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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2024

einfach nur wow!

Minus 22 Grad
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Laura Gehler ist studiert Fotografie. Sie ist sportlich und hat ihre festen Rituale, wie zum Beispiel gegen Mitternacht und egal wie das Wetter ist mit ihrem Treckingrad bis an ihre Grenzen zu gehen. Doch ...

Laura Gehler ist studiert Fotografie. Sie ist sportlich und hat ihre festen Rituale, wie zum Beispiel gegen Mitternacht und egal wie das Wetter ist mit ihrem Treckingrad bis an ihre Grenzen zu gehen. Doch an diesem Abend wird sie von einem SUV abgedrängt, ausgeknockt und wacht erst in einem Käfig aus Plexiglas wieder auf.
So beginnt die Geschichte, die sich im Weiteren auf sehr unterschiedlichen Ebenen entwickelt, um zum Ende alle losen Fäden zu einem großen Ganzen werden zu lassen. Anfangs war ich sehr verwirrt, konnte keine Zusammenhänge erkennen und wollte doch unbedingt wissen, worin diese bestehen. Jede Person hatte ihr eignes kleines oder größeres Geheimnis, wies teilweise manische Züge auf. Der Autor hat mich faktisch an das Buch gefesselt. Danke dafür. So einen spannenden Thriller mit so verwirrenden Zusammenhängen wie unerwarteten Wendungen habe ich lange nicht gelesen. Gleichzeitig hat der Lesestoff dank der gelungenen Wortwahl von Quentin Peck bei der Beschreibung des schneetreibenden Wetters, der eisige Kälte und der einsamen Gegend mein Kopfkino anspringen lassen. Gänsehaut inbegriffen. Ohne Einschränkungen gibt es deshalb von mir eine 100%ige Leseempfehlung sowie 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 16.11.2024

traurige Geschichte

Ein Lied für den Feind
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Manfred und Samuel Scheller sind Brüder. Sie leben in Bad Berleburg im Sauerland und sind mit der Natur sehr verbunden. Und die gibt den beiden Brüdern auch immer wieder Unterschlupf, Schutz und Hoffnung. ...

Manfred und Samuel Scheller sind Brüder. Sie leben in Bad Berleburg im Sauerland und sind mit der Natur sehr verbunden. Und die gibt den beiden Brüdern auch immer wieder Unterschlupf, Schutz und Hoffnung. Denn zu Hause auf dem Bauernhof, wo der Vater sich weder um das Vieh, den Acker noch um seine Familie kümmert, sich immer mehr dem Alkohol ergibt, hält man es an seinen exzessiven Tagen nicht aus. Iris Muhl beschreibt es im Buch: Mit den Muskeln wuchs die Wut und mit zunehmenden Kräften der Widerspruch gegenüber dem Vater. Immer wieder flüchten die beiden an die versteckte Stelle am Fluss und verbringen die Nacht im Freien.
Manfred, alle nennen ihn Fred, hat ein Händchen für Tiere, ja manchmal kam er mir wie ein Tierflüsterer vor. Um seinen Traum, Tierarzt zu werden, umzusetzen, beginnt er ein Veterinär-Studium in Berlin. Es fällt ihm nicht leicht seinen jüngeren Bruder in der Nähe des gewalttätigen Vaters, gegen den die Mutter kaum etwas ausrichten kann, allein zurückzulassen. Das schlechte Gewissen plagt ihn. Doch mehr als zwei Semester bleiben Fred nicht. Dann bricht der erste Weltkrieg aus, er wird einberufen und an die Westfront geschickt. Sehr eindringlich beschreibt die Autorin, wie sehr Fred mit dem Grauen an der Front zu kämpfen hat. Denn dort wird er gezwungen entgegen seinem Glauben auf Menschen zu schießen. Die Soldaten müssen in eisiger Kälte und ohne ausreichende Versorgung und Schlafmöglichkeiten versuchen die Stellungen zu halten. Doch dann, an Weihnachten 1914 kann Fred erleben, wie über die Schützengräben hinweg ein Bild des Friedens und der Freude geschaffen wird. Deutsche und Engländer beschließen einige Stunden der Waffenruhe, wollen ihre gefallenen Kameraden begraben und begehen einige friedvolle, besinnliche Stunden gemeinsam. Das hat mich beim Lesen schon berührt und doch muss ich sagen, dass mir hier die Ausführungen zwischen den Kapiteln etwas abgehackt vorkamen. Ich glaube, wäre das fließender und eindringlicher beschrieben worden, wäre ich beim Lesen zerflossen. Insgesamt gebe ich 3,5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 12.11.2024

