»Die unvergesslichsten Momente im Leben sind immer jene, in denen man sich selbst überrascht.« (S. 157)

Was sie gemeinsam haben, ist Bartschs wunderbarer Schreibstil. Sie beschreibt Umgebung und Figuren so malerisch, dass man sie sich vorstellen kann und nicht das Bedürfnis hat, diese beschreibenden Passagen, die ja oft zäh sein können, zu überfliegen. Sie baut Umschreibungen von Dingen ein, die Jana betrachtet, wenn sie nachdenklich aus dem Fenster ihrer Therapeutin sieht, und die ihre grüblerische Stimmung untermalen, aufwühlende Schilderungen von albtraumhaften Erinnerungen aus Janas Vergangenheit sowie Beschreibungen von Collins faszinierenden Zeichnungen, die man sich als Leser vor Augen rufen kann, als würde man sie tatsächlich betrachten. Bei alldem geht Bartsch mit Feinfühligkeit und Geduld vor, die für den Ernst des Themas angemessen sind und die Entwicklung der Protagonistin glaubwürdig gestalten. Janas Gefühle werden glaubhaft, nachvollziehbar und ehrlich an den Leser herangetragen, sodass man sich in sie hineinversetzen und mit ihr leiden, lachen und fühlen kann.

Wer eine turbulente, handlungsreiche Geschichte erwartet, wird schnell enttäuscht, denn das Tempo des Buches ist ruhiger und der Fokus stark auf die Gefühlswelt der Protagonistin gelegt. Ich kann verstehen, dass das nicht jedem gefällt, aber mir erschien dieser Umstand zu keiner Sekunde langweilig, denn die nötige Spannung wird dadurch eingebunden, dass man nicht von Anfang an und auch relativ lange danach nicht weiß, was Jana, Collin und die anderen Figuren an Ballast mit sich herumtragen. Man möchte unbedingt herausfinden, welche einschlagenden Erlebnisse sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie sind. Vor allem bei Collin, dessen Art schon zu Beginn Rätsel aufwirft, war dieser Wunsch stark ausgeprägt, aber auch Janas Geschichte ist unglaublich interessant, überzeugend und bewegend dargelegt.
Um falschen Erwartungen schon mal gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Über alle anderen Charaktere erfährt man leider nur sehr wenig, obgleich das Interesse des Lesers durch Andeutungen geweckt wird. Hier haben mir leider Hintergrundgeschichten zu den Randfiguren gefehlt, die mit Sicherheit auch interessant gewesen wären.

»Vielleicht war das die wahre Kunst im Leben. Niemals das Gute an sich in Frage zu stellen, sondern lediglich bei der Wahl der Personen, denen man es zuteil werden lässt, besser aufzupassen.« (S. 248)

Wegen der fehlenden Dynamik der Handlung sind es die Charaktere, die die Geschichte tragen. Jana und Collin sind jedoch so interessant gestaltet, das sie dies mit Bravur tun.
Anders, als es beispielsweise bei Kirschroter Sommer der Fall ist, hat man es bei Jana nicht mit einer starken, jungen Frau zu tun, die stets einen schlagfertigen Spruch auf den Lippen trägt und ihrem männlichen Gegenpart ständig Kontra gibt. Bei ihrer Vorgeschichte wäre das überhaupt nicht realistisch. Sie hat nachvollziehbare Gründe dafür, warum sie unsicher, schüchtern und verschlossen ist. Sie schläft unter dem Bett, trägt nur langärmelige Kleidung und trifft zum Anfang des Buches ihre neue Therapeutin, womit sich dem Leser gleich die ersten Fragen zu ihrer Vorgeschichte aufdrängen. Anfangs wirkte sie auf mich viel jünger als neunzehn, was sich mit dem Voranschreiten der Seitenzahl jedoch merklich besserte. Ihre unsichere Art zieht sich jedoch lange durch das Buch, was die Authentizität des Erzählten unterstreicht: Es wird keine unrealistische Charakterentwicklung der Hauptfigur gezeichnet, die schnell ihre Schüchternheit überwindet und zu einer schlagfertigen Frau mutiert, sondern Jana entwickelt sich in kleinen, realistischen Schritten zu einer stärkeren Persönlichkeit. Jedes Mal, wenn sie sich zu etwas Neuem überwand, stieg meine Sympathie für sie.

