Ist Selbstjustiz wirklich eine (gute) Lösung?
Was denkt ihr über die Themen Selbstjustiz und Zivilcourage?
In welchen Situationen sollte man einschreiten? Wann hält man sich raus und wartet auf die Polizei? Darf jemand dem Rechtssystem trotzen, ...
Was denkt ihr über die Themen Selbstjustiz und Zivilcourage?
In welchen Situationen sollte man einschreiten? Wann hält man sich raus und wartet auf die Polizei? Darf jemand dem Rechtssystem trotzen, um selbst für Gerechtigkeit zu sorgen?
Dieses Buch ist voller TRIGGER, daher geht (spätestens) während des Lesens achtsam mit euch um. Man wird mit sexuellem Missbrauch, Spiegelstrafen und psychischen Erkrankungen konfrontiert - verbunden mit sozial- und gesellschaftskritischen Aspekten. Nehmt meine WARNUNG daher bitte ernst!
Die beiden Kommissare Rubina Hiller und Simon Peick haben mit ihrem neuen Fall alle Hände voll zu tun. Ein Mädchen wird auf dem Weg nach Hause brutal vergewaltigt. Dass damit etwas anderes Grausames zum Leben erwuckt wurde, wird relativ schnell klar, doch dann ist es bereits zu spät. Und als LeserIn steckt man sofort mittendrin - in den dunklen Abgründen der menschlichen Seele. Einfach so: ready, steady, PENG!
Ich war oft hin- und hergerissen zwischen Entsetzen, Wut, Zweifeln und Mitgefühl. Dass ein Missbrauchsopfer die Schuld bei sich sucht, ist leider häufig die emotionale Reaktion auf solch ein traumatisches Erlebnis. Das Opfer fühlt Hilflosigkeit und Scham, zieht sich völlig zurück. Manchmal neigt es zu selbstverletzendem Verhalten, um sich wieder "zu spüren" oder in irgendeiner Form mitzuteilen. Ziemlich harter Tobak.
Dann lernen wir Emi kennen.
Zitat Seite 151: In Emi war die latente Wut zum Kochen gekommen. Wut auf die Angreifer. Wut auf die Weggucker. Wut auf die Wut.
Und so nimmt sich Emi jeden Vergewaltiger einzeln vor, verstümmelt ihn, erniedrigt ihn und sorgt für Gerechtigkeit. Einerseits konnte ich Emis Gedankengänge nachvollziehen, andererseits hat es mich genau deswegen erschreckt. Die Passagen aus Emis (Täter)Sicht hielten die Spannung hoch und machten kleinere Defizite wieder wett (jemand liegt z.B. auf dem Rücken und wird dann nochmal auf den Rücken gedreht).
Ich weiß nicht genau, was ich vom Ende halten soll. Meine Vermutung wurde bestätigt, aber hinzu kamen noch Puzzleteile, die mich etwas überfordert haben. Die vielleicht insg. zu konstruiert wirken. Weniger ist manchmal mehr.
Weil die Themen in diesem Thriller sehr wichtig sind und mir die Umsetzung größtenteils gefiel, empfehle ich ARTEMIS gerne weiter.