Klappentext:
Stell dir vor, du triffst den Mann deiner Träume - und dann findest du heraus, dass er der eine ist, in den du dich nicht verlieben solltest...
Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch bereits vor einigen Tagen beendet, musste mir aber erst etwas Zeit lassen, um meine letzendliche Meinung zu bilden.
Schon während des Lesens habe ich gemerkt, dass mich die Geschichte von Merit und ihrer Familie nicht so packen konnte, wie es für CoHo-Bücher üblich ist. Bei ihren anderen Büchern habe ich mich sehr schnell mit den Protagonisten identifizieren können und Sympathie zu den verschiedenen Charakteren aufgebaut. Hier war es anders: Merit fand ich eher nervig und manchmal ziemlich fies und ichbezogen. Zum Ende hin, hat sich das Ganze zwar verbessert, aber so richtig warm wurde ich nicht mit ihr.
"Wenn die Stille ein Fluss wäre, dann wäre deine Zunge das Boot." (S. 62 ~ Sagan)
Die ganze Familiengeschichte fand ich verzwickt und verwirrend. Es waren einfach zu viele Geschichten, die in einem Buch angeführt wurden. Jeder Charakter hatte seine eigene Geschichte, aus der man sicher ein eigenes Buch schreiben könnte. Da ich aber auch zu Honor, Merits Zwillingsschwester, ihrem Bruder Utah sowie den anderen Familienmitgliedern keine sonderlich starke Bindung während des Lesens verspürt habe, gingen mir auch ihre einzelnen Geschichten nicht sonderlich nahe. Die Geheimnisse, die im Verlauf der Geschichte aufgedeckt wurden, hätten entweder weggelassen oder stärker ausgebaut werden sollen. Sie haben den Fokus von Merits ganz eigener Geschichte genommen.
"Es kotzt mich an, dass ich Sagan - ganz egal, wie sehr ich dagegen ankämpfe - jeden Tag ein bisschen mehr mag." (S. 82 ~ Merit)
Die Handlungsstränge rund um die Familie Voss hatten bestimmt den Sinn Merit besser zu verstehen und sich mit ihr identifizieren zu können. Bei mir ist aber Gegenteiliges aufgetreten: Merit hat meiner Meinung nach ihr Verhalten selbst dadurch gerechtfertigt, dass sie in einer kaputten Familie aufgewachsen ist. Sie stellt sich als Opferlamm dar, anstatt zuzugeben, dass sie nicht die klügsten Entscheidungen trifft und sich oft echt total daneben benimmt.
"Ich mag dich definitiv genug, um dich küssen zu wollen, glaub mir. Aber ich wollte, du könntest dich selbst so sehr mögen, wie ich dich mag." (S. 246 ~ Sagan)
Die einzigen drei Charaktere, die ich ganz gerne hatte, waren Sagan, Luck und Moby.
Leider habe ich allerdings über Sagan und Luck nicht genug erfahren, um sie wirklich in mein Herz schließen zu können. Bei beiden hätte mich ihre Vergangenheit viel mehr interessiert als diese verwirrenden Geschichten über Merits Eltern und ihren Bruder Utah.
"Du bist nicht diejenige, die entscheiden kann, was dein Leben anderen Menschen wert ist."
(S. 246 ~ Sagan)
Zum Ende hin wurde das Buch besser. Wo es sich anfänglich ganz schön gezogen hat, war mir das Ende jedoch zu schnell. Merits Probleme, die wirklich ernst sind, wurden nicht auf die Art behandeln, wie ich es mir gewünscht hätte. Zu was sie sich im Laufe des Buchs entschieden hat, war wirkich gravierend, aber wurde irgendwie heruntergespielt. Letzendlich beschloss die Familie Voss eine Gruppentherapie zu beginnen. Aber das wars? Ich finde, dass das Thema nicht genug Platz in diesem Buch gekommen hat. Es gab so viele Erzählschränge, sodass das "Hauptthema" nicht auf die Weise behandelt werden konnte, wie es es verdient hätte.
"Zu sagen, dass ich mich verliebt hätte, wäre noch untertrieben. Richtiger ist, dass ich ihm verfallen bin. Mit Haut und Haaren. Ohnmächtig ausgeliefert." (S. 307 ~ Merit)
Fazit:
"Die tausend Teile meines Herzens" hat mich leider ziemlich enttäuscht. Bei Colleen Hoovers Charakteren bin ich gewöhnt, dass mich ihre Geschichten ab der ersten Seite packen und ich mit ihnen mitfühle. Hier viel es mir wahnsinnig schwer, mich mit ihnen zu identifizieren und mich in sie hinein zu versetzen.
Für mich waren es einfach zu viele Themen, die in einem Buch angesprochen wurden. Aber anstatt die Themen dann zumindest richtig herauszuarbeiten, wurden sie nur angebrochen. Ich als Leser war von den vielen Geschichten einfach nur verwirrt. Und wenn ich mich dann endlich auf einen Charakter konzentriert habe, ging es schon um etwas anderes. Einfach alles zu viel.
Zudem hat mir leider an dem Buch auch nicht gefallen, wie wirklich ernste Themen behandelt wurden. Ich hatte leider das Gefühl, dass sie Probleme der Charaktere auf die leichte Schulter genommen wurden und humorvoll versucht wurde die Ernsthaftigkeit zu umgehen.
Ich hätte mich gerne auf ein Hauptthema konzentriert und diesen Charakter dann auch wirklich gerne richtig kennen gelernt.
Normal sind meine Bücher voller Post-its, um die schönsten Zitate schnell zu finden. Hier musste ich wirklich genau beim Lesen aufpassen, dass ich die Textstellen, die mich berührt haben, nicht überlese. Zum Glück habe ich sehr aufmerksam gelesen und sogar einige schöne Zitate gefunden. Trotzdem musste ich feststellen, dass es längst nicht so viele Post-its sind, wie ich es von CoHo-Büchern gewohnt bin. So schade!
Diese Rezension zu schreiben und nicht viel Gutes zu schreiben, fällt mir wahnsinnig schwer. Colleen Hoover hat mit ihren anderen Büchern einen Platz in meinem Herzen und ich hoffe, dass sie mich bei ihrem nächsten Roman wieder restlos überzeugen kann.
"Nicht jeder Fehler muss Konsequenzen nach sich ziehen. Machmal muss er auch nur vergeben werden." (S. 277)