Collin ist ebenfalls völlig anders als typische männliche Protagonisten in Liebesromanen. Er ist nicht schüchtern, aber distanziert und zurückgezogen, lieber mit sich allein als mit anderen Menschen und reagiert auf Versuche anderer, eine Unterhaltung mit ihm zu beginnen, meist wortkarg. Er begegnet vielem sehr gleichgültig und konzentriert sich lieber auf seine Zeichnungen. Ist er am Anfang wirklich schwer zu knacken, so gelingt es Jana nach und nach ihn ein wenig aufzutauen. Hauptsächlich Collin ist es, der Spannung in die Geschichte bringt, denn vor allem sein Geheimnis ist es, das es aufzudecken gilt und einem immer wieder Rätsel aufwirft. Er war mir trotz oder gerade wegen seiner schwer einzuschätzenden Art der liebste und interessanteste Charakter in dem Buch.

»Das war das Schlimme am Verliebtsein. Obwohl man wusste, dass man gleich wieder in genau jenen Scherben stehen würde, trat man trotzdem hinein.« (S. 467)

Die Unterhaltungen, die Jana und Collin schließlich miteinander führen, sind stets berührend, tiefschürfend und intensiv, und auch als Leser kann man so seine Lehren aus ihnen ziehen. Die Figuren wählen ihre Worte klug und bedacht, sodass ich immer wieder überrascht war, was für einfühlsame Worte die Autorin für ihre Figuren und deren Probleme findet. Sie treffen direkt ins Herz und lösten bei mir nicht selten Gänsehaut aus. In eben diesen Momenten baut sich langsam die Liebesgeschichte auf, die sich ebenfalls von anderen abhebt und erwartungsgemäß nicht frei von Problemen ist. Jana versucht Collins Mauern einzureißen, hat dabei (und mit ihrer eigenen Vergangenheit) ordentlich zu kämpfen und wächst daran. Das Annähern der beiden finde ich nachvollziehbar – weder zu schnell noch zu langsam – und die weitere Entwicklung hat mir stellenweise ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, mich aber auch bedrückt und aufgewühlt.

Auch viele der Nebencharaktere, über deren Vorgeschichte man leider nur Bruchstücke erfährt, sind an dieser Stelle noch erwähnenswert. Lars, die Völkners und Dr. Flick sind neben Collin Charaktere, die eine wichtige Rolle in Janas Entwicklung einnehmen und bei denen man gar nicht anders kann, als sie ebenfalls sympathisch zu finden. Mir hat es gut gefallen, dass sich in dem Buch nicht alles nur um Jana und Collin gedreht hat, sondern auch viele andere Figuren und ihre Beziehung zu Jana eine wichtige Rolle darin gespielt haben. Dr. Flick ist ein Charakter, den ich ganz besonders hervorheben möchte, denn sie ist wirklich etwas Besonderes. Mit ihrer herzlichen und lockeren Art war sie eine ganz wichtige Bezugsperson für Jana, vielmehr beste Freundin als wirkliche Therapeutin. Die Momente mit ihr haben mir viel Spaß gemacht und immer ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

»Einen Fehler zu begehen dauerte nur wenige Sekunden – um ihn zu bereuen, hatte man den Rest seines Lebens Zeit.« (S. 475)

Mitunter mischen sich Zeitsprünge, die dazu beitragen, dass das Buch einen enormen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren umfasst. Diese sind stellenweise ein wenig störend, da man das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben, aber für die Geschichte gewissermaßen notwendig, um die Charakterentwicklungen glaubwürdig und für die Vorgeschichten angemessen darzustellen. Obgleich das Buch viele Seiten umfasst, habe ich leider das Gefühl, dass viele Fragen offen bleiben, die ich gerne beantwortet gewusst hätte. Dies soll an dieser Stelle jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt sein, denn alles in allem hat mich das Buch sehr begeistert und berührt.

