Inhaltsbeschreibung
Amerika im 21. Jahrhundert.
Die neue Regierung ordnet an, dass Frauen nur noch 100 Wörter am Tag sprechen dürfen.
Was anfangs wie ein Witz klingt, ist bittere Wahrheit.
Jean muss ihren Beruf als Wissenschaftlerin aufgeben.
Ihre Tochter darf in der Schule nicht mehr Lesen und Schreiben lernen.
Sie und alle anderen Mädchen werden ihrer Stimmrechte beraubt.
Doch Jean will sich ihre Stimme zurückerobern und erhält eine Gelegenheit dazu …
Meinung
Vorsicht, dies wird eine Rezension, die definitiv mehr als 100 Wörter enthält! ;)
Christina Dalcher ist mit ihrem Debüt ein sehr spannender und erschreckender Roman gelungen, der mich von den ersten Minuten an, fesseln konnte.
Die Geschichte wird von Jean in der Ich-Perspektive erzählt.
Jean ist eine erfolgreiche Wissenschaftlerin, Ehefrau und Mutter von vier Kindern und kann es kaum glauben, als die Regierung Frauen jeglicher Rechte beraubt und sie nur noch 100 Wörter am Tag sprechen dürfen. Überschreiten sie diese Grenze wird es schmerzhaft.
Erschreckend fand ich, wie schnell diese Absurdität für Familien zum Alltag wurde und Frauen zurück an den Herd und in die Rolle des liebenden schwachen Geschlechts wurden.
Noch erschreckender und einer der wenigen Punkte, die mich an diesem Roman wirklich störte, war die Tatsache, dass im Grunde wirklich nur sehr wenige Männer, hier gut wegkamen.
Dies fand ich persönlich zu überzogen und unrealistisch auch wenn es den Spannungsbogen erhöhte und bewusst aufzeigte, wie schnell Fanatismus und Diskriminierung durch die Politik und Religion ausarten können.
Christina Dalcher beschreibt die Situation mit einer beklemmenden Atmosphäre sehr bildhaft und detailliert und so fiel es mir noch leichter, mir diese unglaublichen Zustände vorzustellen, was diese Geschichte noch viel gruseliger macht.
Auch die Charakterzeichnung fand ich , obwohl sie teils sehr klischeebehaftet war, eben wie bereits oben erwähnt, bis auf die meisten Männer sehr gut gelungen.
Die Hauptfigur war mir überwiegend sympathisch weil sie Ecken und Kanten hat, und ich nahm ihr ab, dass sie in ihrer Rolle erst einmal wachsen musste.
Auch die Entwicklung ihrer Kinder fand ich sehr interessant.
Nur mit den männlichen Charakteren konnte sie mich einfach nicht so recht überzeugen. Ich hatte das Gefühl, hier gab es nur schwarz-weiß denken aber keine Grautöne.
Entweder waren die Männer schlecht oder die wenigen Ausnahmen ausnahmslos gut, doch mir fehlte im Laufe der Handlung irgendwie ein Mittelding, was die Geschichte für mich noch glaubhafter gemacht hätte.
Doch kommen wir nochmal auf Jean zurück.
Was mich für die Hauptfigur noch mehr begeistern ließ, war die Tatsache, dass Andrea Sawatzki diese ungekürzte Lesung vorliest und ich fand, dass sie perfekt zu Jean passte.
Ihre angenehme und teils energische Stimme passte sich perfekt Jeans Emotionen an und sie konnte sie glaubhaft verkörpern.
Die Auflösung der Geschichte fand ich soweit gut gelungen, allerdings störte mich der zu rasche Ablauf etwas. Ich kann es nicht benennen aber mir fehlte zum Schluss das gewisse Etwas im Finale, dass ich nach der spannenden und umfangreichen Handlung erwartet hätte.
Fazit
„Vox“ ist beklemmend und erschreckend gut. Trotz kleiner Kritikpunkte konnte mich die mich die bedrohliche Atmosphäre bis zum Schluss begeistern und regte auch während den Hörpausen intensiv zum Nachdenken an.
Ich denke, dass dieses Buch oder Hörbuch auch gut für gemeinsame Leserunden eignet weil es viel Raum für Diskussionen gibt.