Cover-Bild Medea. Stimmen
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10,00
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  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 223
  • Ersterscheinung: 18.08.2008
  • ISBN: 9783518460085
Christa Wolf

Medea. Stimmen

Roman

In ihrem Erfolgsroman erzählt Christa Wolf die Geschichte der Medea neu und entwirft das Porträt einer eigenwilligen, ungewöhnlichen Frau.

Als Frau des Argonauten Jason lebt Medea in Korinth, wohin sie ihm aus ihrer Heimat Kolchis gefolgt ist. Im königlichen Palast Korinths gerät sie in ein Spiel aus Verleumdungen, Intrigen und Lügen. Der Kampf um die Macht steht im Mittelpunkt, und Medea soll als Sündenbock geopfert werden. Die Medea der griechischen Tragödie, die Barbarin, Giftmischerin, die rachsüchtige Mörderin – hier wird diese Frauenfigur aus dem jahrtausendealten Mythos gelöst, das überkommene Bild revidiert.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2024

Perspektivwechsel

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Ein großartiges Buch, das die Grautöne in einer alten schwarz-weißen Sage aufdeckt und ganz neu interpretiert. Es bringt das Grausamste und gleichzeitig Natürlichste im Menschen zum Vorschein und zeigt, ...

Ein großartiges Buch, das die Grautöne in einer alten schwarz-weißen Sage aufdeckt und ganz neu interpretiert. Es bringt das Grausamste und gleichzeitig Natürlichste im Menschen zum Vorschein und zeigt, wie beeinflussbar wir alle sind. Der Schreibstil der Autorin ist unglaublich gut, er hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Jede "Stimme" hob sich ab, auf jeweils einzigartige, feinfühlige und facettenreiche Weise geschrieben. Ein Kapitel war hier stärker als das andere, große Empfehlung für alle, die sich näher mit Medea beschäftigen wollen.

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Veröffentlicht am 20.04.2020

Eine wirklich gelungene Adaption die zum nachdenken anregt

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Nachdenken anregt.

Die Figur der Medea wurde schon seit der Antike rezipiert. Sie ist somit auch eine der faszinierendsten Frauengestalten und hat ihre Faszination bis ins 20 Jahrhundert nicht verloren.

Christa ...

Nachdenken anregt.

Die Figur der Medea wurde schon seit der Antike rezipiert. Sie ist somit auch eine der faszinierendsten Frauengestalten und hat ihre Faszination bis ins 20 Jahrhundert nicht verloren.

Christa Wolf hat aus den verschiedenen Mythen um die Halbgöttin Medea eine wirklich spannende Adaption geschaffen. Sie hat wichtige Charakter Punkte aus den Mythen herausgearbeitet und auch neue Figuren eingebunden, welche die verschiedensten Wendungen und Einschübe unterstreichen.

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Veröffentlicht am 06.06.2017

Die Vorgeschichte des Mythos

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"Die Medea der griechischen Tragödie, die Barbarin, Giftmischerin, die rachsüchtige Mörderin." Das bescheibt den eigentlichen Mythos der "Medea". Man könnte noch "Kindsmörderin" und "Verräterin" hinzufügen, ...

"Die Medea der griechischen Tragödie, die Barbarin, Giftmischerin, die rachsüchtige Mörderin." Das bescheibt den eigentlichen Mythos der "Medea". Man könnte noch "Kindsmörderin" und "Verräterin" hinzufügen, die aus überschwänglicher und plötzlicher Liebe zu Jason handelt und dann bitter enttäuscht wird, ohne sich dabei das "Wilde" nehmen zu lassen. Eben eine dominante Frau, die es nicht unbedingt einfach hat. Aber, wie schon erwähnt, ist das der eigentliche Mythos.



"Medea. Stimmen" erzählt die Geschichte etwas anders. Denn Christa Wolf schreibt nicht direkt den Mythos, sondern versucht darzustellen, wie sich der Mythos entwickelt haben könnte.

Zum Titel selbst lässt sich sagen, dass "Medea." wohl der Teil ist, dem jedem zeigt, dass es um den Mythos geht. "Stimmen" wurde hinzugefügt, weil die Geschichte von 6 Stimmen erzählt wird. Nämlich aus den Sichten von

Medea: Kolcherin. Tochter des Königs Aietes und der Idya. Schwester der Chalkiope und des Absyrtos
Jason: Argonaut, Schiffsführer der "Argo"
Agameda: Kolcherin. Vormals Medeas Schülerin
Akamas: Korinther. Erster Astronom des Königs Kreon
Leukon: Korinther. Zweiter Astronom des Königs Kreon
Glauke: Korintherin. Tochter des Königs Kreon und der Merope

Zum Inhalt: Auch in dieser Fassung von "Medea" ist Medea mit Jason verheiratet und hat zwei Kinder. Mit ihrer Entdeckung der Knöchelchen der Tochter (Iphinoe) des Königs (Kreon) von Korinth in einem geheimen Raum des Schlosses und die damit zusammenhängende Geschichte, beginnen diejenigen, die davon wissen, sich gegen sie zu stellen. Denn der schon Jahre zurückliegende Mord der Königstocher wird in Korinth vertuscht. Hier heißt es, sie wäre über Nacht mit einem ansehnlichen Mann durchgebrannt und würde nun andernorts ein glückliches Leben führen. In Wirklichkeit wurde das Mädchen aber geopfert, um die Machtstellung des Königs zu sichern. Dabei war Medea doch extra mit Jason aus ihrer Heimat Kolchis geflohen, weil dort ihr jüngerer Bruder geopfert worden war, um die Stellung ihres Vaters zu sichern und sie mit diesem Umstand und ihren Schuldgefühlen nicht mehr dort leben konnte. Nun, da sie hier in Korinth eine ganz ähnliche (wenn auch geheime) Story in Erfahrung bringt, beginnt ihr Unglück. Dass sie eine sehr selbstbewusste Frau ist, kann ihr dabei auch nicht helfen - außer es besser zu ertragen. Sie wird dem Schloss verwiesen, Gerüchte um den Mord an ihrem eigenen Bruder machen die Runde und sie wird zum Sündenbock für alle schlimmen Ereignisse. Nur ein Gutes findet sich kurzfristig: Sie verliebt sich in einen Künstler.

Meiner Meinung nach ist dieser Roman eine gelungene Vorgeschichte des Mythos "Medea". Da ich auch die Fassungen des Mythos von Euripides und Grillparzer gelesen habe, ebenso wie eine etwas eigenwilligere Variante von Dea Loher, hatte ich bereits den Grundmythos im Kopf und wusste, was geschehen müsste. Mir hat sehr gefallen, dass diese Version ganz anders erzählt wird und doch in gewisser Weise am Mythos festhält. Hier wird deutlich, wie sehr die Historie durch Hörensagen und Weiterreichen verfälscht werden kann. Beispielsweise ist Medea in "Medea. Stimmen" einfach bewandert, was Heilmittel betrifft und schafft es, viele Leute erfolgreich zu behandeln. Da Medea aber der Sündenbock für alles wird, wird diese eigentlich gute Tatsache für die Korinther natürlich schlecht gemacht und sie wird (auch wegen eines weiteren gerüchtegeschwängerten Vorfalls gegen Ende) zur "Giftmischerin".
Mir persönlich gefällt zudem die Form eines Romans auch besser als die eines Dramas. Natürlich hat das nichts mit der Geschichte an sich zu tun, denn Dramen können schließlich auch sehr gut sein - aber dennoch ist das ebenfalls ein Pluspunkt für mich.

Von den mir bekannten für mich persönlich die beste "Medea"-Fassung.