Fazit

Dieses Buch ist für mich definitiv ein Lesehighlight. Ich habe gelacht, gelitten, hatte Gänsehaut, war bedrückt, erschüttert und bewegt. Wer in einen Liebesroman eintauchen möchte, in der die Charakterentwicklung und Gefühlswelt ganz oben steht und in der einem die Frage „Wie wird man stärker?“ authentisch beantwortet wird, der ist hier definitiv richtig und sollte diesem völlig anderen Werk von Carina Bartsch eine Chance geben! Von mir gibt es trotz kleiner Kritikpunkte die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Jana und Collin

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Ich bin ein großer Fan der Bücher von Carina Bartsch, "kirschroter Sommer" und "türkisgrüner Winter" mit der Geschichte von Emely und Elyas gehören zu den ganz wenigen Büchern, die ich immer wieder hervorhole, ...

Ich bin ein großer Fan der Bücher von Carina Bartsch, "kirschroter Sommer" und "türkisgrüner Winter" mit der Geschichte von Emely und Elyas gehören zu den ganz wenigen Büchern, die ich immer wieder hervorhole, bei denen ich einzelne Szenen nachlese und querlese, schmunzle, wieder eintauche in die Geschichte und sie einfach jedes Mal wieder liebe.

Umso mehr hat es mich gefreut, als ich nun das neueste Werk "Nachtblumen" über den Verlag als Leseexemplar für die Blogrunde zur Verfügung gestellt bekommen habe, vielen Dank auch auf diesem Weg dafür!

Ich muss gestehen, ich habe mich gescheut, mit dem Lesen zu beginnen – kennt ihr das? Man freut sich total aufs Lesen und möchte nicht beginnen, denn wenn man mal begonnen hat, ist man bald fertig und dann gibt es nix mehr zu freuen ? So ging es mir mit diesem Buch – ich hab's ehrlich gesagt ein wenig vor mir hergeschoben, hatte Angst, dass es mir nicht so gut gefallen würde wie die Geschichte von Emely und Elyas – aber einmal begonnen, lösten sich meine Bedenken in Luft auf – denn "Nachtblumen" hat mich ebenso gefesselt.

Die Geschichte wird aus Janas Sicht erzählt. Sie hatte es bisher nicht einfach in ihrem Leben, beginnt nun eine Lehre als Bauzeichnerin auf Sylt und wohnt dort in einem privat geführten Wohnheim gemeinsam mit noch vier anderen Jugendlichen. Alle von ihnen haben – ebenso wie Jana – ihre Päckchen aus der Vergangenheit mitgebracht, und versuchen nun, ihr Leben mit dem Lehrberuf in Griff zu bekommen.

"Vielleicht ist es manchmal gut, dass man nicht weiß, wie etwas ausgeht, weil es sonst niemals bunt werden könnte." (Seite 21)

Die Autorin hat einen ganz wunderbar fesselnden Schreibstil, und durch die Schilderung der Gedanken, Gefühle und Unsicherheit von Jana stiegen mir bereits auf den ersten Seiten die Tränen in den Augen, ich habe mit ihr mitgefühlt, konnte gut nachvollziehen, wie es ihr geht, als sie in eine ihr fremde neue Welt eintritt, da hilft alle Freundlichkeit und Unterstützung ihrer neuen Unterkunftgeber nicht.

Im Laufe der Geschichte entwickelt sich Jana weiter, und ich habe mich sehr darüber gefreut zu sehen, wie sie erwachsener wird, sich mehr zutraut und Vertrauen zu anderen fasst - es gibt viele kleine Situationen, die zeigen, wie sich Jana langsam heimischer fühlt, so behutsam geschildert, dass man gar nicht anders kann als mit ihr mitzuleben.