erschütterndes Mahnmal - lesenswert

Kaltes Krematorium
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Als Betroffener berichtet József Debreczeni eher wie ein Außenstehender von seiner Deportation aus Batschka ins Arbeitslager und zum Schluss ins Außenlager Dörnhau. In meinen Augen kommt hier sein Beruf ...

Als Betroffener berichtet József Debreczeni eher wie ein Außenstehender von seiner Deportation aus Batschka ins Arbeitslager und zum Schluss ins Außenlager Dörnhau. In meinen Augen kommt hier sein Beruf als Journalist zum Tragen. Alles von außen betrachten und akribisch beschreiben. Er bedient sich einer sehr bildhaften Sprache. So beschreibt er beispielsweise die hasserfüllten Blicke der Deutschen mit „dunklen Blicken abgeduscht“. Das ist nicht nur sehr eindringlich, das geht unter die Haut.
Jòzsef sieht sich nicht unbedingt im Mittelpunkt seiner Schilderung des Grauens, sondern als Beobachter und Berichterstatter. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass er überlebt hat. Denn Häftling ist nicht gleich Häftling. Die Machtstrukturen im Lager zu kennen, kann überlebenswichtig sein. Mit kleiner Macht ausgestattete Inhaftierte (Lagerälteste, Kapos) werden zu Gegnern, mitunter noch grausamer, unmenschlicher gegenüber ihren Leidgenossen als die Deutschen. Alles nur, um den eigenen Status zu sichern und eigene Vorteile daraus zu ziehen. Jeder gegen jeden, das ist im Lager das Motto. Keinem kannst du trauen. Jòzsef beobachtet sehr genau die Machtstrukturen, sind sie doch überlebenswichtig. Es hat mich regelrecht aufgewühlt, wie viele der Häftlinge mit welch krassen Mitteln vorgegangen sind. Mitunter härter als die eigentlichen Bewacher der SS.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Autor in diesen beiden letzten Kriegsmonaten kaum Menschen im Lager trifft, die ihre Menschlichkeit bewahrt haben. Der Titel des Buchs ist so treffend wie erschütternd. Dieses Buch kann man nicht hintereinander lesen. Ich musste mir Pausen gönnen, um das Grauen zu verarbeiten. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

trauriges, nachhallendes Schicksal

Das Kind mit den stummen Augen
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In Emden gibt es das Teehaus Drees bereits seit vielen Generationen. Zurzeit führen es Mutter Inga, Tante Martha und Ingas Tochter Theresa. Leider wenig erfolgreich. Es fehlt an neuer Kundschaft und darum ...

