Neue Familiensaga um ein Weingut in der Toskana
Mit ihrem neuersten Roman reist Constanze Wilken diesmal nicht nach Wales, sondern in die sonnige Toskana. "Die Frauen der Villa Fiore - Guilias Geschichte" ist der Auftakt einer Reihe rund um die Schwestern ...
Mit ihrem neuersten Roman reist Constanze Wilken diesmal nicht nach Wales, sondern in die sonnige Toskana. "Die Frauen der Villa Fiore - Guilias Geschichte" ist der Auftakt einer Reihe rund um die Schwestern Massinelli. Im ersten Band dreht sich alles um die älteste Tochter Giulia, die seit Jahren in den USA lebt. Nach einem beruflichen und privaten Schicksalschlag kehrt sie in den Schoß der Familie zurück. Die Beziehung zu ihrem Vater Lorenzo ist und war immer schon schwierig. Er macht es Giulia auch alles andere als leicht, denn er verstand nie, warum seine älteste Tochter nichts für das Weingut übrig hatte und lieber Wirtschaftsprüferin wurde.
Doch auch Giulia muss erst ihre Wunden lecken, bevor sie sich über ihre weitere Zukunft den Kopf zerbrechen kann. Das passiert jedoch schneller als geplant, denn jemand will dem Weingut, das sich auf biologischen Anbau spezialisiert hat, schaden. Es häufen sich Unfälle und Fehler. Als Frau vom Fach bemerkt sie schnell, dass die finanzielle Lage ebenfalls allles andere als rosig ist. Gemeinsam mit dem amerikanischen Önologen Paul Reed versuchen die Massinellis besten Wein zu produzieren und dem Saboteur auf die Schliche zu kommen....
Constanze Wilken hat sich enormes Wissen über den biologischen Weinbau für diesen Roman zugelegt und perfekt recherchiert. Als Leser erfährt man sehr viel über die Herstellung und den Anbau von Wein. Die Autorin lässt dieses Wissen verständlich und nebenbei miteinfließen, sodass man selbst als Laie keinerlei Probleme hat. Als Leser lernt man auch die Aufgaben eines Önologen und Flying Winemakers kennen. Obwohl ich nur unweit einer Weinregion wohne, war mir dieser Beruf unbekannt. In einem kleinen Nebenstrang erfährt man mehr über Paul, der nicht nur als Önologe arbeitet, sondern selbst ein kleines Weingut in Kalifornien besitzt.
Besonders gelungen ist die landschaftliche Beschreibung der Toskana. Mit dem wunderbaren Cover im Kopf träumt man sich in die hügelige Weinlandschaft und spürt die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut. Mit dem Nebenstrang zu Pauls Geschichte spazieren wir als Leser auch durch das kalifornische Nappa Valley, wo Paul seinen eigenen Wein herstellt und dessen Weingut von seinem Großvater Noah betrieben wird.
Etwas Spannung bringen auch die Sabotageakte und ein Familiengeheimnis in die Geschichte. Und die Liebe kommt ebenfalls nicht zu kurz. Trotzdem zieht der Roman erst nach der zweiten Hälfte so richtig an, mit der Folge, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die erste Hälfte fand ich hingegen noch zum eingwöhnen in die Geschichte. Hier fehlte es mir noch ein bisschen am gewissen Etwas.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet. Bei Giulia brauchte ich ein bisschen und musste mich erst an sie "gewöhnen". Doch bald verstand ich ihren Zwiespalt und ihr Problem den Platz in ihrer Familie wiederzufinden. Die Streitereien mit ihrem Vater und die oftmaligen Zurückweisungen von seiner Seite aus, taten mir im Herzen weh. Beide Figuren sind aber auch ziemlich stur...
Hingegen sind mir Paul und Noah sehr schnell ans Herz gewachsen. Paul ist ein besonnener und ehrlicher Typ, der für seinen Beruf lebt. Bianca und Milena, Giulias Schwestern, bleiben noch etwas blass. Ihnen wird aber jeweils ein weitere Band rund um die Familie Massinelli gewidmet, deswegen denke ich, dass dies gewollt ist. Trotzdem erkennt man schon, wofür die beiden Schwestern brennen: für gute Küche und Pferde.
Was ich ein bisschen vermisste war das für mich typisch italienische Flair und das Temperament der Italiener. Man hatte zwar wunderbare bildhafte Beschreibungen der italienischen Landschaft, aber bei den Figuren hätte ich mir noch ein bisschen mehr Power gewünscht. Einzig Nonna Teresa hatte mehr als genug davon ;)
Das Ende bleibt ein bisschen offen, wobei es schon den Wink mit dem Zaunpfahl gibt, dass dieser Roman nicht alleinstehend sein wird. Ich freue mich schon auf Biancas Geschichte!
Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr bildhaft, blumig und lässt sich sehr gut lesen. Nochmals besonders hervorheben muss ich die bildgewaltige Darstellung der Location. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.
Fazit:
Ein netter Auftakt einer dreiteiligen Familiensaga in der sonnigen Toskana, der sich für mich erst ab der Hälfte so richtig entfalten konnte. Wunderbare bildhafte Beschreibungen der Landschaft und authentische Charaktere runden die Geschichte um den Weinanbau und die Herstellung des kostbaren Tropfen ab. Kleine Spannungselemente und eine (vorhersehbare) Liebesgeschichte sind noch das Topping des Ganzen.