"Manche Worte fliegen an einem vorbei wie Möwen am Meer, manche treffen einen bis ins Mark." (Seite 158)

Obwohl aus Janas Sicht erzählt wird, konnte ich mich auch sehr gut in die anderen Charaktere einfühlen, insbesonders auch den von Collin. Es dauert zwar länger, bis man hinter seine Mauern blicken kann, aber spätestens dann muss man ihn einfach mögen.

"Es kam mir vor, als wäre Liebe ein ganz schmaler Grat. Ein Schritt nach links, und man war so glücklich, dass man es kaum ertragen konnte. Ein Schritt nach rechts, und man stand barfuß in den Scherben." (Seite 461)

Im Laufe der Handlung erfährt man, warum Jana, Collin und die anderen auf Sylt gelandet sind, jeder einzelne Grund dafür ist schlimm und man kann sich nicht vorstellen, was diese jungen Leute in ihrem Leben bereits mitmachen mussten.

"Aus etwas Negativem wuchs etwas Positives, als hätte das Gute das Schlechte als Nährboden gebraucht, um überhaupt entstehen zu können." (Seite 282)

Ich bin in das Buch hineingekippt und versunken, habe es in einem Rutsch gelesen und konnte gar nicht mehr aufhören. Und wenn man damit fertig ist, versteht man auch das wunderschöne, zauberhafte Cover, das perfekt zur Geschichte passt.

"Menschen sind wie Bücher. Außen steht der Klappentext für den groben Überblick, und wenn man sie öffnet und hineinschaut, kann man sie gänzlich lesen." (Seite 409)

Fazit: Dieses Buch ist ganz anders als die Geschichte von Emely und Elyas – dessen sollte man sich bewusst sein, sonst ist man vielleicht enttäuscht. Die Handlung geht viel tiefer und unter die Haut, sie lässt den Leser die Luft anhalten, mitfiebern, trauern, lachen, weinen, schmunzeln und sich ärgern, sie bleibt auch lange nach dem Zuklappen des Buches im Kopf - und genau das ist es, was ein wirklich gutes Buch ausmacht.

Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern erzählt auch davon, das eigene Ich zu finden, zu vertrauen, sich dem Leben zu stellen.

Carina Bartsch versteht es hervorragend, mit bildhafter und einfühlsamer Sprache ihre Charaktere dem Leser näher zu bringen und sie lebendig zu machen, sodass sie Freunde des Lesers werden; die Örtlichkeiten so zu schildern, dass man den Wind fühlen, den Sand spüren, das Meer riechen und schmecken kann.

Ich vergebe eine klare Lese- und Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Einfühlsamer und nachdenklicher Roman

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Jana ist neunzehn. Ihre letzten Jahre verbrachte sie im Heim und in mehreren Wohngemeinschaften. Nun soll sie in eine neue Wohngemeinschaft auf Sylt ziehen und dort auch eine Ausbildung zur Bauzeichnerin ...


Jana ist neunzehn. Ihre letzten Jahre verbrachte sie im Heim und in mehreren Wohngemeinschaften. Nun soll sie in eine neue Wohngemeinschaft auf Sylt ziehen und dort auch eine Ausbildung zur Bauzeichnerin beginnen. In dieser Wohngemeinschaft wohnen neben den Eheleuten Völkner noch vier weitere Jugendliche. Jana ist eine sehr sensible und schüchterne Persönlichkeit. Wird sie sich einleben können? Der Leser kann sie auf ihrem Weg durch ihre ersten Jahre begleiten.

