Magisterium 01: Es hätte zauberhaft und magisch werden können
Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zum Ende des Buches!
Magisterium hebt sich schon durch seine grandiose Optik zwischen den anderen Büchern hervor. Das Cover ist schlicht gestaltet mit dem kupferfarbenen ...
Achtung! Diese Rezension enthält Spoiler zum Ende des Buches!
Magisterium hebt sich schon durch seine grandiose Optik zwischen den anderen Büchern hervor. Das Cover ist schlicht gestaltet mit dem kupferfarbenen Buchschnitt und dem Schriftzug Magisterium, der gleichzeitig ein Ambigramm darstellt, d.h. man kann ich auch lesen, wenn man das Buch auf den Kopf stellt. Aber jetzt zum Inhalt: Schon vor dem Lesen habe ich gehört, dass Vielen die Ähnlichkeit mit dem wohl berühmtesten Zauberlehrling aufgefallen ist - und mir ging es genauso. Ich muss sagen, da haben die beiden Autorinnen schon recht viel abgekupfert: Angefangen bei dem Trio Aaron, Tamara und Callum - wobei unser Protagonist Call hier nicht die Rolle des Auserwählten einnimmt, sonder eher die von Ron - bis hin zur überraschenden Enthüllung am Ende, die mich am meisten verärgert hat. Wirklich überzeugen konnten Cassandra Clare und Holly Black mich mit ihrer Magierschule nicht.
Der große Unterschied zu besagtem berühmten Zauberlehrling besteht jedoch darin, dass Callum niemals ins Magisterium gehen und Magie erlernen wollte. Seit Kindesbeinen hat ihm seit Vater eingebläut, sich von den Magiern und von Magie fernzuhalten - hat Alistair Hunt beim Krieg gegen die Chaosmagier doch seine Frau verloren und seitdem der Magie abgeschworen. Inwieweit Callums lahmes Bein mit den Ereignissen von damals zusammenhängt, erfährt nur der Leser. Nach diesem Prolog, der mich sehr neugierig gemacht hat und auf ein spannendes und magisches Abenteuer hoffen ließ, wurde die Geschichte jedoch zäher.
Alles beginnt mit der Eisernen Prüfung, zu der zahlreiche Kinder unter dem Vorwand eingeladen wurden, an einem speziellen Aufnahmeverfahren für eine Eliteschule teilzunehmen, um sie in ihren Leidenschaften voranzubringen. Callums Klassenkameradin Kylie zum Beispiel glaubt zu einem Vorsprechen für eine Ballettschule zu gehen. In Wahrheit werden die Kinder jedoch auf ihre magische Begabung hin getestet. Calls Vater möchte aber unter keinen Umständen, dass sein Sohn ins Magisterium aufgenommen wird und hat ihm seit jeher eingebläut Angst vor den Magiern zu haben und um jeden Preis durch diese eine Prüfung zu fallen. Und Callum stellt sich wirklich mehr als dämlich an. Trotzdem wird er von einem der Lehrer, Master genannt, auserwählt. Soweit so gut. Die Eiserne Prüfung selbst war einfach gestaltet und testete drei grundlegende Fähigkeiten der zukünftigen Schüler: Intelligenz, körperliche Kraft und Willenstärke. Nach dem unnötig dramatischen Abgang von Callums Vater, der nebenbei noch seinen Sohn mit einem Messer attackiert, geht es jedoch rapide bergab.
Die Zauberschule Magisterium liegt unter der Erde, bestehend aus zahlreichen Höhlen, Gängen und Verzweigungen. Das Magische und Zauberhafte sucht man jedoch vergeblich, denn die "Schule" wirkt sehr kühl, düster und farblos. Es fehlen die mit Fackeln ausgeleuchteten Gänge, lachende Schülergruppen, die durch die Schule streifen, kuschelige Gemeinschaftsräume und einzigartige Räume, die es zu erkunden gibt. Auch von einem Schulalltag kann man nicht wirklich sprechen. Jeder Master unterrichtet seine Schüler und stellt ihnen selbst gewählte Aufgaben. Jedoch ging der Sinn des Unterrichts völlig verloren, sodass man auch kaum Einblicke in die eigentliche Magie erhält, die sich um das Beherrschen der Elemente dreht. Es hätte mich sehr gefreut, mehr darüber erfahren zu können und mitzuerleben, wie die Schüler an den gestellten Herausforderungen wachsen. Es ging um vieles in Magisterium, nur nicht um das Erlernen von Magie. Das seitenlange Sortieren von Sand war mehr als öde und bis auf die "Zwischenprüfung", in der das Trio zusammen mit den anderen Schülern gegen Elementarier kämpfen müssen, gab es vom Schulalltag kaum zu erleben. Um das Magisterium als Welt vor meinem Auge enstehen zu lassen, hat es mir entschieden an Beschreibungen und Abwechslung gefehlt.
