Was ein kanadischer Winter und die Corona-Krise gemeinsam haben...
Tiefer Winter in der kanadischen Provinz.
Unaufhörlich fallender Schnee.
Stromausfall im ganzen Land.
Ein Dorf, das von der Außenwelt abgeschnitten wird.
Endzeitstimmung.
Ein schwerer Autounfall.
Eine ...
Tiefer Winter in der kanadischen Provinz.
Unaufhörlich fallender Schnee.
Stromausfall im ganzen Land.
Ein Dorf, das von der Außenwelt abgeschnitten wird.
Endzeitstimmung.
Ein schwerer Autounfall.
Eine Notoperation, in der die Beine des Verletzten nur notdürftig zusammengeflickt werden.
Die Dorfgemeinschaft beschließt, dass der ältere, ebenfalls im Dorf gestrandete Matthias, in seiner Hütte das Unfallopfer pflegen soll, bis der Schnee schmilzt.
Matthias willigt nur deshalb ein, weil er im Gegenzug mit Lebensmitteln versorgt wird und weil ihm ein Platz im einzigen Bus versprochen wird, der im Frühjahr Richtung Stadt aufbricht.
Bis zur Schneeschmelze vergehen Monate.
Lebensnotwendiges, Nahrung, Medikamente und Holz, wird knapper.
Die Spannung zwischen den beiden ungleichen und wortkargen Männern, die dazu gezwungen sind, auf wenigen Quadratmetern zusammenzuleben, steigt zunehmend.
Misstrauisches und argwöhnisches Beäugen, zunehmendes Vertrauen, Mitgefühl, Hilfbereitschaft, Feindseligkeit, Gereiztheit, Aggression, Hass... das Gefühlschaos ist trotz zeitvertreibendem Schachspiel spürbar.
In dem Raum, den sich die beiden teilen, spielt sich letztlich ein Psychothriller ab.
Die Emotionen schwelen und gären und die beiden Männer sind miteinander ans Haus gefesselt und voneinander abhängig.
Sie müssen einander aushalten.
Eine Parallele zur aktuellen Corona-Krise, in der sich genau das nicht selten abspielt?
Tragödien zwischen Menschen und in Familien, die für lange Zeit auf engstem Raum miteinander zurechtkommen müssen, weil die Umstände es fordern...
Ich kann nachvollziehen, dass dieser zweite Roman des kanadischen Autors Christian Guay-Poliquin mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.
Es ist ein intensiver, dichter, anschaulicher und eindrücklicher Roman, ein schmerzhaft schönes Stück Literatur.
Mit wenigen Worten und einer klaren, präzisen und zugleich poetischen, fast lyrischen Sprache erschafft der Autor klare Bilder.
Er zeigt eindrücklich sowohl die Schönheit, als auch die Grausamkeit der Natur und vermittelt die Atmosphäre wunderbar.
Man spürt Verlangsamung, Langeweile und Spannung in der Hütte.
Aber auch die vom Kamin ausgehende Wärme, die im Kontrast zu der draußen wütenden Kälte und Naturgewalt herrscht.
„Das Gewicht von Schnee“ ist ein berührender, psychologisch tiefgründiger und stimmiger und raffinierter Roman...gleichermaßen verzaubernd und verstörend wie hypnotisch und aufrüttelnd.
Beeindruckend und lesenswert!