Als ich vor wenigen Wochen das Buch "Rummel im Plänterwald" in den Händen hielt, muss ich gestehen, hab ich mich schon gefragt, was ich von einem Buch über einen Freizeitpark erwarten soll. Zumal ich nie der Freizeitparkgänger war, geschweige denn ich keinerlei Vorstellung hatte, wie es in einem Freizeitpark zu Zeiten der Mauer ausgesehen haben könnte. Doch dieses Werk war für mich eine Zeitreise: eine geschichtliche Reise, aber auch eine sehr persönliche Reise durch einen Park, der vielen Menschen durchaus einiges bedeutet hat.
Die Autoren haben hier sehr liebevoll die Geschichte des Parks erzählt, ohne einen mit zu vielen und vor allem langweiligen Details zu erschlagen. Zu Beginn der jeweiligen Kapitel werden die wichtigsten Fakten zusammen gefasst, was sich z. B. in welchem Jahr geändert hat. So wird man als Leser mit auf die Reise genommen, wie der Park geplant wurde, und welche Pläne tatsächlich ausgeführt wurden oder im Sande verliefen. Besonders gut haben mir die Übersichtspläne gefallen, mit denen man genau verfolgen konnte, welche Attraktionen zu den bereits vorhandenen hinzugekommen sind, bzw. welche bereits vorhandenen Attraktionen umgezogen wurden, und so hatte man einen direkten Vergleich. Auch die Baupläne waren sehr interessant, auf denen man erkennen kann, über welche Führungsschienen die Wasserattraktionen liefen.
Flade & Co. führen einen durch den Park, erzählen persönliche Anekdoten, und untermauern diese Erinnerungen mit Bildern, die nicht nur sie selber gesammelt haben, sondern auch von vielen anderen Mitbesuchern zugetragen wurden. Viele Fahrgeschäfte werden vorgestellt. Interessanter Fakt: ich habe mir nie weiters Gedanken darüber gemacht, wie ein Freizeitpark an seine Fahrgeschäfte kommt, oder was mit diesen passiert, wenn ein Park geschlossen wird. Viele Fahrgeschäfte wurden z. B. verkauft und mit einer neuen Lackierung und Namen in anderen Parks weiterverwendet. Ein trauriger Fakt jedoch ist, dass einige Attraktionen dem Vandalismus und dem zeitlichen Zerfall zum Opfer fielen.
Geschichtliche Facetten wurden ebenso eingearbeitet. So wurden die politische Lage, sich bewusst vom Westen abzusetzen, und z. B. eigene Maskottchen zu schaffen, ebenso angesprochen, wie die weitere Ausrichtung nach der Wende.
Mir gefällt, dass hier auch eine gewisse persönliche Note im Buch wiedergespiegelt wird. Es ist wirklich beeindruckend, wieviele Geschichten der Rummel am Plänterwald geschrieben hat. Die Geschichte der Familie Witte, die sich jahrelang um den Park gekümmert hat. Oder die Geschichte des Clownsduos Hops und Hopsi, das jahrelang ein fester Bestandteil im Park war und nun vom Autor Christopher Flade in zweiter Generation weiter geführt wird. Viele Besucher können Anekdoten beitragen und haben ihre Informationen mit den Autoren geteilt.
Auch nach Schließung des Parks wurden von Christopher Flade noch Führungen im Park angeboten, die rege besucht wurden.
Lassen wir uns überraschen, wie das Areal in der Zukunft genützt wird: es bleibt spannend.
Wer einmal im Plänterwald war, findet hier ein liebevoll Gestaltetes Erinnerungsbuch. Und wer sich näher mit Freizeitparks oder der Geschichte einer Attraktion Berlins vor und nach der Wende beschäftigen möchte, sei dieses Buch wärmstens zu empfehlen.