Gerücht ist der Klage Anfang (Sprichwort)
Es ist eine ländliche Idylle, die anno 1932 im kleinen bayerischen Dorf zu finden ist, alle halten zusammen und sind eine eingeschworene Gemeinschaft, Diese Ruhe und Beschaulichkeit wird regelrecht zerfetzt, ...
Es ist eine ländliche Idylle, die anno 1932 im kleinen bayerischen Dorf zu finden ist, alle halten zusammen und sind eine eingeschworene Gemeinschaft, Diese Ruhe und Beschaulichkeit wird regelrecht zerfetzt, als mysteriöse Morde geschehen. Schnell steht fest, dass ein Wolf sein -Unwesen treibt...aber ist es wirklich ein Tier, das seine Opfer so grausam zurichtet ? Der Gemeinderat muss handeln und das schnell, denn ein Gerücht jagt das nächste....
Es gibt wenige Bücher, die so grausam sind und bis ins Mark erschüttern, doch Daniel Alvarenga spielt sein psychologisches Spiel fast bis zur Perfektion und zeigt seinen Leser:innen, was passiert, wenn sich ein ganzes Dorf wie eine Wand gegen einen einzelnen Menschen stellt. Dabei kehrt der Autor die Machtpositionen einiger erlauchten Dörfler sehr schön aus und zeigt, wie sich dieses Ansehen schnell in manipulative Gesten verwandelt.
Zwischen Furcht und Neugierde, Aberglaube und rationellem Denken mischen sich die Leser;innen unter die Bewohner:innen des Dorfes und werden so ein Teil der Geheimnisträger:innen, die immer tiefer in den Strudel aus menschlichen Abgründen, Verzweiflungstaten und Verunsicherung mit hineingezogen werden.
Die Figuren sind vielschichtig angelegt, vermitteln sowohl ihre Bigotterie als auch ihre manchmal eher einfältige Denkweise sehr glaubhaft und bieten immer wieder einen Nährboden für Ängste und Abgründe. Das gesprochene Wort, einmal in die Welt gesandt und als Gerücht verbreitet, kann nicht zurückgenommen werden und richtet im Verlauf der Handlung mehr Schaden als, als gut für das kleine Dorf ist. Hinter jeder Ecke, jedem Gässchen und jedem Winkel lauern Misstrauen und Verrat und bald können weder Provinzler:innen noch Leser:innen sich sicher sein, wem man noch sein Vertrauen schenkt.
Es geht hart zu im Buch und einige Szenen sind so grausam, dass sich mir ab und zu der Magen dreht...harter Tobak und nichts für zarte Gemüter. Das Grauen bekommt durch die Dorfbewohner;innen eine menschliche, wenn auch sehr verzerrte Fratze und zeigt, wie stark eine Gruppendynamik das eigene Tun und Handeln beeinflusst, wenn der Weg zurück zur Wahrheit unmöglich scheint.
Ein paar Ungereimtheiten bleiben dennoch offen im Raum stehen, die leider keine Auflösung finden und auch die Rolle der Kirche, gerade zum Ende des Buches, erscheint klischeehaft und recht überspitzt dargestellt. Solide 4 Sternchen für einen Krimi, der einem die Haare zu Berge stehen lässt.