Saison in Cannes
Christine Cazon lässt ihren Ermittler Leon Duval nun schon zum sechsten Mal an der Côte d’Azur ermitteln. Ich kenne nicht jeden Band, habe sie wohl auch nicht in der Reihenfolge gelesen, war aber ganz ...
Christine Cazon lässt ihren Ermittler Leon Duval nun schon zum sechsten Mal an der Côte d’Azur ermitteln. Ich kenne nicht jeden Band, habe sie wohl auch nicht in der Reihenfolge gelesen, war aber ganz schnell wieder im Geschehen.
Cannes, die Stadt der Reichen und Schönen, hat auch noch andere Seiten. Da sind die Fischer, die von der Stadtverwaltung eher als malerische Staffage im Hafen gesehen werden. Die Konflikte zwischen Strandbesuchern und Yachtbesitzern sind vorprogrammiert.
Raphaël Picoult, ein junger Fischer, der wie viele andere einen zweiten Job zum Überleben braucht, wird tot in einem Ferienappartement aufgefunden. Neben der Waffe ein Abschiedsbrief an seine Geliebte. Ein klarer Fall – bis Duval erkennt, wer Raphaëls Geliebte war.
Der Leser weiß zu diesem Zeitpunkt schon mehr, denn er war Zeuge der letzten Lebensminuten des jungen Mannes. Deshalb hatte ich mir eigentlich keine große Spannung mehr erwartet, sondern dachte, dass es sich nun auf die Klärung des Falles und die Ermittlerarbeit beschränkt.
Aber schnell stellte sich heraus, dass sich die Autorin einige ganz gelungene Wendungen ausgedacht hat, die mir ganz gut gefallen hat.
So führt der Kriminalroman bald auch in die private Vergangenheit von Duval und es scheint sich plötzlich eine ganz neue Deutung zu ergeben. Dadurch zieht die Spannung auch in der zweiten Hälfte des Krimis noch einmal an.
Gefallen hat mir das durchaus realistische Setting. Cannes im Schnittpunkt zwischen Touristen und Einheimischen, zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Dazu kommen sehr schöne Exkursionen in das Savoir Vivre des Südens, seiner Landschaft und seiner Küche. Cazon beherrscht das Genre perfekt und liefert einen grundsoliden Kriminalroman, der für mich in das Genre der „Urlaubskrimis“ passt. Also perfekt als Lektüre für Côte d’Azur Urlauber oder für die kleine „buchige“ Auszeit zwischendurch, ohne ganz besonders herauszuragen.
Ein klassischer Krimi, der erst verhalten beginnt, aber dann mit interessanten Wendungen überrascht.