Dieser Roman wirkt sehr authentisch. Der Schreibstil ist sehr einfühlsam und emotional. Teilweise auch nachdenklich und regt auch den Leser zum Nachdenken an. Die Geschichte wird aus Janas Perspektive erzählt. So stehen meist auch Janas Gefühle und Gedanken im Vordergrund. Eine richtig aktive Handlung sucht man vergebens. Es passieren nur alltägliche Dinge. Aber dennoch wird es nicht langweilig! Es geht in diesem Roman nicht um eine actionlastige Handlung, sondern um die Entwicklung der einzelnen Personen. Dem Leser wird ermöglicht dabei zuzusehen, wie aus der schüchternen und zurückgezogenen Jana ein offenerer Mensch wird, der seine Selbstzweifel bei Seite legen kann oder zumindest in den Hintergrund drängt.
Die Charaktere sind in diesem Roman sehr gut beschrieben und ausgearbeitet. Und erhalten Tiefe. Was sicher daran liegt, dass hier die Personen und nicht die Handlung im Vordergrund stehen. Jana ist der Hauptcharakter. Der Leser verfolgt alles aus ihrer Sicht mit. Sie kommt als sozusagen „Häufchen Elend“ nach Sylt und muss dort mit wildfremden Menschen klar kommen. Es fiel mir leicht mich in Jana hineinzuversetzen. Stück für Stück erfährt der Leser mehr über Janas Vergangenheit (durch Gespräche mit ihrer Therapeutin oder mit Collin) und beginnt so ihr Handeln und ihre Gefühle zu verstehen. Sie war mit sehr sympathisch und ich habe sie, wie fast alle Charaktere, in mein Herz geschlossen. Ein Fels in der Brandung ist für Jana sicherlich Collin. Einer ihrer Mitbewohner. Auch ihn lernt der Leser im Laufe der Geschichte immer mehr kennen und lieben. Collin ist gern allein. Jana möchte zwar auch gern allein sein. Allerdings aus anderen Gründen. Bei ihr ist es eher die Angst vor Nähe und anderen Menschen, vor allem vor Berührungen. Sie könnten Janas Narben sehen. Bei Collin ist es hingegen eher der Wunsch mit sich allein zu sein. Möchte er Kontakt geht er auf Menschen zu. Allerdings bestimmt er das Maß der Nähe. Werden Jana und Collin ihr Maß an Nähe finden? Ein weiterer sehr sympathischer Charakter ist Janas Therapeutin Thea Flick. Sie ist auf der einen Seite kompetent und professionell und auf der anderen Seite chaotisch, tollpatschig - zum Beispiel fällt ihr während der Therapiesitzung mehrmals der Stift aus der Hand. Aber sie ist auch sehr herzlich, liebenswürdig und sehr nah. Sie wirkt eher wie eine Freundin, als wie eine Therapeutin. Mit so einer Therapeutin kann man sich glücklich schätzen. Eine weitere wichtige Rolle nimmt das Ehepaar Völkner ein. Klaas und Anke Völkner geben Jugendlichen eine Chance, die anderswo wahrscheinlich keine bekommen würden. Sie bieten ihnen eine sehr günstige Unterkunft, einen Ausbildungsplatz in ihrem Architekturbüro und sehr viel Liebe und Geborgenheit. Mir waren die beiden von Anfang an sehr sympathisch und ich habe sie in mein Herz geschlossen. Ich würde mir wünschen, dass es sie auch in echt geben würde. Vielleicht tut es das ja? Mir hat an den Charakteren gefallen, dass sie sehr authentisch sind und man eine Entwicklung an ihnen (zumindest den Jugendlichen) erkennen kann.

Mir hat dieser Roman sehr gefallen. Auch wenn er sehr gefühlslastig ist war es zu keiner Zeit langweilig. Ich habe mich nicht nur emotional berührt, sondern auch unterhalten gefühlt, da der Witz auch nicht zu kurz kommt. Deshalb vergebe ich gerne volle fünf von fünf Sternen. Das Fazit für diesen Roman ziehe ich mit dem letzten Satz des Buches: „Es ist nie zu spät, um von vorne zu beginnen.“