In Emden gibt es das Teehaus Drees bereits seit vielen Generationen. Zurzeit führen es Mutter Inga, Tante Martha und Ingas Tochter Theresa. Leider wenig erfolgreich. Es fehlt an neuer Kundschaft und darum hat Theresa nicht nur einen Onlineverkauf ins Leben gerufen, nun will sie auch noch durch einen Zeitungsartikel weitere Kundschaft auf sich aufmerksam machen. Eine Entscheidung hinter der die die beiden Schwestern Inga und Martha nicht stehen. Haben beide doch ein lang gehütetes Geheimnis.
Die Autorin mach es dem Leser leicht in die Geschichte der Familie Drees und deren Sorgen um den Teeladen einzusteigen. Recht schnell lernt man die einschneidenden Erlebnisse der beiden Schwestern aus der Kinderkurverschickung 1964 kennen. Die sind so gravierend für das weitere Leben der beiden damals 9 und 6jährigen Mädchen gewesen, dass sie bis heute nie darüber gesprochen haben. Inga, die Ältere der beiden, hat noch heute nachts Alpträume und Schuldgefühle. Martha hat sich dagegen einen Panzer zugelegt und lässt niemanden so richtig an sie heran. Nach Außen eloquent, ist sie im Inneren jedoch noch immer zutiefst verletzt. Die Schilderungen zu den Abläufen und Maßnahmen im Kinderkurheim waren für mich erschütternd. Ja, eigentlich kaum vorstellbar, hier jedoch so lebendig geschildert, dass man es einfach glauben musste.
Als Theresa wegen des Zeitungsartikels in alten Unterlagen auf Ungereimtheiten in alten Fotos stößt ist ihre Neugier geweckt und gemeinsam mit dem Journalisten Jonas van Bergen deckt sie nicht nur ein sehr dunkles Geheimnis in der Familiengeschichte der Drees, sondern auch der deutschen Geschichte, auf. Ihre Recherchen haben mich sehr kurzweilig unterhalten, haben aber auch Entsetzen bei mir ausgelöst. Ich fand es auch interessant zu lesen, dass erst 1998 jegliche Misshandlung in Schulen verboten wurde und von schwarzer Pädagogik hatte ich bisher noch nie gehört. Es ist ein Buch, das noch einige Zeit in mir nachgewirkt hat. Insgesamt gebe ich 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 08.11.2024

spannender Lesestoff

Bornholmer Geheimnis
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Sarah Pirohl, Verbindungsbeamtin des BKA in Dänemark, hat einen neuen Fall. Die Deutsche, Monica Seffgen, wird im Strandwald von Bornholm in Dänemark tot aufgefunden. Die Tote gibt einige Rätsel auf, passt ...

Sarah Pirohl, Verbindungsbeamtin des BKA in Dänemark, hat einen neuen Fall. Die Deutsche, Monica Seffgen, wird im Strandwald von Bornholm in Dänemark tot aufgefunden. Die Tote gibt einige Rätsel auf, passt doch ihr luxuriöser Lebensstil so gar nicht mit dem Einkommen einer Pflegerin zusammen. Schnell wird klar, dass sie sich an den Pflege- und Betreuungspersonen bereichert hat. Liegt darin das Motiv für den Mord? Nein, so einfach ist der Fall nicht. Die Verwicklungen sind viel weitreichender und brisanter.
Mit diesem Krimi ist Katharina Peters wieder einmal ein sehr spannender Krimi gelungen.
Sarah Pirohl ist nicht immer glücklich, dass bei den Ermittlungen zur Aufklärung dieses Mordfalls so viele andere Geheimdienste das Sagen haben, manchmal der Mordfall dadurch ins Hintertreffen gerät. Wie sehr Sarah das auf die Nerven geht, dass sie immer genau überlegen muss was sie bei möglichen Tatverdächtigen an Informationen bekannt gibt, spürt man beim Lesen. Macht das doch Sarahs Arbeit nicht unbedingt leichter. Sehr gelungen fand ich es, wie die Autorin den Leser die Zwischentöne bei Befragungen vermittelt. Wie Wissen aktiv zurückgehalten wird und die Gespräche in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt werden. Hervorheben möchte ich die Figur des Krolle. Dieser im Geheimen agierende Mann mit dem Gespür für Zwischentöne und der Härte gegenüber allem Unrecht, hat mir gefallen.
An manchen Stellen im Buch fand ich mich ganz schön gefordert, um hier den Überblick bei den vielen länder- und Geheimdienste übergreifenden Verwicklungen zu behalten. Insgesamt ist das aber ein spannender Krimi, dem ich 4 Lese-Sterne gebe.

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