Ein Stück deutscher Geschichte
Nach dem Kriegsende müssen Silke und Rosemarie ihre Heimatstadt Danzig verlassen. Zuerst wurden sie als Flüchtlinge einem Bauer zugewiesen, bei dem sie für Kost und Logis arbeiten sollten. Aber als sie ...
Nach dem Kriegsende müssen Silke und Rosemarie ihre Heimatstadt Danzig verlassen. Zuerst wurden sie als Flüchtlinge einem Bauer zugewiesen, bei dem sie für Kost und Logis arbeiten sollten. Aber als sie auch von dort fliehen müssen, entscheiden sie sich für Hamburg, eine Stadt, die Silke während ihres Besuchs vor dem Krieg sehr begeistert hat.
In dem jetzt von Briten besetzten Hamburg kann man nur mit dem Schwarzhandel überleben; die Essensmarken sind knapp, die Rationen unzureichend, die Unterkünfte nicht vorhanden. Nur wer über die nötigen Kontakte verfügt und den Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt beherrscht, kann überleben. Mit viel Glück gelingt es den Schwestern in der zerbombten Stadt den Fuß zu fassen, die wahren Freunde und Unterstützer zu finden. Mit deren Hilfe versuchen Silke und Rosemarie ihr Leben neu zu gestalten.
In ihrem Buch „Der schwarze Winter“ erzählt Clara Lindemann über den schlimmsten Winter nach dem Kriegsende im Hamburg. Es sind lange eisigkalten Monate voller Hunger, Leid und Entbehrung. Obwohl der schreckliche Krieg längst zu Ende ist, dauert der Kampf ums Überleben weiter an. Es mangelt am Essen, Kohle und Unterkunft; die Menschen frieren, leiden Hunger und leben in Trümmern. Nur der Stärkste oder der Skrupelloseste hat die besten Chancen.
Besonders Frauen und Kinder leiden unter diesen Umständen. Am Beispiel von zwei mutigen und tüchtigen Protagonistinnen des Romans, Silke und Rosemarie, konnte ich erfahren, wie schwer das Leben und der Kampf um das tägliche Brot damals war. Silke, die vor dem Krieg eine angesehene Geschäftsfrau war, trifft jetzt in Hamburg auf Männer, die Frauen als Geschäftspartnerinnen nicht akzeptieren wollen.
Der Roman von Clara Lindemann ist nicht nur eine spannende Geschichte eines Neuanfangs in einer extrem schwierigen Zeit. Die Autorin befasst sich auch mit der deutschen Vergangenheit, mit der NS-Zeit, mit der Spaltung der Gesellschaft und mit dem Kriegsverbrechen, und liefert traurige Bilder der vergangenen Realität, die zu Herzen gehen.
„Der schwarze Winter“ hat mir ein Stück deutscher Geschichte nähergebracht. Spannend geschrieben! Lesenswert!