Callum als Protagonist war mir sehr unsympathisch, nicht nur weil er durch sein lahmes Bein häufig am jammern war, dass er dieses und jenes nicht tun könnte, sondern auch durch sein gesamtes Auftreten als Einzelgänger und Anti-Held. An sich bin ich ein Fan von Anti-Helden, aber bei Callum wurde es eindeutig übertrieben. Auch seine beiden "besten Freunde" Aaron und Tamara bleiben sehr langweilig und farblos - stecken in ihren vorgezeichneten Rollen des Auserwählten und der Streberin fest. Das Konzept der Freundschaft des Trios ist zudem sehr seltsam aufgebaut. Zu Anfang können sich die drei nicht ausstehen, und dann wieder bemühen sich Tamara und Aaron Callum in ihre Freundschaft zu integrieren und ein paar Seiten weiter, nach der gefühlt zehnten Zickerei, sind sie auf einmal unzertrennlich und beste Freunde. Sehr verwirrend und seltsam. Auch andere Nebenfiguren wie Jasper und Celia bleiben viel zu sehr am Rand und es werden oft Konflikte und Entdeckungen viel zu sehr aufgebauscht, als das es noch spannend ist.
Der Schreibstil der beiden Autorinnen war überraschend einheitlich, jedoch auch kühl und distanziert. Darin sehe ich vor allem den Grund, dass die Charaktere und das Setting sehr darunter zu leiden haben. Besonders aufgefallen ist mir, dass es streckenweise so wirkte, als wären sich Cassandra Clare und Holly Black sich nicht einig gewesen, für welche Zielgruppe sie denn nun eigentlich schreiben wollten. Allen voran Callum, klangen die Charaktere nicht nach 12-jährigen Kindern, sondern wie rotzige, schlecht erzogene 15-jährige. Wie vieles an dieser Geschichte wirkte auch der Schreibstil unvollständig und nicht richtig durchdacht.
Zum Ende möchte ich noch kurz auf die Handlung zu sprechen kommen: Im Großen und Ganzen fehlte es der Handlung an einem roten Faden. Die Eiserne Prüfung war der Beginn eines großen Abenteuers für Callum, doch danach hangelt man sich von einem zusammenhanglosem Ereignis zum nächsten, ohne zu wissen, wohin die beiden Autorinnen eigentlich hinwollen, bis man an dem entscheidenden Punkt angekommen ist. Die große Wendung, die Überraschung, die Magisterium bereithält, war auch das, was mich am meisten verärgert hat, denn ein dreisteres Plagiat hat es in der Literatur wohl selten gegeben. Im Endeffekt nimmt der erste Band von Magisterium das Ende von Harry Potter vorweg, denn unser Protagonist Callum trägt - und das ist kein Scherz! - die Seele des Chaosmagiers in sich, der in der Magierwelt als der Feind des Todes bekannt ist. Wir erinnern uns: Als Lily ihr Leben gab, um Harry zu retten und Voldemort dabei selbst gestorben ist, klammerte sich seine Seele an das einzige Lebendige, dass er finden konnte - und zwar Harry? Ja, ich war und bin verärgert!
Fazit: Magisterium hat mich durch einen starken Prolog neugierig gemacht und mich auf eine spannendes Abenteuer voller Magie hoffen lassen, um mich dann auf ganzer Linie zu enttäuschen. Die Idee hinter der Geschichte, die Idee des Magisteriums hätte wirklich zauberhaft werden können, wenn die Autorinnen lieber etwas mehr Zeit in die Ausarbeitung ihrer Charaktere, den Aufbau von Spannung und eine dichte, logische Handlung sowie in die Beschreibungen der magischen Welt mit ihren unterirdischen Flüssen und Tunneln, dem Schulalltag und den Elementarier stecken sollen. So bleibt Magisterium insgesamt blass und farblos, da es wirklich an allem in dieser Geschichte hapert. Sehr schade um das verschenkte Potenzial, das sie doch hatte!
2 von 5 Sternen