Lebendig und sinnlich
Im Jahr 1843 ist John Ferguson ein presbyterianischer Pfarrer in Schottland. Doch er kehrt seiner Kirche den Rücken, schließt sich der Freien Kirche an und verzichtet damit auf alle Bezüge und Sicherheiten. ...
Im Jahr 1843 ist John Ferguson ein presbyterianischer Pfarrer in Schottland. Doch er kehrt seiner Kirche den Rücken, schließt sich der Freien Kirche an und verzichtet damit auf alle Bezüge und Sicherheiten. Seine Frau Mary unterstützt ihn in seinem Wunsch einer unabhängigen Glaubensgemeinschaft. Aus Verzweiflung lässt John seinen Cousin wissen, dass er nun brotlos ist. Der informiert den Großgrundbesitzer Henry Lowrie, der John sofort anstellt. Er schickt John auf eine der Shetlandinsel um den letzten Bewohner zu überreden das Land zu verlassen, das künftig einzig für die Schafzucht genutzt werden soll.
Der letzte gälische Ureinwohner dieses Highlands, Ivar hat mittlerweile seine ganze Familie verloren. Seine Brüder sind beim Fischen ertrunken, Mutter und Frau sind mit den wenigen anderen Insulanern auf ein Schiff nach Aberdeen gestiegen. Er hatte Probleme die Pacht zu entrichten und im letzten Jahr ging gar nichts mehr, weil Ivar durch eine Krankheit jede Kraft verloren hatte und das beschwerliche Sammeln der Vogelfedern aus den Felswänden nicht mehr verrichten konnte.
Als John auf die Insel kommt ist er grün vor Übelkeit. Das alte Häuschen des ehemaligen Gutsverwalters, das Lowrie ihm überlassen hatte war völlig heruntergekommen. John zog die nassen Kleider aus und versuchte ein Feuer zu entfachen, doch der Torf war feucht. Er wollte die Sonne nutzen, legte seine Kleidung ins Licht und ging, nur in Schuhen mit seiner Tasche ein Stück an den Felsen entlang. Als er nach Tagen wieder erwachte, fand er sich bewegungsunfähig in Ivars Hütte wieder. John lag in einem Bett, Ivar saß in einem Sessel, nahe der Feuerstelle und beobachtete John.
Fazit: Carys Davies hat eine Geschichte erzählt, die auf historischen Gegebenheiten beruht. Sie schreibt über die Zeit der Kirchenspaltung, die etliche Pfarrer, die sich nicht mehr durch Adel und Großgrundbesitzer bestimmen lassen wollten, in die Armut trieb. Zugleich wurden die gälische Urbevölkerung enteignet und vertrieben, um die Weideflächen für die Schafzucht nutzbar zu machen. Die Autorin hat die beiden Protagonisten interessant und gekonnt miteinander verwebt. Während seiner Genesung lernt der Pfarrer Ivars Sprache, um ihm erklären zu können warum er da war. Sie nähern sich einander an. Ivar erkennt wie einsam er war, dass er glücklich ist, weil er wieder einen Menschen um sich hat und der Pfarrer bewundert die Güte in Ivars reinem Wesen, was ihm sein eigentliches Vorhaben wie eine Bürde aufs Herz legt. Die Geschichte zeigt so lebendig und sinnlich die schroffe Umgebung, das raue Klima und das harte Überleben, dass sie auch verfilmt werden könnte. So zumindest lief die Geschichte vor meinem inneren Auge ab, wie ein Film, der mich bestens unterhalten hat.